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Impfwirksamkeit, Langzeitfolgen, Grippevergleich
Die populärsten Corona-Behauptungen im Faktencheck

Da sind wir für einmal derselben Meinung wie die Massnahmengegner: Demonstration gegen die Ausweitung des Covid-Zertifikats am 8. September 2021 in Bern.
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Krisenzeiten begünstigen die Entstehung und Verbreitung von Verschwörungstheorien, so auch die Covid-19-Pandemie. Seit ihrem Ausbruch sind falsche und irreführende Behauptungen im Umlauf, seit dem Einsatz der Corona-Impfstoffe sogar noch verstärkt. Wie viele Menschen auch in der Schweiz an Mythen glauben, hat Ende Oktober eine Umfrage der Forschungsstelle Sotomo gezeigt. Dabei äusserten 78 Prozent der Ungeimpften Angst vor schädlichen Folgen der Impfung. Wir zeigen, warum diese Befürchtung unbegründet ist, und nehmen noch sechs weitere Behauptungen unter die Lupe:

«Es müssen mehr Geimpfte ins Spital als Ungeimpfte – die Spritze nützt gar nichts»

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Diese Behauptung kursiert derzeit häufig. Denn die Zahl der Geimpften in der Schweiz, die eine Durchbruchsinfektion hatten, ist tatsächlich gestiegen. Das war allerdings zu erwarten. Man hatte sich von Anfang an darauf eingestellt, dass der Schutz der Vakzine mit der Zeit nachlässt und es irgendwann eine Auffrischungsimpfung (Booster) brauchen wird.

Generell gilt, dass der Schutz vor einer Infektion schneller sinkt als derjenige vor einem schweren oder gar tödlichen Krankheitsverlauf. Die Impfung erfüllt also ihren eigentlichen Zweck. Es gibt jedoch Altersunterschiede: Bei den über 60-Jährigen ist der Schutz vor Hospitalisierung von 93 Prozent (Anfang August) auf knapp 84 Prozent (Anfang November) gefallen, bei den Jüngeren nur von 98 auf 92 Prozent.

92 und 84 Prozent sind aber immer noch sehr gute Werte. Nach der Impfung bildet das Immunsystem sogenannte Gedächtniszellen, dank derer es schnell auf eine Infektion reagieren kann. Es ist bei einer Ansteckung also vorgewarnt und reagiert in der Regel deutlich schlagkräftiger auf das Virus. So reduziert sich bei Geimpften die Wahrscheinlichkeit von schweren Verläufen und Hospitalisierungen massiv.

Das zeigt sich deutlich beim Vergleich zwischen vollständig geimpften und nicht vollständig geimpften Personen (Ungeimpfte und solche mit erst einer Dosis). Derzeit gehört zwar knapp die Hälfte der Hospitalisierten in der Schweiz zur ersten Gruppe. Doch der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung ist mittlerweile auch sehr viel grösser als derjenige der Ungeimpften. Um die beiden Gruppen vergleichen zu können, muss man deshalb die Häufigkeit von Spitaleintritten pro 100’000 Personen nach Impfstatus berechnen.

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Die Gefahr, wegen Corona ins Spital eingeliefert zu werden, ist für geimpfte über 60-Jährige 9-mal kleiner als für Ungeimpfte in der gleichen Altersgruppe. Bei den Jüngeren ist der Unterschied nach Impfstatus sogar noch grösser: Geimpfte unter 60-Jährige werden fast 12-mal seltener hospitalisiert als gleichaltrige ohne Immunisierung.

Derzeit bereiten den Spitälern vor allem Letztere Sorgen, wie eine Umfrage zeigt. «Viele junge Ungeimpfte kommen so spät, dass sie direkt aus der Notfallstation in die Intensivstation müssen», sagt Huldrych Günthard, Leitender Arzt an der Infektiologie am Unispital Zürich. Bei älteren Patienten, die sich mehrheitlich geimpft hätten, sei das praktisch nicht mehr der Fall. «Daran sieht man, wie sehr die Impfung gegen die Überlastung der Spitäler hilft», so Günthard.

