Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Weder Regen noch Schnee
Die Schweiz erlebte einen November der Extreme

Der ungewöhnlich milde Herbst zeigt sich im Bergell von seiner schönsten Seite.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Auf reichlich Regen im Oktober folgte ein extrem milder November. «Die Schweiz blickt auf einen der mildesten Novembermonate seit Messbeginn 1864 zurück», schreibt Meteo Schweiz im heute veröffentlichten Monatsbulletin. Die Temperaturen lagen im Durchschnitt 3,8 Grad über dem langjährigen Mittel von 1981 bis 2010. Nur in drei Jahren zuvor war es milder.

Lokal gab es neue November-Rekorde. Zum Beispiel auf dem Jungfraujoch auf 3571 Meter über Meer. Noch nie wurden seit 1933 so warme Monatswerte gemessen: minus 5 Grad. Auch auf dem Grossen St. Bernhard auf 2472 Meter Höhe wurde der Rekord von 2015 (0,0 Grad) mit minus 0,2 Grad praktisch egalisiert.

Wärmerekord in Basel

Diese milden Temperaturen verdanken wir milden Luftmassen aus dem Süden anfangs November und wiederholtem Hochdruckwetter während des gesamten Monats. Obwohl es in Basel bewölkt war, wurde dort das höchste Tagesmaximum erreicht: 22,5 Grad wurden in den bis 1897 zurückreichenden Aufzeichnungen nie notiert. In Delsberg wurden 22,8 Grad gemessen – «auch ein Rekord in der ab 1959 verfügbaren Messreihe», bilanziert Meteo Schweiz.

Das milde Wetter prägte auch den Alpenraum. In den Gipfellagen war es lokal bis mehr als 10 Grad wärmer als sonst. Am 18. November stieg die Nullgradgrenze auf 4227 Meter. Das ist der zweithöchste Wert, seit 1954 mit Ballonsondierungen gemessen wird.

Schnee ist rar – oder künstlich hergestellt: Langlaufloipe bei Celerina im Oberengadin.

Das überdurchschnittliche sonnige Wetter – es war einer der sonnigsten November – hat aber auch eine Schattenseite: eine extreme Niederschlagsarmut. Es fiel im landesweiten Durchschnitt nur 20 Prozent der Norm von 1981 bis 2010. In den letzten gut 40 Jahren gab es nur zwei Jahre, die ähnlich niederschlagsarm waren.

Auf der Alpensüdseite zeigte sich die Niederschlagsarmut am markantesten. Hier fielen regional nur 2 bis 3 Prozent der Norm. «Extrem wenig Niederschlag gab es aber auch im Oberengadin mit nur 6,3 mm in Segl-Maria bis 6,6 Millimeter in Samedan und in Davos mit nur 6,5 Millimeter», sagt Stephan Bader, Klimatologe bei Meteo Schweiz.

Im Tessin kam fast nichts von oben: Durchschnittliche Niederschläge in den letzten 20 Tagen in der Schweiz.

Die Schweiz kann jedoch das Niederschlagsdefizit gut verkraften. «Der Oktober war ungewöhnlich regenreich. Da können wir noch eine Weile davon zehren», sagt Massimiliano Zappa, Hydrologe beim Forschungsinstitut WSL in Birmensdorf. Die Grundwasserstände seien hoch, abgesehen von den Karstgebieten des Juras.

Auch auf die Abflüsse hatte die Regenarmut bisher keinen grossen Einfluss. «Der Rhein zum Beispiel hat genügend Wasser. Aktuell sind wir bei fast einer dreimal so hohen Abflussrate wie im Trockenjahr 2018», sagt Zappa. Einzig in den Alpen stellt der Hydrologe ein kleines Schneedefizit fest – das sich aber schnell ändern könne.

Klimatologische Einordnung der aktuellen Niederschlagssumme im Vergleich zu in der Vergangenheit (1961 bis 2010) erreichten Werten. Werte <50 Prozent deuten auf vergleichsweise trockene Verhältnisse hin.

Meteo Schweiz erwartet für Anfang Dezember mittlere bis eher kühle Temperaturen ohne Niederschläge. Im Süden sei mit feuchtem Wetter zu rechnen. Das kann der Region nur gut tun: Die Südtäler und das Wallis sind nach reichlich Regen im September und Oktober nun sehr trocken. Demzufolge stufen die lokalen Behörden die Waldbrandgefahr im Tessin und Wallis zurzeit als gross ein.