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Erfahrungsbericht
Wie ich meine Pollenallergie in den Griff bekam

Akupunktur und Schröpfen statt Spritzen und Tabletten: Unserer Autorin hat es geholfen.

Als ich ein Kind war, wurde bei mir eine Allergie festgestellt – auf Maisfelder, Duvetfedern und Hausstaubmilben. Wie gross mein Leidensdruck damals war, weiss ich nicht mehr genau. Ich erinnere mich aber, dass ich auch Weichspüler und manche Duschmittel nicht vertrug; zu sehr juckte sonst die Haut. Doch wenn ich meine Schulkollegin Monica sah, die monatelang unter Niesanfällen und Triefnase sowie heftigem Juckreiz in den Augen litt, war ich mehr als froh, keine Pollenallergie zu haben.

Unsere Autorin Susanne Stettler leidet bereits seit ihrer Kindheit an Allergien.

Die Überempfindlichkeiten auf Maisfelder, Duvetfedern, Hausstaubmilben, Weichspüler und Duschmittel wuchsen sich mit der Zeit aus. Als junge Frau merkte ich nichts mehr davon. Ende 20 manifestierte sich dafür eine Allergie auf ein bestimmtes Antibiotikum.

Noch immer freute ich mich darüber, vor einer Pollenallergie verschont geblieben zu sein. Vor allem, wenn ich Betroffene sah, die sich alles andere als wohlzufühlen schienen.

Eine Allergie kann auch im späteren Alter auftreten

Doch dann erwischte es mich doch noch. Und zwar, als ich überhaupt nicht mehr damit gerechnet hatte – mit 37 Jahren. Ich wollte es zuerst nicht wahrhaben, dachte, dass ich dafür doch zu alt sei. Aber da hatte ich mich gründlich getäuscht, denn es war schnell klar, was meine Beschwerden verursachte: Blütenpollen.

«Eine Pollenallergie kann sich auch erst im späteren Lebensalter manifestieren. Manchmal werden die Symptome fälschlicherweise als Erkältung oder grippaler Infekt interpretiert», sagt Professor Arthur Helbling, Leiter der Poliklinik für Allergologie und klinische Immunologie am Inselspital Bern. «Meist handelt sich jedoch um eine Erkrankung ab dem Schulalter. Die Mehrzahl der Betroffenen spürt die Pollenallergie erstmals in der Pubertät oder bis Mitte 20.»

Der Experte: Professor Arthur Helbling ist Leiter der Poliklinik für Allergologie und klinische Immunologie am Inselspital (Universitätsklinik) Bern.

Fast zwei Millionen Betroffene in der Schweiz

Aufgrund von Studien aus den 1990er-Jahren geht man davon aus, dass rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung an einer Pollenallergie leiden, also etwa 1,74 Millionen Menschen. «Neuere epidemiologische Daten haben wir in der Schweiz keine», erklärt Allergieexperte Helbling.

«Aber diverse Studien aus Europa und den USA zeigen, dass in der westlichen Welt die Häufigkeit eines positiven Hauttests oder der Nachweis spezifischer Antikörper gegen Aeroallergene – beispielsweise Pollen, Tierepithelien, Hausstaubmilben oder Pilzsporen – bis zu 50 Prozent beträgt. Allerdings fehlen Daten, die eine Zunahme der Pollenallergien klar belegen.»

Klimawandel verlängert Pollensaison

Die meisten Heuschnupfenpatientinnen und -patienten reagieren auf Gräserpollen (Saison: Mai bis Juli), gefolgt von Baumpollen (Februar bis April). Der Klimawandel hat dazu geführt, dass sich die sogenannte Pollination in den vergangenen Jahren um zwei bis drei Wochen vorverschoben hat, die Allergieauslöser schwirren also bereits früher in der Luft umher.

Darauf reagieren viele allergisch: Haselpollen.

Das zeigte sich Mitte Januar dieses Jahres, als Meteo Schweiz am Wochenende der Lauberhorn-Skirennen meldete, dass manchenorts bereits Hasel- und Erlenpollen unterwegs seien. Und dies trotz der winterlichen Temperaturen.

