Pollenbelastung in ZürichDie Maske: Der Trick gegen Heuschnupfen
Auf Zürichs Strassen sind vermehrt wieder Personen mit Schutzmasken zu sehen. Einige von ihnen schützen sich aber nicht gegen Viren, sondern gegen nervige Pollen. Und es wirke, sagen Betroffene und Apothekerinnen.

Jede fünfte Person in der Schweiz kennt es: Die Nase trieft, der Gaumen juckt, die Augen brennen. Grund dafür ist der Heuschnupfen. Gerade bei langen Schönwetterperioden mit hoher Pollenbelastung wie jetzt leiden viele unter den lästigen Symptomen. So auch Vanessa, eine Person, die momentan eine Maske gegen Heuschnupfen trägt.
«Ich trage sie, wenn ich einkaufen gehe oder längere Strecken laufe», sagt sie. Auch wenn es ihr manchmal peinlich sei, in der Hitze draussen eine Maske zu tragen, greife sie dennoch gerne darauf zurück. «Ohne Maske läuft mir ständig die Nase, und ich muss niesen. Wenn ich schätzen müsste, vermindert die Maske meine Symptome um ungefähr 70 Prozent.»
Pollen sind zu gross
Diesen Trick wenden in Zürich wohl vermehrt von Heuschnupfen geplagte Personen an – auch auf Velos sieht man derzeit immer wieder Personen mit Masken. In den Apotheken lässt sich diese Beobachtung aber nur bedingt bestätigen. Zwei befragte Apotheken in der Stadt verzeichnen keinen Anstieg an Maskenverkäufen. «Nein, Masken wurden nicht mehr gekauft, eher Tabletten gegen Heuschnupfen», sagt Maja Kostic von der Rotpunkt-Apotheke City.
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Dass Masken tatsächlich Linderung bringen, bestätigt Ramona Graziotti von der Dr.-Andres-Apotheke am Bahnhof Stadelhofen. «Sie verhindern, dass Pollenpartikel auf die Schleimhäute in Nase und Mund gelangen und dort störende Symptome auslösen.» Wichtig sei allerdings, dass man die Maske nach häufigem Niesen oder starkem Schwitzen wechsle. Wenn sie feucht sei, biete sie keinen ausreichenden Schutz mehr vor Pollen.»
Welche Maske man trage, spiele allerdings keine Rolle. Selbst die kleinsten Pollen seien sowohl für chirurgische Masken als auch für FFP2-Modelle zu gross. Bei den selbst genähten komme es auf die Stoffdichte an. «Der Stoff muss die Partikelgrösse von 10 und 100 Mikrometer abhalten können», sagt Graziotti. Denn so gross respektive klein sind Blütenpollen. Zum Vergleich: Viren sind ungefähr 0,4 Mikrometer gross.
Was zusätzlich Milderung gegen die lästigen Heuschnupfensymptome bringt: Sonnenbrille tragen, abends die Haare und die Kleider waschen, um die Pollen nicht mit ins Bett zu nehmen. Nasenspülungen machen, um sie aus der Nase zu entfernen, und nachts lüften, da dann die Pollenbelastung am niedrigsten ist.
Ein Pollenrekordjahr?
Gemäss Informationen vom Allergiezentrum Schweiz Aha! sind rund 15 Pollenarten für die Heuschnupfenbeschwerden verantwortlich. Am häufigsten reagieren die Menschen auf Gräser. In der Schweiz gibt es rund 200 Gräserarten, die Blüte eines einzelnen Grashalms enthält rund 4 Millionen Blütenpollen. Rund 70 Prozent von den Allergikerinnen und Allergikern werden jetzt gerade von blühenden Gräsern geplagt. Das nationale Pollenmessnetz von Meteo Schweiz meldet, dass derzeit starke bis sehr starke Belastungswerte erreicht werden. An einigen Messstationen werden sogar Rekordwerte der langjährigen Messreihe verzeichnet.
Für eine Bilanz über die gesamte Pollensaison ist es aber noch zu früh, da sie stark vom Wetter abhängig ist. Sonja Hartmann vom Allergiezentrum bestätigt aber: «Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat die Häufigkeit der Pollenallergie stark zugenommen, von unter einem Prozent auf über 20 Prozent.» Warum das? Die Gründe seien vielfältig. Unter anderem bringe die Klimaveränderung neue Pflanzen zu uns und damit neue Pollen. Auch ein Grund: Die Zunahme der Luftschadstoffe macht Pollen aggressiver und reizt die Atemwege zusätzlich. Und ein dritter Grund: Die Pollensaison dauert länger als früher. Die Saison von Hasel, Birke und Esche beginne aufgrund des Klimawandels etwa zwei bis drei Wochen früher als vor dreissig Jahren. Die Gräser blühen im Mai deshalb rund zehn Tage früher.
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