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Klima, Diversität, Inklusion
Trump-Regierung hat Fragen zu Forschungsprojekt an ETH Zürich

Herbstansicht der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich mit einer Statue im Vordergrund.
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In Kürze:
  • Die ETH Zürich hat von den US-Behörden einen Fragenkatalog erhalten.
  • Es geht um ein Forschungsprojekt, das finanziell von den USA unterstützt wird.
  • Die US-Regierung prüft Projekte weltweit auf ihre Vereinbarkeit mit Trumps politischer Agenda.
  • Die Schweizer Politik zeigt wenig Verständnis für politische Einflussnahme.

Die ETH Zürich hat von den US-Behörden einen Fragebogen erhalten, mit dem abgeklärt werden soll, ob eines ihrer Forschungsprojekte mit den Vorstellungen von US-Präsident Donald Trump kompatibel ist. Weder zum Inhalt des Projekts noch zu den konkreten Fragen will die ETH Auskunft geben – zum Schutz der Beteiligten, schreibt die «NZZ am Sonntag», die zuerst über den Fall berichtete. So viel ist aber klar: Die Trump-Administration verlangt Auskunft darüber, ob die Forschung eine nach ihrer Auffassung politische Färbung aufweisen könnte.

«Es geht hauptsächlich um Fragen zur Einhaltung politischer Vorgaben der neuen US-Regierung», zitiert die Zeitung die ETH-Medienstelle. Der Fragebogen sei als vertraulich klassifiziert. Was die Hochschule ebenfalls bestätigt, ist, dass das Forschungsprojekt mit Beiträgen aus den USA finanziert werde.

Die ETH Zürich ist nicht die erste Hochschule, die von der US-Administration zu Forschungsprojekten befragt wird. Diese Woche berichteten Universitäten in Australien, sie seien in den Fokus der US-Regierung geraten. In einigen Fällen seien Forschungsbeiträge aus den USA gekürzt worden, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Andere australische Hochschulen, die Gelder aus den USA erhalten, seien dazu aufgefordert worden, nachzuweisen, ob ihre Forschung mit amerikanischen Interessen im Einklang stünde.

Gender und Umwelt im Fokus

Der Fragebogen, den die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Australien von den US-Behörden erhalten haben, umfasst dem Bericht zufolge 36 Punkte, in denen sie zur Vereinbarkeit ihrer Forschung mit der Agenda von Präsident Trump befragt werden. Dabei gehe es um Themen zu Diversitäts-, Gleichberechtigungs- und Inklusionsprogrammen, denen die Trump-Regierung an den Kragen will. In manchen Fällen hätten die Forschenden nur 48 Stunden Zeit gehabt, um zu antworten.

Vergangene Woche protestierten Klimaforscherinnen und Klimaforscher an der ETH Zürich gegen den Anti-Wissenschaftskurs von Donald Trump. Zum ersten Mal in der Geschichte des Weltklimarates (IPCC) blieben die USA Anfang März einem wichtigen Treffen fern, und im Eilzugtempo entlässt die US-Regierung Tausende Forschende. Diese Woche wurden zudem enorme Kürzungen bei den renommierten Wissenschaftseinrichtungen NOAA und Nasa bekannt. Allein bei der Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA soll jede zehnte Stelle gestrichen werden.

Seit seinem Amtsantritt geht Donald Trump gegen Wissenschaften vor, die er für politisch motiviert hält. So sperrte seine Regierung im Februar Tausende Regierungswebseiten in den USA oder zwang die Betreibenden dazu, Inhalte zu ändern. Vorwiegend waren Portale betroffen, die Daten über Gesundheits- und Umweltfragen enthalten. Das erklärte Ziel: Die Förderung von «Genderideologie» müsse unterbunden werden.

Forschende begannen daraufhin, sich zu organisieren. Sie passten Inhalte in den Webseiten an, damit sie wieder zugänglich gemacht werden konnten. Doch das Trump-Dekret, das zur Sperrung von Seiten mit Inhalten zu Klimaschutz und zur Entfernung umweltrelevanter Inhalte führt, hat unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den USA eine Gegenbewegung ausgelöst.

Folgen in der Schweiz unklar

Auch in der Schweiz ist der Widerstand gegen die Trump-Administration zu spüren. Die ETH Lausanne berichtet gegenüber der «NZZ am Sonntag» von Forschenden, die den USA den Rücken zukehren würden. So würden die ETH Zürich und die ETH Lausanne ein zunehmendes Interesse von Akademikerinnen und Akademikern aus den USA verzeichnen.

Die ETH Zürich will sich dem Bericht zufolge mit anderen Hochschulen absprechen, wie sie auf den Fragebogen reagieren will. Dies, obwohl sie derzeit die einzige Schweizer Bildungseinrichtung ist, die einen solchen erhalten hat. Bislang waren in der Schweiz auch bei internationalen Organisationen in Genf ähnliche Fragebögen aus den USA aufgetaucht, wie die NZZ Anfang Woche berichtete.

Wissenschaft fordert Einschreiten der Politik

Schweizer Politikerinnen und Politiker reagieren auf den Fragebogen, den die ETH Zürich erhalten hat, mit wenig Verständnis. Simone de Montmollin, FDP-Nationalrätin und Präsidentin der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur, fordert ein Einschreiten der Politik, sollte sich das Vorgehen der USA ausweiten. Und die grüne Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber erwartet von der ETH, dass sie gegenüber Druckversuchen standhaft bleibe.

Der Bundesrat wird derzeit für seine Zurückhaltung im Zusammenhang mit der neuen US-Aussenpolitik kritisiert. Vergangene Woche lag der Landesregierung ein Aussprachepapier vor, in dem es primär um den Austritt der USA aus der WHO, dem Klimaabkommen und dem UNO-Menschenrechtsrat ging – und dessen Folgen für den Multilateralismus sowie für das internationale Genf. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter nahm öffentlich zu den Vorwürfen Stellung und versicherte, der Bundesrat würde die Lage ernst nehmen.