Kommentar zu AfghanistanDie Taliban kehren zurück
Auch wenn die US-Truppen ein bisschen länger im Land bleiben als geplant: Die islamistischen Taliban zeigen keine Kompromissbereitschaft bei Friedensverhandlungen. Der Westen hingegen ist in diesem Krieg gescheitert.
Die USA bleiben wahrscheinlich ein paar Monate länger mit ihren Truppen in Afghanistan als geplant. Aber am Fazit für diesen Einsatz ändert das nichts: Es geht nur noch um Schadensbegrenzung. Der westliche Einsatz ist endlich, er orientiert sich schon lange nicht mehr an den Gegebenheiten in Afghanistan. Die Taliban werden zurück an die Regierung verhandelt, sie sollen sich mit einem Teil der Macht begnügen. Aber warum sollten sie das tun, wenn die Schutzmächte der afghanischen Regierung deutlich machen, dass sie noch zu einer allerletzten Kraftanstrengung bereit sind, aber nicht dazu, den Einsatz an die afghanische Realität anzupassen?
Die Islamisten haben der Supermacht USA einen Abzugstermin abgerungen.
Grosse Teile des Landes stehen bereits unter Einfluss der Taliban. Die Islamisten haben gefordert, dass Tausende ihrer Kämpfer aus den Gefängnissen freikommen, das haben sie bekommen. Sie haben gefordert, erst nur mit den USA zu verhandeln, und haben der Supermacht einen Abzugstermin abgerungen. Das bringt sie für die Friedensgespräche mit der Kabuler Regierung in eine deutlich bessere Position – sie verzögern, stellen neue Forderungen, zeigen keine Kompromissbereitschaft.
Die Taliban haben 20 Jahre lang – mithilfe der Nachbarstaaten – einer technologisch deutlich besser ausgestatteten Allianz ein militärisches Patt abgetrotzt. Nun nutzen sie dies diplomatisch. Dass sie wieder die Geschicke des Landes mitgestalten sollen, belegt das Scheitern des Westens in diesem Krieg.
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