Das Fazit:

Die Aussage ist falsch. Ungeimpfte erkranken viel häufiger schwer als Geimpfte. Letztere haben ein 9- bis 12-mal geringeres Risiko, hospitalisiert zu werden. Trotz der nachlassenden Schutzwirkung sind die Covid-Vakzine also sehr effektiv. Wer den Nutzen von Impfungen grundsätzlich anzweifelt, dem sei dieser historische Vergleich ans Herz gelegt.

«Die Impfung könnte Langzeitfolgen haben»

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Impfungen können Nebenwirkungen haben, auch diejenigen gegen Sars-CoV-2. Während einige Geimpfte nur Schmerzen an der Einstichstelle verspüren, haben andere Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen. Doch solche Nebenwirkungen treten in den allermeisten Fällen unmittelbar, in den ersten Tagen oder selten Wochen nach einer Impfung auf, und sie sind weder gefährlich noch dauerhaft. Langzeitfolgen durch die mRNA-Vakzine, die in der Schweiz zum Einsatz kommen, halten Fachleute für so gut wie ausgeschlossen.

«Das ist extremst unwahrscheinlich, eigentlich wissen weltweit Experten nicht, wie dies erfolgen sollte», erklärt Manuel Battegay, Chefarzt der Klinik für Infektiologie & Spitalhygiene am Universitätsspital Basel, der seit 33 Jahren auf dem Gebiet arbeitet. «Nebenwirkungen bei Impfungen treten selten erst nach Monaten auf – vor allem aber nicht erst nach Jahren», sagte auch Bernd Salzberger, Facharzt für Innere Medizin am Universitätsklinikum Regensburg, dem Bayerischen Rundfunk. Noch deutlicher wurde Carsten Watzl, Immunologe an der Technischen Universität Dortmund, gegenüber dem «GEO»-Magazin: «Das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Covid-Impfung nicht auftreten.»

Tatsächlich ist bislang bei keiner Impfung – etwa gegen Masern, Mumps, Röteln und viele andere Krankheiten – nach längerer Zeit eine Nebenwirkung bekannt geworden. Stattdessen handle es sich bei möglichen Langzeitfolgen um ein «Missverständnis», glaubt Watzl. Darunter verstehe man eigentlich Nebenwirkungen, die kurz nach der Impfung auftreten würden, aber so selten seien, dass es manchmal Jahre brauche, bis man sie mit der Impfung in Zusammenhang gebracht habe. Das ist bei den Covid-Vakzinen sehr unwahrscheinlich, weil sie schon so häufig verabreicht wurden und laufend ein exaktes Monitoring stattfindet.

Weltweit sind bereits 3,3 Milliarden Menschen vollständig gegen Corona geimpft. Schwere Nebenwirkungen wurden dabei äusserst selten beobachtet. Dazu zählen Herzmuskelentzündungen, die vor allem bei jungen Männern auftreten können. Davon betroffen ist laut einer israelischen Studie aber lediglich einer von 3000 oder gar 6000 Geimpften zwischen 16 und 24 Jahren. Und die meisten Erkrankungen verlaufen mild und heilen binnen weniger Wochen aus. Wichtig in diesem Zusammenhang: Nach einer Infektion mit dem Coronavirus ist das Risiko für eine Herzmuskelentzündung um mindestens das Sechsfache höher als nach der Impfung. 

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Einem grossen Teil der noch Ungeimpften ist die mRNA-Technologie ungeheuer. Dabei sei diese alles andere als neuartig, erklärte die Immunologin Christine Falk von der Medizinischen Hochschule Hannover: «Das Virus ist neu. Aber die Impfung mit mRNA an sich, wie man das stabil macht, wie man sicherstellt, dass es da eben keine Kurzzeit- oder Langzeitfolgen gibt, das ist das Ergebnis von 20 Jahren Forschung.» In dieser Zeit sei deutlich geworden, dass weder die Nanopartikel noch die darin verpackte mRNA den menschlichen Zellen gefährlich werden könne, so Falk. 

