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Meinung

Gastkommentar zur Energiepolitik
Die Stunde der Windkraft

Windkraft im Einklang mit der Natur: Das Kraftwerk auf dem Mont Soleil.
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Das Tempo dürfte ambitionierter sein, aber unabhängige Fachleute sind sich weitgehend einig: Die Richtung unserer Energiepolitik stimmt. Ihre Ziele sind die verlässliche und wirtschaftliche Energieversorgung unseres Landes durch klima- und umweltfreundliche, erneuerbare, möglichst einheimische Energiequellen und die Senkung des CO₂-Ausstosses auf null bis 2050.

Fotovoltaik, allein auf geeigneten Gebäuden und Fassaden, könnte nach einer aktuellen Studie des Bundesamts für Energie übers Jahr mehr als 100 Prozent unseres Strombedarfs decken. Der Engpass liegt im Winterhalbjahr, wo wir mehr Strom brauchen und die Sonne weniger und schwächer scheint.

Windkraft könnte da einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Stromversorgung leisten. Sie bringt zwei Drittel ihres Jahresertrags im Winterhalbjahr und produziert auch nachts, bei Regen und bei Schnee Strom.
Sowohl in Europa wie auch weltweit wird Windkraft rasant ausgebaut. Alle unsere Nachbarn wie auch Schweizer Stromkonzerne sind im Ausland mit dabei.

Windanlagen sind einfach schön, die perfekte Synthese von Funktion, Hightech und Ästhetik!

Was macht Windkraft so attraktiv? Sie ist umweltfreundlich und sauber – nach einer aktuellen deutschen Studie die umweltfreundlichste Energiegewinnung überhaupt. Windkraft benötigt wenig Platz, ist (am richtigen Standort) hocheffizient, ihre Ökobilanz ist unschlagbar, die Grauenergie ist innert einem halben Jahr wieder eingespielt, eine Neuanlage innert Monaten aufgebaut und in noch kürzerer Zeit wieder spurlos abgebaut. Und Windstrom ist preisgünstig: In der Schweiz liegen die Produktionskosten bei etwa 10 Rappen pro Kilowattstunde und tiefer. Windkraft ist die ideale Partnerin von Sonnenenergie und Wasserkraft.

Und ganz persönlich: Windanlagen sind einfach schön, die perfekte Synthese von Funktion, Hightech und Ästhetik!

Heftige Diskussionen über einzelne Standorte täuschen darüber hinweg, dass Windkraft bei Volksbefragungen nach wie vor sehr beliebt ist. Über 80 Prozent der Abstimmungen zu konkreten Projekten auf Gemeinde- und Kantonsebene gehen für die Windkraft positiv aus.

Die Fülle guter Eigenschaften der Windkraft ist aber auch ihre Achillesferse. Durch ihre Schlüsselposition als Ergänzung zur Fotovoltaik ist sie eine tödliche Konkurrenz fossiler und nuklearer Energieträger. Vor allem deshalb wird sie von grossen Energiekonzernen in der Schweiz und im Ausland seit Jahren vehement und skrupellos bekämpft.

Bei keiner einzigen Vogelart ist die Windkraft für die Bestände relevant.

Besonders schmerzlich aber ist, wenn Vogel-, Natur- und Landschaftsschützer sich gegen Windkraft engagieren. Ja, es gibt leider Vogelschlag an Windturbinen – aber sehr, sehr selten. Dies belegen Studien verschiedener Forschungen, etwa die Progress-Studie und die Paderborner Studie. In Deutschland, wo rund 30’000 Windturbinen drehen, wie auch in anderen Ländern Europas hat beispielsweise der Rotmilan gleichzeitig mit dem Ausbau der Windkraft massiv zugenommen, ebenso wie Uhu, Seeadler, Schwarzstorch und Wanderfalke.

Der deutsche Umweltschutz-Bund, WWF Deutschland und WWF Österreich, das deutsche Bundesamt für Naturschutz, die EU-Kommission und zahlreiche Gewährsleute unterstützen den weiteren Ausbau der Windkraft und kommen zum Schluss, dass bei keiner einzigen Vogelart die Windkraft für die Bestände relevant ist.

Alle grossen Umweltorganisationen, auch Swiss Bird Life und die Stiftung für Landschaftsschutz, haben der Energiestrategie 2050 des Bundes zugestimmt – im Wissen, dass darin der Bau von 700 bis 800 Windanlagen vorgesehen ist. Jetzt fast jedes Windkraftprojekt zu bekämpfen, ist weder fair noch glaubwürdig. Für den Klimaschutz (und damit auch den Arten- und Naturschutz) und eine verlässliche, saubere Stromversorgung gehen so Jahre unnötig verloren. Eine konsensfähige Lösung ist überfällig.

Deshalb mein Vorschlag: gemeinsam ein verbindliches Etappenziel festlegen. Befürworter und Kritiker der Windkraft setzen sich zusammen, legen Standorte für künftige Windanlagen fest (vorbehältlich exakter Messdaten vor Ort). 400 Windanlagen, bis spätestens 2030 realisiert, wären ein guteidgenössischer Kompromiss – und ein bedeutsamer Schritt in eine verantwortbare, enkeltaugliche Zukunft.