Never Mind the Markets: Kritik an GeldpolitikDie Nationalbank sollte hinhören
Die SNB sollte damit aufhören, kritische Stimmen zu ignorieren. Denn letztlich wollen auch die Kritiker ihre Unabhängigkeit und Effektivität wahren.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will von keiner Änderung ihrer Politik etwas wissen. Während andernorts die Notenbanken in Bewegung kommen, wie sich in den letzten Tagen zeigte, herrscht bei der SNB weiterhin in jeder Hinsicht Stillstand. Sie hält den Franken weiterhin für «hoch» bewertet, ohne zu sagen, was genau diese schwammige Formulierung bedeutet.
Auch die neu lancierte Auseinandersetzung zum Umgang mit ihrer gigantischen Bilanz wehrt sie ab. Dabei hätte sie es besonders nötig, sich besser zu erklären und die Kritik an ihrem Verhalten ernst zu nehmen. Immerhin hält sie zwei unrühmliche Weltrekorde: Nirgendwo sonst ist der Leitzins mit minus 0,75 so tief wie bei der SNB. Sie will ihn noch lange dort belassen. Nirgendwo ist die Bilanzsumme einer Notenbank gemessen am Bruttoinlandprodukt mit mehr als 130 Prozent so aufgeblasen wie bei der SNB – und diese Bilanz wächst weiter.
Das alles sei nötig, um eine weitere Aufwertung des Frankens zu verhindern. Sonst drohe ein sinkendes Preisniveau, und die Exporteure und damit die Schweizer Wirtschaft würden leiden, so die Begründung. Und solange die Europäische Zentralbank (EZB) ebenfalls nichts am Notmodus ändere, könne die SNB diesem ebenfalls nicht entfliehen.
In allem sehen Thomas Jordan und seine Leute einen Angriff auf ihre Unabhängigkeit oder einen Griff in ihre Kasse.
Alles erschien noch einleuchtend, als man glauben konnte, dass die Instabilität der Eurozone bloss ein vorübergehendes Problem ist und sowohl EZB wie SNB danach wieder zur einstigen Normalität zurückkehren können: ohne aufgeblasene Bilanzen und Negativzinsen. Nach 13 Jahren und ohne Aussicht auf ein Ende der «Notprogramme» sollte deutlich geworden sein, dass dies Wunschdenken ist.
Wenn heute selbst Ökonominnen und Ökonomen zunehmend auf die fragwürdige Nachhaltigkeit der bestehenden SNB-Politik hinweisen und deren Grundlage infrage stellen, prallt das bisher an den Mauern der Nationalbank ab. In allem sehen Thomas Jordan und seine Leute einen Angriff auf ihre Unabhängigkeit oder einen Griff in ihre Kasse.
Dabei verkennen sie, dass viele der Kritikerinnen und Kritiker der SNB nicht schaden wollen, sondern sich im Gegenteil ebenfalls um deren Unabhängigkeit und um die Effektivität ihrer Geldpolitik sorgen. Denn je länger die aktuelle Politik anhält und je grösser die Kollateralschäden daraus werden, desto stärker ist beides gefährdet. Die Nationalbank sollte die Kritik ernst nehmen und bessere Antworten als bisher darauf bereithalten.
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