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Reaktion auf heftige Kritik
Die Unia knickt ein und wird erstmals transparent

Unia-Präsidentin Vania Alleva.
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Erstmals in ihrer Geschichte legt die grösste, mächtigste und lauteste Schweizer Gewerkschaft Unia ihre Bücher offen. Das geht aus einer Einladung an die Medien hervor, welche die Unia am Mittwoch Abend versandte.

«Angesichts des medialen Interesses werden wir am Freitag, 8. Oktober, 9:00 Uhr die Konzernrechnungen der Unia inklusive die Rechnungen der Gewerkschaft Unia auf unserer Homepage aufschalten», kündigt die Unia an. Unia-Präsidentin Vania Alleva und Martin Tanner, Vizepräsident und Finanzverantwortlicher, werden Fragen beantworten.

Nur 129 Delegierte wussten vom riesigen Vermögen

Der Schritt kommt einigermassen überraschend, denn bisher hatte die Unia ihren Mitgliedern und der Öffentlichkeit verschwiegen, wie hoch ihr Vermögen ist. Auch ihre Einnahmen und Ausgaben waren wenig transparent.

Den 180’000 Mitgliedern liess die Unia bislang nur eine äusserst spärliche Erfolgsrechnung zukommen, die auf einem A4-Blatt Platz hat und nur einige Eckwerte enthält. Die vollständigen Jahresberichte wurden bisher nur an die 129 Delegierten versandt.

Fast eine Milliarde Vermögen

Dass die Unia nun Transparenz schafft, ist eine direkte Folge eines Berichts dieser Zeitung. Diese hatte vor einem Monat enthüllt, dass die Unia im Jahr 2015 Liegenschaften, Wertschriften und Bankkonti im Wert von über 567 Millionen Franken besass.

Damit wurde klar: Die Unia ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die finanzkräftigste politische Organisation der Schweiz – ihr Vermögen ist grösser als das aller Parteien, Wirtschaftsverbände und Nichtregierungsorganisationen.

Wenige später doppelte der «Blick» mit einer eigenen Recherche nach: Er beschaffte sich die vollständigen Jahresberichte der vergangenen Jahre. Diese zeigten, dass die Unia Ende vergangenen Jahres Aktien, Obligationen und Immobilien im Wert von 952 Millionen Franken besass. Abzüglich Hypothekarschulden und Abschreibungen blieben immer noch 487 Millionen.

Zudem kontrolliert der Konzern-Unia drei Immobilienfirmen und ist an zwei weiteren beteiligt.

Karikatur: Felix Schaad

Als Folge der beiden Berichte prasselte einige Kritik auf die Gewerkschaft ein. Diese wehrte sich umgehend: Für die Geheimhaltung gebe es «gute Gründe», sagte Unia-Sprecher Serge Gnos. «Denn das Vermögen der Unia ist gleichzeitig auch die Streikkasse.» Deshalb habe man «aus strategischen Gründen kein Interesse, dass alle Akteure genau wissen, wie die Gewerkschaft Unia finanziell aufgestellt ist».

So wie die meisten Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände ist die Unia als Verein organisiert. Daher unterliegt sie – anders etwa als börsenkotierte Firmen – keinerlei Transparenzvorschriften.

Nun sieht es die Unia-Spitze offenbar anders. Über die Gründe für diese Kehrtwende wird Präsidentin Vania Alleva am Freitag bestimmt Auskunft geben.