WM-Niederlage für die SchweizDer Schweizer Einbruch ganz am Schluss
Neun Minuten vor Schluss steht es 1:1, am Ende verliert Patrick Fischers Team gegen Russland aber mit 1:4 und muss um die Qualifikation für die Viertelfinals bangen.
Plötzlich spielten die Russen wirklich russisch, Sergej Tolchinski zauberte innert 132 Sekunden gleich zwei Mal. Zunächst auf dem Hintern rutschend und einhändig den Puck spielend als Vorbereiter für Pawel Karnaukov – danach von einem Ausrutscher von Jonas Siegenthaler profitierend und mit einem wunderbaren Solo-Tor. Es waren das 2:1 und das 3:1 – sieben Minuten vor Schluss die Entscheidung. Vergessen war der nur vier Minuten vor dem 2:1 von Andres Ambühl ebenfalls «russisch» mit einem blinden Pass durch den ganzen gegnerischen Slot auf Torschütze Nico Hischier ebenso glanzvoll vorbereitete 1:1-Ausgleichstreffer der Schweizer.
Es war wegen dieser turbulenten Schlussphase eine emotionale Achterbahnfahrt und entsprechend bittere Niederlage für die Schweizer. Denn mehr als nur ein halbes Spiel lang hatte das Team von Patrick Fischer sehr gut ausgesehen und war auf Kurs für einen verdienten Punkt – mindestens.
Fricks Debüt und ungewollte Rolle beim 0:1
Es war eine in diesem Spiel seltene Strafe, die das Spiel veränderte und für die Schweiz in schlechte Bahnen lenkte. Kurz nach «Halbzeit» war es gar das erste Mal, dass ein Schweizer auf die Strafbank musste: Verteidiger Romain Loeffel hatte den Puck aus der eigenen Zone über die Bande geschossen – Spielverzögerung. Den Russen gelang kein wirklich gutes Powerplay, doch kurz vor Ende der Überzahl traf Anton Burdasov dennoch. Danach wurden sie immer besser und souveräner.
Es war ein untypisches Powerplay-Tor, erzielt nach einem Solo über das halbe Feld, zuletzt hatte Burdasov mit einer Täuschung Lukas Frick aussteigen lassen. Bitter für den Verteidiger, der gegen die Russen als letzter Schweizer WM-Teilnehmer sein Debüt in Riga gab.
Auch wenn zuvor gegen defensiv starke Russen wirklich gute Chancen Mangelware blieben (das galt umgekehrt indes auch), gelang dem Schweizer Team grundsätzlich eine reife Leistung. Nach nur 12 Sekunden gab es zwar eine Schrecksekunde, als der Schweizer Goalie Reto Berra nach einem bereits parierten Schuss Anton Slepishevs den Puck an den eigenen Pfosten zog. Und die Schweizer brauchten ein paar Shifts, um sich an den Druck und die Intensität des russischen Spiels zu gewöhnen. Doch danach gelang es ihnen immer besser, dem Gegner Paroli zu bieten.
30 Minuten lang viele gute Angriffe
Patrick Fischers Team tat dies nicht bloss mit Aufsässigkeit oder gar destruktivem Spiel. Es setzte auch spielerische Zeichen, hatte bei Spielhälfte sogar ein Mehr an Puckbesitz. Die Schweizer lancierten immer wieder gute Angriffe, die einerseits auf Selbstvertrauen, aber auch auf spielerische Klasse hinwiesen. Es war bemerkenswert, mit welcher scheinbaren Leichtigkeit Fischers Team sowohl im Powerplay und vor allem aber bei Gleichstand auf dem Eis die Mittelzone überwand und regelmässig kontrolliert in die russische Verteidigungszone fahren konnte – das war kaum Teil des Gameplans der Russen …
Das Schweizer Powerplay, das bislang an dieser WM mit neun Toren und einer Erfolgsquote von 45 Prozent (!) das beste des Turniers war, funktionierte ebenfalls gut. Nach zehn Minuten zeigten die Schweizer ein sehr variantenreiches erstes Überzahlspiel, das die Russen dauernd vor Probleme stellte. Mehr als ein Pfostenschuss Philipp Kurashevs schaute aber nicht heraus.
Und so sorgten die Schweizer über 30 Minuten lang für ein mehr als bloss ausgeglichenes Spiel gegen einen physisch überlegenen und sehr kompakten Gegner. Zwar standen beim Gegner nur vier (Stamm-)Verteidiger und ein (Ergänzungs-)Stürmer aus der NHL im Einsatz und waren 17 Spieler WM-Neulinge. Dank mehreren Top-Spielern von St. Petersburg aus der KHL ist es dennoch kein No-Name-Team, das die Russen in Riga stellen.
Es braucht noch Punkte
Mit einem Sieg nach 60 Minuten hätten sich die zweitplatzierten Schweizer den Platz in den Top 4 der Gruppe und damit die die Viertelfinals sichern können. Nun werden sie heute Abend nach dem Spiel Slowakei – Dänemark aber auf Platz 3 oder gar 4 durchgereicht – es bleibt spannend. In den letzten beiden Spielen gegen Weissrussland (Sonntag, 15.15 Uhr) und Grossbritannien (Dienstag, 11.15 Uhr) braucht es noch Punkte – vielleicht sogar noch deren vier. Denn je nach Szenario in dieser rund um den Strich sehr ausgeglichenen Gruppe könnte es sein, dass zwar 13, aber nicht 12 Punkte für die Viertelfinals reichen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.