Konkret wird eine Boten-RNA gespritzt, ein Molekül, das den Bauplan für das Spike-Protein liefert, das an der Oberfläche von Sars-CoV-2 die charakteristischen Stacheln bildet. Die Geimpften stellen das Protein dann in ihren Körperzellen her und präsentieren es dem Immunsystem. Dieses bildet daraufhin Antikörper, die bei einer Infektion rasch das Coronavirus bekämpfen.

«Die durch die Impfung verabreichte mRNA gelangt nicht in das Erbgut, vermehrt sich nicht und wird sehr schnell abgebaut», erklärt Infektiologe Battegay. Deshalb brauche es bei der erstmaligen Impfung ja auch eine zweite Dosis, um das Abwehrsystem nochmals zu stimulieren. «Kurz nach dem Ablesen des Bauplans wird die mRNA in der Zelle selbst durch Enzyme abgebaut. Ein nachträglicher Schaden durch die mRNA ist dadurch ausgeschlossen», bestätigte auch Falk.

Das Fazit:

Es besteht ein wissenschaftlicher Konsens, dass Langzeitfolgen durch die Corona-Impfstoffe so gut wie ausgeschlossen sind. Auch schwere Nebenwirkungen, die kurz nach der Verabreichung auftreten, sind extrem selten. Die Ängste sind also unbegründet. 

«Die Impfung macht unfruchtbar»

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Diese Befürchtung teilen laut der Sotomo-Umfrage immerhin 15 Prozent der Ungeimpften in der Schweiz. Doch ihre Sorge ist unbegründet: Das zeigen Einschätzungen von Fachleuten, mehrere Untersuchungen und zahlreiche Pandemiebabys. 

So durften die Teilnehmerinnen der umfassenden Studie, die Biontech und Pfizer vor der Zulassung ihres Impfstoffs durchführten, nicht schwanger sein oder werden. Trotzdem passierte es zwölf Frauen – alle Kinder der Geimpften wurden gesund geboren. Dass sich auch solche Frauen keine Sorgen machen müssen, die nicht so leicht Kinder bekommen können, zeigte eine im Mai 2021 publizierte Erhebung aus Israel. Punkto Spermienqualität bei Männern gab eine Studie der University of Miami im Juni Entwarnung. Zudem fanden Wissenschaftler der Universität Harvard und anderer US-Institutionen heraus, dass eine Covid-Impfung nicht nur «hochwirksam» ist für schwangere und stillende Frauen, sondern auch für das Baby, an das Antikörper weitergegeben werden.

Bei Falschinformationen zur Fruchtbarkeit wird oft auf das menschliche Protein Syncytin-1 hingewiesen, das während der Schwangerschaft an der Bildung der Plazenta beteiligt ist. Weil es dem Spike-Protein des Coronavirus ähnlich sei, würden die Antikörper, die sich nach der Impfung gegen das Spike-Protein bilden, auch die Plazentabildung beeinträchtigen, heisst es dann. 

Doch Experten haben diese Behauptung schon längst widerlegt, unter anderem Infektiologe Manuel Battegay in einem Gastbeitrag bei den Tamedia-Zeitungen. Die beiden genannten Proteine gleichen sich nur in vier aufeinanderfolgenden Aminosäuren. Das sei «statistisch vollkommen irrelevant», sagte Lennart Randau zum SWR. Laut dem Genetiker der Universität Marburg reicht diese scheinbare Ähnlichkeit nicht aus für eine Kreuzreaktion. Ausserdem werden bei einer natürlichen Infektion mit Sars-CoV-2 ebenfalls Antikörper gegen das Spike-Protein gebildet. Nach der Logik der Impfskeptiker würde also auch eine Ansteckung unfruchtbar machen. Das ist nicht der Fall.

Das Fazit:

Die Angst vor einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit ist unbegründet. Von unseren Leserinnen und Lesern darauf angesprochen, antwortete Christoph Berger, Chef der Eidgenössischen Kommission für Impffragen: «Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Corona-Impfung und ausbleibenden Schwangerschaften. Es ist keine einzige Impfung bekannt, die die Fruchtbarkeit beeinflusst.»

