Die guten Seiten der Hitze10 Dinge, die erst bei hohen Temperaturen richtig Spass machen
Die Schweiz ächzt unter anhaltender Hitze. Was in diesen Tagen Erleichterung verschafft.
Ab- statt aufsteigen
Warme Luft steigt, so viel Physik muss auch an Hitzetagen sein, und gerade als leidgeprüfter Mieter einer Dachwohnung steht nach dieser Erkenntnis ein Geschoss ganz zuoberst in unserem Interesse: der Keller. Ansonsten nur für Muff und die Erinnerung an einst für zu viel Geld angeschaffte Sportgeräte bekannt, gewinnt er in der Hitze an neuem Reiz.
Es lässt sich dort in diesen Tagen vortrefflich verweilen, und wenn man schon mal da ist, kann man sich ja auch nützlich machen. Wäsche hängen, warum nicht? Aufräumen, aber bitte! Und mit gewagtem Blick durch die Holzschindel ein Psychogramm des Nachbarn anhand seiner Weinsammlung anfertigen war eigentlich immer schon etwas, das uns gereizt hat.
Fortgeschrittene Entdecker des Hausgrundes stellen einen Tisch auf und ziehen sich eine Steckleiste dazu – und schaffen so eine valable Alternative zum womöglich schlechter temperierten Arbeitszimmer. (mrm)
Nüchtern bleiben
Die Hitze und die langen Abende treiben uns um die Häuser, an schattige Plätzchen, an Orte, wo ein Lüftchen geht. Ins Bett gehen wir spät, weil es ja immer noch fast bis 22 Uhr hell und vor Mitternacht sogar ohne Decke noch zu heiss zum Schlafen ist. So plaudern wir die Sommerabende durch, mit Freundinnen und Freunden und Arbeitsgspäändli, mit einem eisgekühlten Drink oder einem Bier zur Hand.
Aber bitte in der alkoholfreien Variante: Ein No-groni, ein Virgin Mojito oder ein richtig gut gekühltes Alkfreibier beleben den Geist, während Alkohol ihn betäubt. Wenn die Hitze schon ballaballa macht, tut es gut, ihr einen klaren Kopf entgegenzusetzen. Die Tischgespräche profitieren auch noch davon. (fim)
Ins Kino gehen
Dieser Moment, wenn man aus dem klimatisierten Kinosaal ins Freie tritt und diese wohlige Wärme spürt, obwohl es schon fast Mitternacht ist. (dje)
Ins Kino gehen 2
Am Nachmittag, in der grössten Hitze, in den dunklen Saal gehen. Das hat den Hauch des Verbotenen – bei diesem Wetter!? – und ist fast so schön wie Schule schwänzen früher. (ml)
Gesund essen
Nie wars leichter, sich an einen leichten, nachgerade beflügelnden Essensstyle zu gewöhnen. Wassermelonenstücke, Heidelbeeren, ein paar Walnüsse im frischen Salat oder im Haferflocken-Leinsamen-Mix, der mit Mandelmilch angerichtet wurde, ersetzen locker ein mächtiges Mittagessen. Zwischendurch einen Tee, abends Fisch, für schwere Gerichte ist es schlicht zu heiss. Auch eine Mahlzeit einfach mal wegzulassen oder weiter hinauszuschieben, Stichwort Intervallfasten: Das ist bei diesem Wetter easy. Hauptsache trinken. Selbst Kuchen ist bei Hitze nicht so verführerisch; einzige Versuchung bleibt der süsse Eiskaffee. (ked)
Das einzige Mal im Jahr morgens kalt duschen
Sich dabei fühlen wie eine Heldin und denken, dass man das fortan täglich macht. Aber dann wird es doch einmalig bleiben, was das Ganze nur noch schöner macht. (dje)
Neue Lust an der Langsamkeit
Ja, es ist heiss, und Leistung relativiert sich, wenn es draussen so sehr flimmert, dass das Gehirn nur mit halber Kraft läuft. Gott sei Dank aber geht es allen etwas ähnlich bei der Hitze, ganz allgemein reduziert sich das Tempo, denn wer will bei solch schweisstreibenden Temperaturen schon den Streber spielen? Lieber nimmt man sich an südlichen Ländern ein Beispiel: alles etwas langsamer, mittags länger Pause machen und in die Nacht hineinleben. (mcb)
Sich erden
Grob geschätzt, stecken Füsse hierzulande während 50 Wochen im Jahr in Schuhen fest. Darin gehen sie zur Arbeit, zum Sport, zum Einkaufen, zu Freunden, in die Waschküche, ins Restaurant. Jetzt dürfen sie aber raus, über Gras gehen, durch heissen Sand, über piksenden Waldboden und kühle Balkonplättchen.
Wieder mal Boden unter den Füssen spüren. (fim)
Siesta einführen
Weitverbreitet im Süden, ist die Siesta in Mitteleuropa nach wie vor etwas verpönt. Höchste Zeit also, das schlechte Gewissen abzulegen: Die anhaltende Hitze lädt dazu ein, sich nach einem leichten Mittagsmahl ein wenig aufs Ohr zu legen – auf dem Sofa im abgedunkelten Wohnzimmer oder draussen unter einem schattigen Baum. Wenn man nach einem halben Stündchen wieder aufwacht, ist man körperlich und geistig erholt, hat keinen Sonnenbrand und war weit weg vom Alltag – dort, wo die wilden Träume wohnen. Wer Siesta macht, wird zum Wiederholungstäter. (kal)
Zuerst einmal: Sport
Wenn die Stadt im Übergang von Nacht zu Tag ist, ist alles sanft und ruhig: Die Strassen und Wege sind leer, die Luft frisch, das Licht weich, die Temperaturen tief, Vogelgezwitscher erstickt noch nicht im urbanen Grundlärm. Wer gern draussen Sport treibt, macht an Hitzetagen am besten sein Work-out zum ersten To-do des Tages. Je früher man sich aus den Federn zwingt, desto besser fühlt es sich an, wenn man es dann doch geschafft hat.
In den Parks und Wäldern sind zur frühen Morgenzeit die Bänke frei für alle, die noch ein paar Kraftübungen oder eine Meditationseinheit in die Joggingrunde einbauen. Der Mix aus Ruhe und Bewegung nährt Nerven und Körper für den ganzen Tag, der später nicht nur wegen der Hitze bestimmt stressig wird.
Und wenn man dann wieder zu Hause ankommt und das T-Shirt abstreift, staunt man, wie sehr man doch schwitzt. (fim)
Dieser Artikel ist erstmals im Juli 2022 erschienen. Aufgrund des heissen Wetters haben wir ihn für Sie aktualisiert.
Fehler gefunden?Jetzt melden.