Krankes Gesundheitspersonal Long Covid verschärft den Pflege-Notstand
Eine Studie des Universitätsspitals Basel zeigt erstmals, dass Long Covid auch beim medizinischen Personal in der Schweiz ein Problem ist – und die Belastungen durch die Pandemie noch verschlimmert.
Die Pandemie belastet das medizinische Personal stark. Viele leisten seit mehr als einem Jahr unzählige Überstunden und sind während der Arbeit der Gefahr einer Covid-Ansteckung und möglichen Langzeitfolgen ausgesetzt. Verschiedene internationale Untersuchungen haben bereits aufgezeigt, dass Long Covid für das Gesundheitspersonal ein Problem ist. Eine neue Studie des Universitätsspitals Basel thematisiert dies nun erstmals auch für die Schweiz. Sie ist letzten Freitag in der Fachzeitschrift «Swiss Medical Weekly» erschienen.
567 Angestellte des Universitätsspitals Basel hatten sich bis Ende Mai dieses Jahres mit Covid-19 angesteckt. 260 Betroffene nahmen an der Studie teil, die ein Team um den Basler Infektiologen Manuel Battegay durchgeführt hat.
Die meisten der Studienteilnehmer hatten einen milden Krankheitsverlauf. Aber: 26,5 Prozent von ihnen litten auch drei Monate nach der Infektion noch an Symptomen, zwölf Monate nach Krankheitsbeginn gaben immer noch 13,5 Prozent an, dass Einschränkungen zurückgeblieben seien. Die am häufigsten genannten Symptome waren Müdigkeit/Erschöpfung, Geschmacks- und Geruchsverlust und allgemeine Schwäche.
«Wir hatten in unserer Beratung in den letzten Monaten immer wieder Pflegende, die nach der Covid-Infektion an Folgeerkrankungen leiden», sagt Pierre-André Wagner, Leiter des Rechtsdienstes beim Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK). Immer wieder seien das auch Autoimmunerkrankungen, die nach der Covid-19-Erkrankung ausbrechen würden oder das Chronic Fatigue Syndrom (CFS).
Bisher keine Long-Covid-Fälle bei Geimpften
«Die Ausfälle verschärfen den Notstand in der Pflege weiter», sagt Wagner. Zu viele Pflegende würden auch ohne Long Covid ihren Beruf wegen Erschöpfung aufgeben. Deshalb sei auch die Pflegeinitiative vom 28. November so wichtig, denn eine Ausbildungsinitiative allein könne die Probleme nicht lösen. «Es ist zwar wichtig, mehr Pflegende auszubilden, aber wir müssen sie auch im Beruf halten», so Wagner. Die Pflegeinitiative fordert deshalb eine Ausbildungsoffensive, bessere Arbeitsbedingungen und bessere berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, um die Pflegeberufe attraktiver zu machen.
Auch Gregory Fretz, Long-Covid-Experte am Kantonsspital Graubünden, sieht vor allem eine Verschärfung eines bestehenden Problems. «Long Covid ist nicht der Haupttreiber für den Fachkräftemangel in der Pflege, aber es wird das Problem zusätzlich verschärfen.» Wichtig sei in diesem Zusammenhang die Impfung, auch beim Pflegepersonal. Fretz war in der Schweiz einer der Ersten, die eine spezialisierte Long-Covid-Sprechstunde anboten, und betreut Betroffene aus der ganzen Schweiz. Bisher wisse er noch von keinem Geimpften, der nach einer Durchbruchsinfektion Long Covid entwickelt habe.
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