Die neue Grossbank3000 Stellen fallen jetzt weg – die wichtigsten Fragen und Antworten zum UBS-Deal
Fünf Monate nach der Notübernahme der Credit Suisse gibt UBS-Chef Sergio Ermotti bekannt, wie die kombinierte Grossbank in Zukunft aussehen soll.
Wie viele Stellen werden abgebaut?
1000 Stellen fallen wegen der Integration der CS Schweiz weg. Diese Leute können sowohl bei der UBS als auch bei der CS arbeiten. Bei den Gruppenfunktionen der CS fallen 2000 Stellen weg. Der Abbau beginnt 2024 und läuft dann mehrere Jahre. Insgesamt sollen also 3000 Stellen wegfallen.
Die Fluktuation war in den letzten Monaten bereits sehr hoch: Rund 8000 Personen haben die CS bis zum Ende des zweiten Quartals verlassen. Davon sind rund die Hälfte interne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die andere Hälfte war über externe Firmen angestellt. UBS und Credit Suisse beschäftigen allein in der Schweiz rund 37’000 Personen.
Gemäss den Medienunterlagen sollen die Entlassungen schrittweise erfolgen, damit der Arbeitsmarkt die Arbeitskräfte aufnehmen könne. Die UBS verspricht zudem einen verantwortungsvollen Sozialplan, der auch finanzielle Unterstützung und Umschulungen beinhalte. Bekannt ist, dass dieser grosszügig ausgestaltet ist: Je nach Dienstalter wird der Lohn bis zu ein Jahr weiter ausbezahlt. Der Kaufmännische Verband Schweiz zeigt sich mit der getroffenen Vereinbarung zufrieden. Mit den harmonisierten Sozialplänen seien die Forderungen erfüllt worden.
Der Bankenpersonalverband fordert, dass nun die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kombinierten Grossbank im Zentrum stehen müssen. Das betreffe auch allfällige neue Regulierungen auf dem Schweizer Finanzplatz. «Es braucht eine konsequente Umsetzung von Regulierungen und nicht Aktivismus mit schlechten Gesetzen», sagt Natalia Ferrara, die Geschäftsführerin des Verbandes.
Was passiert mit der Credit Suisse Schweiz?
Jetzt ist es klar, die UBS wird das Schweiz-Geschäft vollständig integrieren. Bankchef Sergio Ermotti machte von Anfang an klar, dass dies sein «Basisszenario» für die Integration sei. Es seien verschiedene Szenarien für die CS Schweiz geprüft worden, unter anderem eine Abspaltung, ein Verkauf oder ein Börsengang. Die zusammengeführte Einheit wird Sabine Keller-Busse leiten. Sie ist bereits jetzt die Chefin der UBS Schweiz.
Auf sich allein gestellt, hätte die CS Schweiz jedoch mit einem wenig scharfen Profil zu kämpfen gehabt: Zu klein für eine Grossbank und zu gross für eine Kantonalbank, hätte dies ein zu grosses Risiko mit sich gebracht.
Derzeit prüft die Wettbewerbskommission die Übernahme und will ihren Bericht Ende September an die Finanzmarktaufsicht übergeben. Die UBS stellt sich auf den Standpunkt, dass die Kantonalbanken und die Raiffeisenbanken in zahlreichen Marktbereichen stärker seien. Sie zweifelt daher an, ob es zusätzliche Auflagen für sie braucht. Die Finanzmarktaufsicht hatte nach dem Notkauf der CS im März wettbewerbsrechtliche Bedenken übersteuert.
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Klar ist nun: Die Marke CS wird mindestens bis 2025 in der Schweiz weiter bestehen. Bis dann ist die Integration der Kunden auf die neuen Systeme abgeschlossen. Für Kundinnen und Kunden ändert sich bis dahin nichts. Was danach mit der Marke geschieht, sei noch nicht klar. Die Sponsoringaktivitäten der CS, etwa für die Schweizer Fussball-Nati, werden bis 2025 weitergeführt.
