Debakel an Eishockey-WMDer Angstgegner bleibt der Angstgegner
Die Schweiz kassiert an der WM in Riga die erste Niederlage und verliert gegen Schweden gleich mit 0:7.
Es bleibt vorerst seit 2013 und dem Sieg im WM-Auftaktspiel in Stockholm dabei: Wenn die Schweizer Eishockeynationalmannschaft gegen Schweden spielt, dann gewinnt Schweden. Weil die Skandinavier dabei auch zwei WM-Finals gegen die Schweizer gewannen, haben sie sich zum Schweizer Angstgegner entwickelt. Weitere schmerzhafte Niederlagen in Fussball, Unihockey oder anderem sportlichen Wettkampf müssen nicht auch noch explizit erwähnt werden.
Im dritten WM-Match in Riga hätte es anders kommen sollen. Die Schweiz hatte in den ersten beiden Spielen gegen Tschechien (5:2) und Dänemark (1:0) überzeugt, die Schweden hingegen gegen Dänemark (3:4) und Weissrussland (0:1) für eine kleine sportliche Staatskrise in der Heimat gesorgt. Erstmals überhaupt in einem Vergleich auf WM-Stufe sei die Schweiz gegen Schweden Favorit – hiess es sogar in Schweden.
Es fehlte an allem – das «Spiel zum Vergessen»
Doch dann stand es nach 20 Minuten 0:2, nach 40 Minuten 0:4, am Ende 0:7. Da war ein Gegner, der durch die harsche Kritik in der Heimat sichtlich gekränkt und wütend antrat und den Ärger in positive Energie umwandeln konnte. Die Schweden spielten je länger, je mehr wie das «richtige» Schweden, obwohl im WM-Team ausser Rickard Rakell und Victor Olofsson alles fehlt, was Rang und Namen hat und die Mannschaft auch ohne spöttischen Unterton als Schweden C oder gar D bezeichnet werden kann. Auch dies zeigt die unglaubliche Breite in Schwedens Eishockey.
Die Schweizer ihrerseits machten vieles falsch. Das 1:0 Jesper Frödéns ging noch als fast perfektes Eishockeytor mit Querpass, Direktschuss und Ablenker durch. Danach sündigten aber alle Mannschaftsteile: Goalie Genoni verschätzte sich beim harmlosen Weitschuss Adrian Kempes komplett und winkte den Puck zum 0:2 ins Tor. Beim 0:3 war das Boxplay nicht bereit, zu passiv und sah zu, wie Olofsson das tat, was er in der NHL bei Buffalo im Powerplay immer und immer wieder tut: Per Direktabnahme von rechts den Puck unter die Latte hauen. Das 0:4 war eine Folge eines schlechten fliegenden Wechsels, vor dem 0:5 brachte sich die Schweiz mit Undiszipliniertheiten aller Art in doppelte Unterzahl, vor dem 0:6 und 0:7 erinnerten sie ein wenig an den Hühnerhaufen, jagten Gegner und Puck nach. Es fehlte einfach an allem, es war das typische «Spiel zum Vergessen».
Dabei hatte es doch so gut begonnen. Dieses für die Schweizer so ungewohnte Narrativ, «Favorit gegen Schweden!», schien sie zu beflügeln. Und es schien, als könnte auch Nationaltrainer Patrick Fischer schlicht nichts falsch machen. Er nahm Sven Andrighetto aus der Paradeformation, liess stattdessen Routinier Andres Ambühl neben den NHL-Spielern Nico Hischier und Timo Meiern stürmen – der Davoser holte nach 12 Sekunden eine Strafe heraus. Fischer verwirrte die Schweden weiter, tauschte im Powerplay die Positionen von Philipp Kurashev und Meier, nahm Letzteren von seiner Lieblingsposition – Ersterer traf um ein Haar zum 1:0.
Doch die Schweizer Herrlichkeit währte nicht lange, nach der mit etwas Mühe überstandenen Strafe fanden die Schweden Shift für Shift besser ins Spiel. Nicht nur die vermeintliche Schweizer Favoritenrolle war ungewöhnlich: Die Schweden kämpften sich, wie ein Aussenseiter halt, mit viel Willen und Einsatz in dieses Spiel. Und als ihre spielerischen Trümpfe auch noch zu stechen begannen, war es um die Schweizer geschehen.
Am Ende gab es noch ein paar Randnotizen: Nach dem 0:4 wurde Melvin Nyffeler für Genoni eingewechselt, damit haben die Schweizer alle drei Goalies eingesetzt. Stürmer Noah Rod gab ein unauffälliges Debüt. Damit verbleiben Verteidiger Frick und Stürmer Mottet die einzigen vorerst offiziell nicht Gemeldeten der Schweizer Delegation. Am Donnerstag gegen die Slowakei dürfte sich daran kaum etwas ändern.
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