SNB bestätigt wohl lockere GeldpolitikDie Frankenschwäche bringt etwas Spannung
Wie fällt die Lagebeurteilung der SNB am Donnerstag aus? Die Ökonomen sind sich weitgehend einig. Deutlich verändern dürften sich nur die Inflationserwartungen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte am Donnerstag bei der vierteljährlichen Lagebeurteilung an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festhalten – trotz dem etwas schwächeren Franken.
«Die Lagebeurteilung der SNB wird auch in diesem Quartal unspektakulär bleiben», sagt Strategieanalyst Patrick Häfeli von der St. Galler Kantonalbank und fasst damit den Konsens unter den Ökonomen zusammen. «Die SNB wird weiterhin an ihrer äusserst expansiven Geldpolitik festhalten und weder ihren Leitzins noch den Freibetrag für die Geschäftsbanken anrühren.»
Konkret heisst das, die SNB wird aller Voraussicht nach den Leitzins von -0,75 Prozent bestätigen. Auch die Bereitschaft, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, dürfte sie bekräftigen. Eine deutliche Veränderung erwarten die meisten Ökonomen lediglich bei den Inflationserwartungen. Diese dürfte die SNB nach oben anpassen.
Eingebüsst auch zum Dollar
Gerade mit Blick auf die Devisenmarktinterventionen dürften die Währungshüter die jüngste Abwertung des Franken begrüsst haben. Allerdings können sie davon kaum etwas ihrer eigenen Politik zuschreiben, vielmehr ist die Franken-Schwäche hauptsächlich ein Folge der erhöhten Risikobereitschaft der Investoren, kommentiert Ökonom David Oxley von Capital Economics.
Zur Erinnerung: Im bisherigen Jahresverlauf hat das Euro/Franken-Paar Mitte Januar noch ein Tief bei 1,0738 erreicht. Seither ging es mehr oder weniger kontinuierlich aufwärts. Erst vor einer Woche erreichte das Paar bei einem Stand jenseits der 1,11 den höchsten Stand seit mehr als anderthalb Jahren. Auch zum Dollar hat der Franken Federn gelassen.
Hoch oder sehr hoch?
Diese Frankenschwäche bringe «etwas mehr Spannung» in die Lagebeurteilung, sagt Oxley weiter. Konkret gehe es um die Frage, wie die SNB den Franken beschreiben wird. Allerdings wäre es seiner Meinung nach eine grosse Überraschung, wenn die Notenbank die Phrase vom «hoch bewerteten Franken» ändern würde.
Einig sind sich die Beobachter, dass die Frankenschwäche der SNB eine Atempause bei den Interventionen verschafft hat. UBS-Ökonom Felix Huefner verweist auf die jüngsten Daten zu den Giroguthaben. Sie deuten darauf hin, dass die SNB in letzter Zeit nicht viel oder gar nicht interveniert hat.
«Die SNB hat seit mindestens einem Monat nicht mehr am Devisenmarkt interveniert», grenzt Anastassios Frangulidis, Chefstratege Pictet Asset Management, den Zeitraum etwas genauer ein. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr stemmte sich die SNB mit knapp 110 Milliarden gegen die Aufwertung des Frankens.
«Während der Franken sonst häufig in Krisensituationen aufwertet, hat er in der aktuellen ähnlich belastenden Lockdown-Phase abgewertet – zumindest der Exportsektor kann so etwas durchatmen», betont Chef-Ökonom Karsten Junius von der Bank J. Safra Sarasin.
Warten auf Inflationsziele
Laut Junius dürfte die Franken-Abwertung der SNB auch dabei helfen, das Inflationsziel zu erreichen. Bei der letzten Lagebeurteilung im Dezember hatte die SNB für 2021 eine Teuerungsrate von 0,0 Prozent vorhergesagt.
Diese Prognose dürfte nicht länger haltbar sein, heisst es unisono. «Es wird erwartet, dass die Inflation in den nächsten Monaten aufgrund der Basiseffekte bei den Energiepreisen ansteigt», sagt GianLuigi Mandruzzato, Ökonom bei EFG Asset Management, voraus. Allerdings werde die Zentralbank über diesen vorübergehenden Anstieg hinwegsehen und sich auf die zugrunde liegenden Trends konzentrieren – ganz so, wie es in den letzten Wochen schon EZB und Fed vorgemacht haben.
Doch auch in den kommenden drei Jahren dürfte die Inflation nur moderat ansteigen und unter 2 Prozent bleiben, ergänzt Frangulidis von Pictet. Damit sei vorerst keine spezifische Reaktion der SNB erforderlich.
«Sobald sich der Inflationsdruck hartnäckiger aufzubauen beginnt, wird die erste Massnahme der SNB darin bestehen, ihre negativen Zinsen aufzuheben», prognostiziert der Ökonom. «Dies ist tatsächlich ein mögliches politisches Ergebnis für 2022, auch wenn es für dieses Jahr noch nicht auf dem Tisch liegt.»
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