Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Globaler Klimawandel
Die Welt steht vor dem Sprung über die 1,5-Grad-Marke

In El-Niño-Jahren kommt es in Peru, wie hier in Trujillo, häufig zu Überschwemmungen. In anderen Weltregionen wie zum Beispiel in Südostasien ist es dafür aussergewöhnlich trocken.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Das Jahr 2016 setzte einen Rekord, der bis heute gültig ist. Um rund 1,2 Grad Celsius war es 2016 im globalen Jahresschnitt wärmer als zu Beginn der Industrialisierung; keines der folgenden Jahre war heisser. In den kommenden fünf Jahren werde die Erderwärmung aber einen Sprung machen – in bislang unbekannte Temperaturbereiche, erklärt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in ihrer Prognose für die Jahre 2023 bis 2027. Um 1,1 bis 1,8 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit dürften sich die Jahresmitteltemperaturen in den kommenden fünf Jahren erhöhen. «Der Klimawandel vollzieht sich schrittweise, nicht linear», sagt der Leiter der Analyse, Leon Hermanson vom britischen Wetterdienst Met Office.

Eines der kommenden fünf Jahre dürfte demnach fast sicher wärmer werden als 2016 und damit einen neuen Rekord setzen, prognostiziert die WMO auf Basis von Klimamodellsimulationen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent wird sogar mindestens eines dabei sein, das mehr als 1,5 Grad Celsius wärmer ist, als es zu Beginn der Industrialisierung normal war.

Die Meteorologen betonen, dass damit noch nicht die Grenzmarke gerissen wäre, auf die man sich 2015 in Paris verständigt hatte: Der Klimavertrag bezieht sich auf ein langjähriges Mittel von 1,5 Grad, das nicht überschritten werden soll, nicht auf einzelne Ausreisser. Ein so warmes Jahr würde aber zeigen, wie nahe die Welt dieser Grenze bereits gekommen ist.

«Wir werden uns immer weiter von dem Klima entfernen, an das wir gewöhnt sind.»

Leon Hermanson, britischer Wetterdienst Met Office

Als Grund für den erwarteten Sprung nennen die Meteorologinnen und Meteorologen neben der Erderwärmung das Klimaphänomen El Niño, das periodisch im tropischen Pazifik auftritt. Im Gegensatz zu seiner Antagonistin La Niña, welche seit drei Jahren dominiert hat, treibt El Niño die Temperaturen zeitweise nach oben. Die WMO rechnet damit, dass El Niño in den kommenden Monaten aufziehen wird.

Dies dürfte der globalen Erderwärmung einen Extraschub verleihen. Aber auch ohne El Niño wird sie fortschreiten. «Die globalen Durchschnittstemperaturen werden den Prognosen zufolge weiter ansteigen, und wir werden uns immer weiter von dem Klima entfernen, an das wir gewöhnt sind», sagt Hermanson. Das werde weitreichende Folgen für die Gesundheit, die Ernährungssicherheit, das Wassermanagement und die Umwelt haben.

Die Auswirkungen von El Niño auf Europa sind eher schwach

Allerdings erwärmen sich nicht alle Regionen der Erde gleichermassen. So wirkt sich etwa das El-Niño-Phänomen vor allem auf die Pazifikregion aus. «Die Auswirkungen auf Europa sind eher schwach», sagt der Klimaforscher Mojib Latif vom Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Hier fallen andere Klimaphänomene stärker ins Gewicht, etwa die Atlantische Multidekadische Oszillation (AMO), also Schwankungen in der Oberflächentemperatur des Atlantiks. «Leider gibt es für diese Region erhebliche Unsicherheiten», erklärt Hermanson.

Grosse Unterschiede gibt es weltweit auch in den Niederschlägen: Überdurchschnittlich viel Regen in den Monaten Mai bis September prognostiziert die WMO in den kommenden Jahren für die dürregeplagte Sahelregion, für den Norden Europas, für Alaska und den Norden Sibiriens. Mit weniger Regen müssten hingegen das Amazonasgebiet und Teile Australiens rechnen.

Dass sich die Erde in Sprüngen erwärmt, hängt mit der Erhebung der Temperaturen in Oberflächennähe zusammen. Sie werden von natürlichen Klimaschwankungen wie La Niña und El Niño überlagert. Ein besserer Indikator für die Klimaerwärmung ist Hermanson zufolge der Ozean, der 90 Prozent der Wärme aufnimmt, die durch den menschengemachten Klimawandel entsteht. Insbesondere in den obersten 2000 Metern gehe die Kurve fast stetig nach oben. Die scheinbare «Verschnaufpause» der vergangenen Jahre war also nur geliehen – von den Ozeanen.

Newsletter
Celsius
Erhalten Sie die wichtigsten Hintergründe und Analysen rund um Klima und Wetter.

Weitere Newsletter