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Best of Papablog: Spezialwoche zum Schulanfang
Die Jüngeren haben Vorbilder, die Älteren tragen Verantwortung

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Die Sommerferien sind bald zu Ende, und der Schulanfang steht bevor. Wir publizieren deshalb in dieser Woche Texte unserer Mama- und Papablogger rund um das Thema Schule, die viel zu reden gegeben haben. Dieser Beitrag ist erstmals am 13. Juli 2022 erschienen.

Man pflegt Freundschaften in alle Altersgruppen: Turnstunde in der Basisstufe.

Bei uns in Bern haben die Ferien begonnen. Wenn Sie das lesen, liege ich bereits auf den Bahamas unter der Sonne. Na gut, im Schwarzwald unter einer Fichte, aber Ferien sind Ferien.

Mit dem Schuljahr 21/22 hat unser achtjähriger Brecht den sogenannten 1. Zyklus abgeschlossen, der aus dem Kindergarten und den ersten beiden Schuljahren besteht. Einen Kindergarten gibt es hier aber gar nicht mehr, denn wir haben die Basisstufe – ein Modell, das je nach Kanton und Gemeinde weit verbreitet oder gänzlich unbekannt ist.

Hä? «Basisstufe»?

In der Basisstufe werden vier Jahrgänge gemeinsam unterrichtet – normalerweise im Team-Teaching von zwei motivierten Lehrpersonen. Jeden Sommer kommt ein halbes Dutzend Vierjährige frisch hinzu und ähnlich viele Achtjährige werden in die dritte Klasse umgetopft.

Keine Ahnung, warum sich Kantone und Gemeinden für oder gegen die Basisstufe entscheiden. Ich kann auch nur begrenzt Modelle und Schulen vergleichen, aber gerne teile ich mit Ihnen, was mir in vier Jahren als Vater eines Basisstufenkindes positiv aufgefallen ist.

Viele Jahrgänge eng zusammengeschweisst

In kleinen Lerngruppen lösen die Kinder Rechenaufgaben. Dabei beobachtet der fünfjährige Joël die siebenjährige Jennifer-Shakira fasziniert beim Multiplizieren. Zwei Tage später findet die Schulreise in den Zoo statt. Diesmal bildet Jenny mit Joël ein Helfergespann. Sie passt auf ihn auf und bindet ihm die Schuhe wieder zusammen, bevor er über seine offenen Schnürsenkel ins Hyänengehege stolpert.

Die Jüngeren haben Vorbilder, die Älteren übernehmen Verantwortung. So erlernen und üben sie schulische und soziale Kompetenzen. Die Stimmung in Brechts Basisstufe war fast immer harmonisch und rücksichtsvoll – Konflikte gingen schnell vergessen.

Ich kannte früher nur Gleichaltrige. Die älteren waren unheimliche Wilde, die jüngeren kopfloses Plankton.

Dieses respektvolle Zusammenleben zieht sich durch das ganze Schulhaus. Ich kannte früher nur die Kinder aus meiner Jahrgangsklasse. Die älteren waren furchteinflössende Wilde, die jüngeren kopfloses Plankton. Löste ich mich in der Pause von meiner Gruppe, stand ich inmitten von Fremden.

Ganz anders im Basisstufenmodell. Der Brecht teilte in vier Schuljahren mit Kindern aus sieben Jahrgängen das Klassenzimmer. Man kennt sich auf dem Pausenplatz und pflegt Freundschaften in alle Altersgruppen.

Früh rechnen oder lange spielen

Jennifer-Shakira ist im Deutsch etwas schwächer als die anderen Siebenjährigen. Egal, die jüngeren Basisstufenkinder kämpfen ja auch noch mit den Buchstaben. Ausser Joël, der liest sich mit fünf schon quer durch die Schulbibliothek und hilft den Älteren beim Lückentext.

Die Lehrerinnen berücksichtigen das unterschiedliche Entwicklungstempo und gruppieren die Kinder entsprechend – wenn die es nicht gleich selbst tun: Der verspielte Maximilian-Jason ist zwar schon acht, verbringt die freie Tätigkeit aber gerne mit den Jüngeren in der Verkleidungsecke.

Der unterschiedliche Lern- und Entwicklungsstand ist kein Problem, denn Jenny, Joël und Maxi müssen nicht zwingend nach vier Jahren in die dritte Klasse wechseln. Je nach Alter und Reife können sie auch drei oder fünf Jahre in der Basisstufe bleiben, ohne wie bei einem klassischen «Wiederholen» oder «Überspringen» in einer neuen Klasse die bisherigen Freunde zu verlieren.

Damit entschärft sich auch die immer wieder diskutierte Stichtagsfrage bei den Vierjährigen. Ob der jung eingeschulte Brecht mit den älteren Kindern mithält, konnten wir in aller Ruhe in der Basisstufe klären.