Wie reagiert die Börse?
Bei Anlegerinnen und Anlegern kommen die Pläne der UBS-Führung gut an. Nach der Handlungseröffnung haben die UBS-Aktien 7 Prozent an Wert zugelegt. Bereits seitdem die UBS die Staatsgarantie am 11. August gekündigt hat, ist der Kurs gestiegen.
Die Analysten der Zürcher Kantonalbank sehen in einer ersten Analyse ein «zuversichtlich stimmendes Bild», vor allem wegen des Zuflusses von Neugeldern. Vontobel verweist ebenfalls auf die erfreuliche Stabilisierung der Mittelzuflüsse und die neuen Finanzziele, die positiv seien. Gleichzeitig weist Analyst Andreas Venditti aber auch auf die enorme Aufgabe hin, die der UBS bevorsteht. «Die Integration wird viel Zeit und Aufmerksamkeit der Geschäftsleitung erfordern.»
Wie kommt der Rekordgewinn der neuen UBS zustande?
Die UBS erzielt einen Riesengewinn von 29 Milliarden Dollar. Das liegt an dem «negativen Goodwill», den die Bank durch die Übernahme der CS in die Bücher nimmt. Das ist etwas weniger, als erwartet worden war. Der Grund sind höhere Verluste der CS im zweiten Quartal.
Das eigentliche UBS-Geschäft entwickelte sich enttäuschend. Der Gewinn in der Vermögensverwaltung für die internationale Kundschaft, der Paradesparte der UBS, sank gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent. Auch die Investmentbank der UBS wies schlechtere Zahlen aus. Gut lief es hingegen dem Schweiz-Geschäft. Die Einnahmen kletterten um mehr als 20 Prozent, der Gewinn sogar um mehr als 50 Prozent. Im zweiten Quartal gab es 6000 neue Kundinnen und Kunden bei der UBS Schweiz.
Wie entsteht der Riesenverlust der Credit Suisse?
Laut der UBS hat sich das Geschäft der Credit Suisse inzwischen wieder stabilisiert. Doch wie die Zahlen zum zweiten Quartal zeigen, ist es in den vergangenen Wochen fast vollständig zum Erliegen gekommen. Die Bank hat bis Ende Juni einen Vorsteuerverlust von 8,9 Milliarden Dollar erzielt.
Dazu führten etwa Wertberichtigungen über 2 Milliarden Franken, Goodwill-Abschreiber von rund einer Milliarde Franken, Abschreiber auf CS-Software über 1,8 Milliarden Franken und Rückstellungen für Rechtsfälle im Umfang von 1,3 Milliarden Franken. Dazu kommen noch 540 Millionen Franken, welche die CS an die Nationalbank für die Bereitstellung der ausserordentlichen Finanzhilfe überwiesen hat.
Seit dem Vollzug der Übernahme haben sich die Geldabflüsse in der Vermögensverwaltung reduziert. Nachdem Kundinnen und Kunden im April und im Mai viel Geld abzogen, waren im Juni wieder Zuflüsse zu verzeichnen.
Wie entwickelt sich das Geschäft der neuen Megabank weiter?
Die Integration geht mit einem grossen Sparprogramm einher. Bis Ende 2026 will die neue UBS 10 Milliarden Dollar einsparen. Das sind mehr als die ursprünglich im März angekündigten 8 Milliarden Dollar. Der grösste Teil davon wird auf das Personal entfallen – also zu einem Stellenabbau führen. In den vergangenen Wochen wurde immer wieder darüber spekuliert, dass weltweit bis zu 30’000 Jobs wegfallen könnten.
Dazu kommt eine komplette Restrukturierung der CS-Investmentbank. Die neue UBS will davon noch rund ein Drittel behalten. Hier wurde an Standorten im Ausland, etwa in den USA und Asien, bereits Personal abgebaut. Die gesamte Infrastruktur der Sparte soll weiter heruntergefahren werden.
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