Papablog: Familieninterne EntscheidungenDie Familienpolitik ist total unfair!
Willkommen zur Herbstsession 2021 des Familienrats im Hause Tschannen.
Der Protokollführer begrüsst die anwesenden Parlamentsmitglieder zur Herbstsession 2021:
Geschäft 1, Raumplanung
Die «Kindliche Volkspartei KVP» und «Bündnis 19/Der Mittelpunkt» beantragen, 6 Quadratmeter des Wohnzimmers als dauerhafte Spielfläche einzuzonen. Die regierenden «Elterndemokraten» argumentieren, dass bereits rund 2 Quadratmeter Teppichfläche pro Jahr mit Lego und Duplo zugebaut werden. Diese fortschreitende Bodenversiegelung beeinträchtige Menschen, die nachts barfuss unterwegs seien. Des Weiteren sei die versprochene Renaturierung einer Spielfläche im Büro durch die beiden Oppositionsparteien bis heute nicht umgesetzt worden. Der Antrag wird mit Stichentscheid der Ratspräsidentin abgelehnt.
Geschäft 2, Öffentliche Ordnung
Bündnis 19/Der Mittelpunkt fordert, jetzt endlich die Windelpflicht in Innenräumen auch für diejenigen abzuschaffen, die noch nicht aufs Töpfchen können. Die einseitige Pflicht schaffe eine Zweiklassengesellschaft. Die Elterndemokraten verweisen auf die Wissenschaft, insbesondere auf den Fachbericht Largo. Sie erinnern zudem an die unübersichtliche Situation nach dem Baden vor zwei Wochen, als es zu Ausschreitungen und massiven Sachbeschädigungen mit Fäkalien kam. Der Antrag wird mit 2 zu 1 Stimme abgelehnt. Der Lachanfall der KVP wird als Stimmenthaltung gewertet.
Geschäft 3, Volksgesundheit
Der Mittelpunkt beantragt weiter, wenigstens das ab Geburt für zwei Jahre geltende Zuckermoratorium abzuschaffen. Die Elterndemokraten betonen, das Zuckermoratorium sei Teil des Massnahmenpakets Zahngesundheit und aktuell wichtiger denn je, da die KVP in populistischer Manier gegen das Zähneputzen agitiere. Ein Parteivertreter sei kürzlich sogar im T-Shirt einer zahnputzkritischen Gruppierung gesichtet worden. Der Vorsitzende der KVP wirft ein, dass das Zuckermoratorium bereits im letzten Jahrzehnt bestand, und ihm auch nicht geschadet habe. Vielmehr sei endlich das Zähneputzen abzuschaffen. Die Ratspräsidentin ermahnt die KVP, nicht mit Schokolade im Mund zu sprechen. Der Antrag des Mittelpunkts wird mit 3 zu 1 Stimme abgelehnt.
Geschäft 4, Rüstungsbudget
Die KVP möchte die Anschaffung eines neuen Schulrucksacks Modell «Glurak» ins Budget aufnehmen. Das darauf abgebildete Pokémon sei denen auf anderen Rucksäcken im Kampf weit überlegen. Die Elterndemokraten verweisen auf die guten Beziehungen zu den Nachbarsfamilien. Es sei in Friedenszeiten nicht nötig, alle anderen Kinder mit dem Rucksack schlagen zu können. Als Kompromiss wird eine Kampfwertsteigerung des bestehenden Rucksacks mittels eines Pikachu-Aufbügelpatches ausgehandelt.
Geschäft 5, Ämterverteilung
Die Elterndemokraten möchten die Ämter «Schuhe wegräumen» und «Frühstückstisch decken» neu vergeben und schlagen vor, sie Bündnis 19/Der Mittelpunkt respektive der kindlichen Volkspartei zu übertragen. Die Oppositionsparteien erklären sich bereit, in Kommissionen dahingehend mitzureden, wie beispielsweise der Tisch zu decken sei. Die eigentliche Ausführung sei aber eine Regierungsaufgabe und könne nicht an einzelne Parteien delegiert werden. Die Stimmung ist gereizt. Die Elterndemokraten werfen der Opposition vor, sich der Verantwortung für den Haushalt entziehen zu wollen. Die Oppositionsparteien bekräftigen ihrerseits Unmut und fordern eine Parlamentsreform.
Geschäft 6, Parlamentsreform
Die Oppositionsparteien werfen den Elterndemokraten vor, ihre Law-and-Order-Politik diktatorisch durchzusetzen und dabei eine Scheindemokratie aufrecht zu erhalten. Sie schlagen vor, den Familienrat um ein weiteres Kind zu ergänzen.
Die Elterndemokraten verweisen auf die Familienverfassung, die dafür eine 2/3-Mehrheit der Stimmen verlangt. Die Opposition behauptet, die Regierungspartei verweigere sich einer Erweiterung aus machttaktischen Gründen. Die Elterndemokraten drohen, man könne das Stimmgewicht ja auch an den Altersjahren der Parlamentsmitglieder festmachen und wenn sich der Tonfall insbesondere der KVP nicht umgehend ändere, würde dies in der kommenden Woche massive Einschränkungen in der Medienfreiheit nach sich ziehen.
Die Opposition verlässt geschlossen den Raum. Die Elterndemokraten nutzen die Zeit, um weitere Geschäfte vorzubereiten. Es wird wie immer nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die Oppositionsparteien untereinander zerstreiten und die Regierung mit Verweis auf die Unruhen neue Regeln mittels Notrechts durchsetzen kann.
Fehler gefunden?Jetzt melden.