«Mein Immunsystem ist stark genug, um mit dem Virus klarzukommen»

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Fast 80 Prozent der Personen in der Schweiz, welche die Impfung ablehnen, haben das Gefühl, dass sie genügend Abwehrkräfte gegen das Virus hätten. Das zeigt die Sotomo-Umfrage von Ende Oktober 2021. Gemäss dieser Logik müssen sich Menschen mit einem guten Immunsystem und einem gesunden Lebensstil keine Sorgen machen. Doch das ist ein Trugschluss.

Zunächst einmal kann auch ein funktionierendes Immunsystem nicht verhindern, dass man sich mit dem Coronavirus infiziert. Wer Viruströpfchen oder -aerosole einatmet, steckt sich an und danach potenziell auch andere. Studien weisen darauf hin, dass die Viruslast, der jemand ausgesetzt ist, eine Rolle spielt. Wer nur wenig einatmet, kommt wahrscheinlich glimpflicher davon als jemand, der eine grössere Dosis abbekommt. Das würde erklären, warum manche Menschen mit einem guten Immunsystem gar keine Symptome haben, andere aber einen schweren Verlauf erleiden.

Schon früh in der Pandemie zeigte sich, dass auch junge und zuvor gesunde Menschen schwer erkranken können. Ein wichtiger Faktor sind dabei (unbemerkte) Genvarianten, welche die angeborene Immunabwehr schwächen. Diese spielt eine entscheidende Rolle in den ersten, milden Phase der Infektion. Schon dann stellt der Körper die Weichen, ob es zu einer zweiten – meist viel stärkeren – Krankheitsphase kommt. Reagiert die Abwehr anfangs nicht richtig, kommt es später oft zu einer heftigen Überreaktion. Das Immunsystem reagiert bei schweren Verläufen also zuerst zu schleppend und dann zu heftig. In solchen Fällen kann ein gutes Immunsystem sogar ein Nachteil sein, wie die Studie eines Forschungsteams der Berliner Charité gezeigt hat.

«Mit dem Alter verschlechtert sich die angeborene Immunantwort leider auch», sagt Jakob Nilsson, leitender Arzt am Institut für Immunologie des Universitätsspitals Zürich. Das ist, neben Vorerkrankungen, eine weitere Erklärung für schwere Verläufe. Ältere Menschen und solche mit einer Vorerkrankung haben ein deutlich höheres Risiko, schwer zu erkranken und zu sterben, als junge Menschen. Hier spielt das Immunsystem in der Tat eine Rolle.

Doch die genannten Faktoren können wir nicht beeinflussen. «Was Menschen für einen schweren Covid-Verlauf prädestiniert, sind grosse Einschnitte in die Funktionsfähigkeit des Immunsystems, die wir nicht selbst in der Hand haben», sagte der Virologe Marco Binder der deutschen «Tagesschau». Sie haben nichts damit zu tun, ob sich jemand gesund ernährt oder fit fühlt. «Die einzige wirksame und zielgenaue Stärkung des Immunsystems gegen das Coronavirus ist die Impfung», betonte Immunologe Carsten Watzl.

Dies gilt umso mehr, als das Risiko besteht, dass die neue Omikron-Variante unser Immunsystem besser umgehen könnte als bisherige Varianten. Die Mutationen des Virus sind noch ein Faktor, über den wir keine Kontrolle haben. Zudem darf das Problem von Long Covid nicht unterschätzt werden. Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung können auch bei Menschen auftreten, die einen milden Verlauf hatten und vorher fit waren.

Das Fazit:

In der Regel haben junge Menschen ein besseres Immunsystem als ältere, weshalb sie seltener schwer erkranken. Sich auf die eigenen Abwehrkräfte zu verlassen, ist aber riskant – egal, wie fit man ist. Unbeeinflussbare Faktoren wie die eingeatmete Viruslast und Gendefekte spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle.

«Für Junge ist die Krankheit harmlos»

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Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Weniger als 1 Prozent der unter 39-Jährigen, die sich mit Corona anstecken, müssen hospitalisiert werden. Bei den über 80-Jährigen ist jede und jeder Fünfte betroffen. Todesfälle sind bei jungen Patienten noch seltener. 70 Prozent der Opfer in der Schweiz waren bis jetzt Hochbetagte.