Tatsächlich hatte auch ich bereits im Januar kleine Niesattacken, sogar die Augen juckten ein wenig. Ich hoffe, dass sich die Symptome in den kommenden Monaten nicht allzu sehr verschlimmern. Aber das ist kein Vergleich zu früher.Damals, als ich neu zum «Heuschnupfen-Club» gehörte, war das ganz anders. Ich nieste und schniefte, was das Zeug hielt. Dazu kam ein äusserst unangenehmer Juckreiz in Augen und Rachen.

«Da wir einen Pollenkontakt kaum vermeiden können, sind oft Medikamente nötig. Meistens werden Antihistaminika verwendet, welche die Ausschüttung des Botenstoffs Histamin im Körper blockieren und damit die Allergiesymptome unterdrücken», sagt Arthur Helbling. «Man sollte diese Medikamente möglichst rasch einnehmen, sobald die typischen Erstanzeichen verspürt werden. Wichtig ist es, die Therapie konsequent täglich fortzuführen. So wirken die Medikamente gut. Eine bedarfsmässige Einnahme kommt zu spät, denn dann bestehen ja bereits Beschwerden.»

Medikamentöse Hilfe für Betroffene: Antihistaminika blockieren die Ausschüttung des Botenstoffs Histamin im Körper und unterdrücken so die Allergiesymptome.

Von der Allergie zum Asthma

In meiner zweiten oder dritten Heuschnupfensaison bekam ich Atembeschwerden, die mich in eine gewisse Panik versetzten. Antihistaminika zu nehmen, half. Wenig später bestätigte ein Arzt jedoch meine Befürchtung: Es hatte ein «Etagenwechsel» stattgefunden.

Zur Pollenallergie war nun auch ein leichtes saisonales Asthma hinzugekommen. Da ich eine weitere Verschlechterung der Situation befürchtete, meldete ich mich im Folgejahr zu einer Desensibilisierung an: Während dreier Jahre erhielt ich von Herbst bis kurz vor Weihnachten im Wochenrhythmus insgesamt neun Spritzen mit einer zunehmenden Allergendosis. Tatsächlich konnten mir die Pollen danach jeweils zwei oder drei Jahre lang nichts mehr anhaben. Doch dann kehrten die alten Beschwerden zurück.

Mittlerweile sollte der erzielte Erfolg nach einer drei- bis vierjährigen Behandlung für sieben bis zehn Jahre anhalten. Danach brauchen 10 bis 20 Prozent der Betroffenen allerdings eine erneute Desensibilisierung in Form von Injektionen oder Tabletten, bei den meisten genügt jedoch die Einnahme von Antihistaminika. 

Akupunktur und Schröpfen statt Spritzen und Tabletten

Ich aber wollte einen anderen Weg gehen und entschloss mich, es einmal mit der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu versuchen. Mehrere Jahre lang liess ich mich mit Akupunktur, Schröpfen und Kräutern behandeln. Auch wenn sicher nicht alle Menschen gleich gut darauf ansprechen, so war bei mir der Erfolg durchschlagend: Meine Pollenallergie war wie weggeblasen!

Für Schulmediziner Arthur Helbling kommt dieser Therapieerfolg nicht völlig unerwartet. Er war selbst schon an Studien mit Ohrakupunktur und Bioresonanz beteiligt: Beide alternativen Heilmethoden hätten zwar keinen objektiv messbaren Effekt gezeigt, so Helbling, aber auch Glaube und Hoffnung könnten zur Besserung führen. «Der Placeboeffekt beträgt bei Allergikern erwiesenermassen gut 40 Prozent.»

Der letzte Besuch bei meiner Ärztin für Traditionelle Chinesische Medizin liegt nun schon etwa sechs Jahre zurück. Weil es mir immer gut ging, habe ich keine weiteren Therapiesitzungen mehr gebucht. Letztes Jahr hat sich meine Pollenallergie allerdings mit leichten Beschwerden zurückgemeldet. Sollten sich die Symptome heuer verstärken, werde ich meine TCM-Ärztin wieder anrufen. Ein Antihistaminikum habe ich zur Sicherheit aber trotzdem stets im Haus. 

Dieser Artikel wurde im März 2022 publiziert und im Juni 2024 aktualisiert.