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Never Mind the Markets: Theorie zur Teuerung
Die wahre Ursache von Inflation

Was kommt nach der Corona-Krise? Viele warnen vor einer drohenden Inflation.
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Um 4,2 Prozent ist die Inflation in den USA im April im Vergleich zum Vorjahr gestiegen – um 0,8 Prozent im Vergleich zum März. In der Schweiz allerdings nur um 0,2 Prozent. Die US-Daten sind Wasser auf die Mühlen all jener, die vor einer hohen künftigen Inflation warnen.

Entscheidend für die Inflation in Zukunft sind aber die Erwartungen von Unternehmen und Beschäftigten zur weiteren Entwicklung des Preisniveaus. Denn entsprechend passen sie ihre eigenen Preise und Lohnforderungen an.

Gemäss Lehrbüchern spielt dabei die Konjunkturlage eine grosse Rolle. In einem Aufschwung mit einer wachsenden Nachfrage nach Beschäftigten und Gütern wird eine steigende, in einer Lage mit hoher Arbeitslosigkeit eine sinkende Teuerung erwartet. Ein nach der Corona-Krise erwarteter Boom ist ein Grund für die Annahme eines steigenden Preisniveaus.

Nachhaltige Entschlossenheit

Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt allerdings, dass das Preisniveau in Krisen nie so stark gefallen und in Boom-Phasen nie so stark gestiegen ist, wie das gemäss dieser Theorie hätte geschehen sollen. Eine wichtige Erklärung dafür liefert die Forschung der US-Ökonomin Emi Nakamura und ihrer Kollegen: Geprägt wird die Inflation vor allem durch die längerfristigen Erwartungen zur Preisentwicklung. Und diese hängt hauptsächlich von der Ansicht darüber ab, ob die Notenbanken ihr Inflationsziel unter allen Umständen durchzusetzen bereit sind.

Das macht sie am Beispiel von Paul Volcker deutlich. Als US-Notenbankchef gelang es diesem Anfang der 1980er-Jahre, die Inflation von 14,8 auf unter 3 Prozent zu drücken. Die gängige Erklärung bisher: Mit hohen Zinsen hat er die US-Wirtschaft in eine schwere Rezession mit explodierender Arbeitslosigkeit gedrückt, dadurch habe der Preis- und Lohndruck massiv abgenommen. Laut Nakamura war aber vor allem die Entschlossenheit Volkers entscheidend, die er mit der Inkaufnahme hoher volkswirtschaftlicher Kosten unter Beweis gestellt hat. Das hat die Erwartungen so nachhaltig geprägt, dass die Inflation seither trotz aller Konjunkturausschläge verblüffend stabil geblieben ist.

Was aber bedeutet das für die aktuelle Lage?

Wenn die Gewissheit in die Fähigkeit und Entschiedenheit der Notenbanken, die Inflation im Zaum zu halten, anhält, dann werden Ausschläge der Teuerung in nächster Zeit kaum zu einer anhaltend steigenden Inflation führen.

Doch seit mehr als einem Jahrzehnt haben die Notenbanken die Geldschleusen weit geöffnet, um eine Krise zu verhindern. Das dürfte Zweifel daran geweckt haben, ob sie angesichts der hohen privaten und öffentlichen Verschuldung und ihrer Bedeutung für steigende Kurse an den Kapitalmärkten tatsächlich die Zinsen erhöhen und die Geldmenge einzuschränken wagen, wenn Inflation droht. Solche Zweifel sind die grösste Inflationsgefahr.