Das Coronavirus ist also viel gefährlicher für ältere Menschen, die in der Regel über ein schwächeres Immunsystem verfügen. Dass Junge gar nicht betroffen sind, stimmt trotzdem nicht. Obwohl die Anteile prozentual gering sind, gab es doch schon mehr als 5400 unter 50-Jährige, die ins Spital eingeliefert werden mussten. 70 Personen zwischen 0 und 49 Jahren starben an den Folgen ihrer Covid-Erkrankung.

Und dann wäre da noch Long Covid. Damit sind Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung gemeint, die noch Wochen bis Monate nach der akuten Krankenphase auftreten – auch bei Patienten, die einen milden Verlauf hatten und vorher fit waren. Häufige Symptome sind eine starke Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen sowie ein Geschmacks- und Geruchsverlust. Frauen scheinen davon häufiger betroffen zu sein. Aber es gibt auch viele junge Männer und Kinder, die unter Long Covid leiden.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht davon aus, dass 20 Prozent der infizierten Erwachsenen daran erkranken. Bei Kindern seien etwa 3 Prozent betroffen. Eine Studie der Universität Zürich hat ergeben, dass sich jeder vierte Corona-Infizierte nach acht Monaten noch nicht ganz erholt hat. Und 13,5 Prozent der infizierten Pflegenden am Universitätsspital Basel gaben auch zwölf Monate nach Krankheitsbeginn immer noch an, dass Einschränkungen zurückgeblieben seien.

Weil die Symptome so schwer zu fassen sind und es eine hohe Dunkelziffer gibt, ist schwierig zu sagen, wie hoch die Zahl der Betroffenen in der Schweiz wirklich ist. Einig sind sich die Fachleute jedoch darin, dass Long Covid ein häufiges Phänomen ist – auch bei Jungen.

Das Fazit:

An der Aussage, dass Corona für Junge harmlos sei, ist zumindest etwas dran. Nur wenige Infizierte unter 60 Jahren müssen hospitalisiert werden, fast keine sterben an den Folgen einer Covid-Erkrankung. Doch es gibt auch immer wieder Fälle von jungen Patienten mit einem schweren Verlauf. Und noch wichtiger: Long Covid ist sehr häufig und betrifft alle Altersklassen. Wir stufen die Behauptung deshalb weder als eindeutig richtig noch eindeutig falsch ein.

«Das Coronavirus ist nicht gefährlicher als eine Grippe»

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Der Check:

Diese Behauptung hält sich seit Beginn der Pandemie, wahrer wird sie deswegen aber nicht. 

Ein Mass dafür, wie ansteckend eine Krankheit ist, ist die Basisreproduktionszahl R0 (R-Null): Sie gibt an, wie viele andere Menschen ein Infizierter durchschnittlich ansteckt – ohne Eindämmungsmassnahmen und Immunität in der Bevölkerung. Bei der saisonalen Influenza beträgt der R0-Wert laut dem BAG 1,1 bis 2, je nach Grippesaison. Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) geht von 1,28 aus. Den R0-Wert der Delta-Variante des Coronavirus schätzt es hingegen auf 6 bis 7. Zum selben Resultat kommt das Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der Universität Warwick. Es hat für die britische Regierung berechnet, dass ein Delta-Infizierter im Schnitt 6,68 andere Menschen ansteckt. Das heisst: Die Corona-Variante, die in der Schweiz seit Monaten dominiert, ist etwa 5-mal ansteckender als eine Grippe. Das allein macht Sars-CoV-2 gefährlicher, weil es viel schwieriger einzudämmen ist.

Corona ist aber nicht nur ansteckender als Influenza, sondern führt auch häufiger zu Langzeitschäden und schweren Erkrankungen. Laut Infovac, der offiziellen Schweizer Plattform für Impffragen, verursacht die saisonale Grippe jährlich 1000 bis 5000 Hospitalisierungen. Wegen Covid-19 mussten im vergangenen Jahr über 20’000 Menschen ins Spital eingeliefert werden – bis zu 20-mal so viele. Und dies, obwohl wir ja einen Lockdown hatten und zahlreiche Massnahmen in Kraft waren.

