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Immobilienkrise in China
Die reichste Asiatin verliert die Hälfte ihres Vermögens

Erhielt den grössten Teil ihres Vermögens von ihrem Vater und Gründer von Country Garden: Die 41-jährige Milliardärin Yang Huiyan.
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Mit 25 wurde sie die reichste Chinesin. Nun steht sie exemplarisch für die andauernde Hypothekenkrise im Reich der Mitte. Yang Huiyan ist Mehrheitsaktionärin von Chinas grösstem Immobilienentwickler und Familienunternehmen Country Garden. Innert einem Jahr hat die 41-Jährige die Hälfte ihres Vermögens verloren, wie der Milliardärs-Index von Bloomberg zeigt. Es sank von knapp 25 Milliarden US-Dollar in 2021 auf aktuell rund 11 Milliarden US-Dollar. Den grössten Teil von Yangs Vermögen stammt aus einer 61-prozentigen Beteiligung am Immobilienunternehmen Country Garden Holdings, wie der Jahresbericht 2021 des Unternehmens zeigt. 

Allein am Mittwoch hat die Unternehmerin – welche einst in Amerika studierte und Teilzeit arbeitete – fast zwei Milliarden US-Dollar verloren. Country Garden verdeutlichte am Mittwoch ihre Liquiditätskrise. Das in Hongkong notierte Unternehmen verkündete am Mittwoch, dass sie rund 360 Million US-Dollar durch den Verkauf von Aktien aufnehmen will. Veräussert werden sollen die 870 Millionen neuen Wertpapiere zu einem Preis von 3,25 Hongkong-Dollar – rund 12 Prozent günstiger als der Schlusskurs vom Dienstag von 3,72 Hongkong-Dollar pro Aktie. Nach der Ankündigung sank der Wert der Aktie um 15 Prozent und damit auch die Reichtümer der 41-jährigen Chinesin. 

Yangs starker Vermögensrückgang unterstreiche die Befürchtung, dass Chinas Hypothekenkrise schliesslich das Finanzsystem und die Finanzierungskanäle des Landes beschädigen wird, analysiert Bloomberg. 

Die chinesische Hypothekenkrise

Die chinesischen Immobilienunternehmen kämpften während des vergangenen Jahres mit finanziellen Schwierigkeiten – was zum Stopp von Bauprojekten führte, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet.

Nun weigern sich die Käufer unfertiger Immobilien, weiter zu zahlen. Wie viele Hauskäufer sich weigern, ihre Hypothek zu bezahlen, ist unklar. Laut Analysten der amerikanischen Investmentbank Jeffery Financial Group machen die verzögerten Projekte etwa 1 Prozent des gesamten Hypothekenbestands in China aus. Sollte jeder dieser Käufer in Verzug geraten, würde dies zu einem Anstieg der notleidenden Kredite um 388 Milliarden Yuan führen (rund 55 Milliarden Franken). Die Europäische Zentralbank stuft einen Kredit als notleidend ein, wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dass der Kreditnehmer ihn wahrscheinlich nicht zurückzahlen kann.

Vor zwei Wochen soll die chinesische Regierung eine Dringlichkeitssitzung mit Banken einberufen haben, berichtete Bloomberg. Um den Boykott zu erörtern, soll sich das Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung mit der Finanzaufsichtsbehörde und grossen chinesischen Banken getroffen haben. Grund des Treffens sei die Sorge, dass weitere Käufer dem Boykott folgen könnten, schreibt Bloomberg. 

Chinas Null-Corona-Politik und die Immobilienkrise haben das Wirtschaftswachstum der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt fast komplett ausgebremst. Im zweiten Quartal von April bis Juni legte das Bruttoinlandprodukt nur um 0,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu, wie die nationale Statistikbehörde mitteilte. Das ist der schwächste Anstieg seit Beginn 2020, als die Corona-Pandemie die chinesische Wirtschaft lahmgelegt hatte und das Bruttoinlandprodukt um 6,8 Prozent schrumpfte.

Der Immobiliensektor macht schätzungsweise 18 bis 30 Prozent des Bruttoinlandprodukts des Landes aus und ist ein wichtiger Wachstumsmotor für die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt. Doch genau dieser Sektor steckt seit Monaten in Schwierigkeiten; mehrere Immobilienentwickler wie etwa der Konzern Evergrande haben Probleme, Kredite zu bedienen. Die Führung in Peking hatte 2020 damit begonnen, den Immobiliensektor schärfer zu regulieren, um die Spekulation mit Gebäuden einzuschränken.

Im Juni sanken die Preise für Neubauwohnungen laut offizieller Statistik den zweiten Monat in Folge. Der Index der Behörde gibt den Durchschnitt der Neubaupreise in 70 Städten wider. Analystin Betty Wang von der Bank ANZ erklärte, dazu komme eine wachsende Zahl von Wohnungskäuferinnen und -käufern, die ihre Raten nicht mehr zahlten. Das sei «besorgniserregend», erklärte Zhiwei Zhang von Pinpoint Asset Management, da es direkt auf das Finanzsystem durchzuschlagen drohe.

Rekordverschuldung durch Banken in China

Die Geldinstitute in China befürchten eine Zunahme von notleidenden Krediten aufgrund der Konjunkturabschwächung und der sich ausbreitenden Immobilienkrise. Laut der chinesischen Aufsichtsbehörde für das Bank- und Versicherungswesen (CBIRC) stiegen die notleidenden Kredite in der ersten Jahreshälfte um fast 107 Milliarden Yuan (15 Milliarden Franken) auf insgesamt 2,95 Billionen Yuan (rund 420 Milliarden Franken).

«Der Druck auf die notleidenden Kredite nahm zu, da der Abwärtsdruck auf die Wirtschaft allmählich auch im Finanzsektor spürbar wurde», sagte Liu Zhongrui, ein Beamter der Abteilung für Statistik und Risikoüberwachung der CBIRC, bei einem Briefing letzte Woche.

Die chinesische Aufsichtsbehörde für das Bank- und Versicherungswesen bekräftigte letzte Woche ausserdem, dass sie den Immobilienunternehmen «aktive Kreditunterstützung» gewähren werden. So sollen die ins Stocken geratenen Projekte so schnell wie möglich fertigstellt werden können. Ausserdem affirmierten die Behörden die Banken, mehr Hypothekenkredite an qualifizierte Hausverkäufer zu geben, um die Nachfrage zu stützen und den Immobilienmarkt anzukurbeln, schreibt CNN. Weiter erklärt die Behörde, dass frühere Bemühungen zur Ankurblung der Immobilienkreditvergabe erfolgreich gewesen seien.