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Schüttelzug FV-Dosto
Die SBB ziehen die Notbremse

Wichtige Weichenstellung für den Fernverkehrs-Dosto: Der «Schüttelzug» soll auch in Zukunft nicht schneller fahren als bislang. Ausser, wenn er neue Gleise kriegt. 
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Grosse Pläne werden Makulatur: Der Fernverkehrs-Dosto soll in Zukunft nicht schneller fahren als bislang. Denn das System, das rasante Kurvenfahrten erlauben sollte, hat sich als untauglich herausgestellt. Das teilten die SBB an einer Medienkonferenz mit.

«Der Zug ist nicht kompatibel mit den Komfortvorstellungen der Fahrgäste und des Personals», räumt Vincent Ducrot ein, der Geschäftsführer der SBB. «Deshalb verzichten wir auf das sogenannte bogenschnelle Fahren.» Damit können Reisen etwa zwischen Lausanne und Bern sowie zwischen Winterthur und St. Margarethen nicht wie geplant um etwa 10 Prozent beschleunigt werden. Die SBB erreichen die für die Zukunft gesteckten Fahrplanziele nicht. Das Unternehmen beantragt beim Bundesamt für Verkehr eine Anpassung des Angebotskonzepts 2035.

Strecken begradigen um Zeit zu gewinnen

Ziel bleibe aber, die Fahrzeiten auf bestimmten Strecken zu verkürzen, sagt Ducrot. Damit das gelingt, müsse die Strecke allerdings teilweise begradigt werden. Nötig sind also grössere Bauprojekte. Diese sind teuer und kosten viel Zeit. 

Die SBB hatten grosse Hoffnungen in den neuen Zug gesetzt: Der FV-Dosto – gefertigt von der mittlerweile von Alstom übernommenen Firma Bombardier – kann mit 1300 Sitzplätzen ähnlich viele Leute befördern wie die bewährten Doppelstöckzüge IC 2000. Zugleich sollte der Zug ähnlich schnell durch die Kurven rasen wie die einstöckigen Neigezüge. Die Idee: Dank des neuen Rollmaterial sollten sich die Fahrzeiten verkürzen lassen – ohne, dass unmittelbar grosse Investitionen in die Strecken nötig würden. So hoffte die SBB vorerst auf eine Milliarde Franken  Investitionen in die Schieneninfrastruktur verzichten zu können. 

Obwohl der Zugsbauer in Kooperation mit den SBB immer wieder an der Wankkompensation geschraubt hat, funktioniert das System bis heute nicht zufriedenstellend.

Der FV-Dosto neigt sich in der Kurve – zwar weniger stark als ein Neigezug, aber stärker als ein herkömmlicher Zug. So kann er Kurven vergleichsweise schnell passieren. Die so genannte Wankkompensation sollte dabei sicherstellen, dass die Fahrt für die Gäste trotzdem angenehm bleibt.

Das Gegenteil war der Fall. In der Anfangszeit wurden die Fahrgäste und das Personal insbesondere im Oberdeck häufig stark durchgeschüttelt. So stark, dass es Fahrgästen übel wurde. Und dass die Gewerkschaft fürs Zugspersonal eine Tageslimite für Fahrten mit diesem Zug forderte. Obwohl der Zugbauer in Kooperation mit den SBB immer wieder an der Wankkompensation geschraubt hat, funktioniert das System bis heute nicht zufriedenstellend. Ab und zu fällt es aus. Das führe teilweise zu ruckartigen Bewegungen, wie Ducrot erklärt.  

Ducrot räumt Fehlinvestition ein

Das System zur Wankkompensation soll in Zukunft weiter genutzt und auch verbessert werden. Doch auf schnelle Kurvenfahrten – den ursprünglichen Zweck des Systems – wird verzichtet. Die SBB sind damit gescheitert, die Geschwindigkeit vergleichsweise rasch und kostengünstig mit dem Rollmaterial erhöhen zu können. Ducrot spricht von einer «Richtungsänderung».

Bis jetzt haben die SBB im Rahmen der planmässigen Fahrbahnerneuerung zwischen Bern und Lausanne 32 Millionen Franken fürs schnelle Fahren in Kurven investiert. Auf weitere Investitionen auf anderen Strecken soll nun verzichtet werden.

«Rückblickend hätten wir uns die Investitionen ins Drehgestell mit Wankkompensation sparen können», räumt Vincent Ducrot ein – und damit etwa 5 Prozent des Gesamtbetrags für die neuen Züge. Zahlreiche andere Investitionen in die Infrastruktur seien aber nötig gewesen und würden weiterhin genutzt.