Das hat natürlich auch viele Todesfälle verhindert. Trotzdem starben in der Schweiz seit März 2020 schon über 11’000 Menschen an den Folgen einer Covid-Erkrankung. Die Grippe führt üblicherweise zu wenigen Hundert Todesfällen pro Jahr. Zwischen 2009 und 2018 waren es im Schnitt 122 bestätigte Fälle, wie Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigen.

Schon bevor sich die ansteckendere und gefährlichere Delta-Variante in der Schweiz durchsetzte, war Corona tödlicher. Das zeigt eine Studie von Schweizer Forscherinnen und Forschern, die den Verlauf von Influenza- und Covid-Erkrankungen in verschiedenen Spitälern verglichen haben. Dafür analysierten sie Daten von insgesamt 4200 Patientinnen und Patienten, die entweder zwischen 2018 und 2020 wegen der Grippe hospitalisiert wurden oder während der ersten Pandemiewelle aufgrund von Corona.

Das Resultat ist eindeutig: Die Mortalität von Corona war schon damals 3-mal höher – obwohl die Covid-Patientinnen und -Patienten im Mittel jünger waren. Sie mussten doppelt so häufig auf die Intensivstation verlegt, fast 3-mal so häufig beatmet werden und insgesamt auch länger im Spital bleiben als die Influenza-Erkrankten. «Covid-19 ist mehr als eine kleine Grippe», sagte Rami Sommerstein, Mitautor der Studie und Infektiologe von der Luzerner Hirslandenklinik St. Anna, zu SRF.

Das Fazit:

Die Aussage ist falsch. Erstens ist Sars-CoV-2 ansteckender als die Grippe. Zweitens erkranken Menschen häufiger schwer daran. Und drittens verursacht das Coronavirus viel mehr Todesfälle.

«Es hat gar keine Übersterblichkeit gegeben»

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Der Check:

Dieses Argument hört man auch immer wieder. Es lässt sich aber ziemlich einfach widerlegen: mit den offiziellen Sterbezahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS). Sie zeigen, dass es während der ersten, vor allen aber der zweiten Corona-Welle zu einer hohen Übersterblichkeit gekommen ist. Es gab also mehr Todesfälle, als anhand der Fallzahlen der vorangegangenen fünf Jahre und unter Berücksichtigung der Veränderung der Bevölkerung zu erwarten waren.

2020 starben in der Schweiz 76’000 Menschen – 8200 respektive 12,1 Prozent mehr als im Vorjahr. «Diese starke Zunahme hängt mit der Pandemie zusammen», schreibt das BFS. Bei den Personen ab 65 Jahren stieg die Anzahl Todesfälle um 13,2 Prozent, bei den Jüngeren um 4,2 Prozent.

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Eine Forschungsarbeit von Wissenschaftlern der Universitäten Zürich und Bern kam sogar zum Schluss, dass 9500 Personen oder etwa 14 Prozent mehr starben als erwartet. Klar ist jedenfalls: Die Schweiz beklagte im vergangenen Jahr die höchste Übersterblichkeit seit der Spanischen Grippe vor über 100 Jahren. Während der zweiten Welle gab es zudem kaum ein Land in Europa, das stärker betroffen war. 

Zur Erinnerung: 2020 waren zahlreiche Massnahmen in Kraft. Der Bundesrat verhängte einen Lockdown. Geschäfte und Restaurants waren zeitweise geschlossen, Veranstaltungen verboten. Die Mobilität der Bevölkerung nahm ab. An öffentlichen Orten galt eine Maskenpflicht, wodurch die Grippe und andere Infektionskrankheiten eingeschränkt wurden. Und trotzdem starben deutlich mehr Menschen als in normalen Jahren. Die Pandemie hat sogar dafür gesorgt, dass erstmals seit Jahrzehnten die Lebenserwartung in der Schweiz gesunken ist.

Das Fazit:

Im vergangenen Jahr starben wegen des Coronavirus viel mehr Menschen, als es statistisch zu erwarten war. Und derzeit gibt es schon wieder eine Übersterblichkeit. Die Behauptung ist also falsch.