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Mamablog: Erziehung auf Augenhöhe
«Essen ist fertig! Alle an den Ti-isch!!»

Ganz die Mama: Um Gehör zu finden, muss man im Familienalltag oft laut werden.
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Stellen wir uns einen Vater vor, der Pasta kocht. Kurz bevor das Essen auf dem Tisch steht, geht er ins Wohnzimmer, setzt sich auf den Boden, berührt seinen Vierjährigen sanft am Handgelenk und sagt: «Darf ich dich kurz unterbrechen?» Das Kind schaut kurz von den Bauklötzen hoch und antwortet: «Moment bitte, Papa.» Der Vater wartet geduldig, bis der Klotz am richtigen Ort steht und sagt: «Jetzt darfst du reden, Papa.» Erleichtert bittet der Vater: «Das Essen ist fertig, kommst du bitte mit zum Tisch?» Die beiden marschieren fröhlich ins Esszimmer.

Eine Szene, die sich wohl in den wenigsten Stuben so abspielt. Denn im Alltag sieht es oft so aus: «Das Essen ist fertig! Alle an den Ti-isch!» rufen die Eltern aus der Küche. Und wenn nach zwei Minuten nicht alle da sind, wird man gerne lauter. Die Pasta wird schliesslich kalt.

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Erziehen? Nicht nötig!

Montessori-Pädagoginnen sehen Kinder nicht als etwas Unfertiges, das man erst formen oder erziehen muss, sondern als vollwertige Persönlichkeiten. Entsprechend behandeln sie Kinder mit ebenso viel Respekt, wie sie auch Erwachsene behandeln würden. Eine bekannte Montessori-Pädagogin fragt beispielsweise schon ein ganz kleines Baby, ob es okay ist, dass sie ihm nun die Windel wechselt. Statt das Kind einfach auf den Wickeltisch zu legen und zu wickeln. Auch werden die Kinder nicht demonstrativ aufgefordert, Manieren zu zeigen. Also keine Sprüche wie: «Wie heisst das Zauberwort?» oder «Und jetzt entschuldigst du dich!» Man geht einfach mit gutem Beispiel voran. Aussenstehenden fallen dann die vergleichsweise hohen Sozialkompetenzen von Montessori-Kindern auf, oft werden sie dafür gelobt, dass sie besonders wohlerzogen sind. Dabei werden diese Kinder nicht wirklich «erzogen», sondern von Anfang an respektvoll behandelt.

Wenn die Lehrperson gerade beschäftigt ist, legt das Kind einfach seine Hand auf ihre Schulter.

In ihrem wunderbaren Buch «The Montessori Toddler» beschreibt Simone Davies, wie Kinder in Montessori-Kinderhäusern lernen, andere nicht zu unterbrechen: Wenn die Lehrperson gerade beschäftigt ist, legt das Kind einfach seine Hand auf ihre Schulter. Das ist ein Zeichen, dass das Kind sie gerade dringend braucht. Davies rät, das Hand-Schulter-Ritual auch zu Hause anzuwenden. Wird das Kind ungeduldig, können Eltern auch mit den Augen signalisieren: «Ich sehe dich.»

Habe ich zu Hause sofort ausprobiert. Hat aber nicht funktioniert. Gerade abends, wenn mein Mann oder ich ein paar Worte wechseln wollen, unterbrechen uns die Kinder oft. Lange nervte ich mich. Dann leuchtete es mir ein: Wie kann ich Dinge von ihnen erwarten, die ich ihnen nicht vorlebe? Wenn das Abendessen fertig ist, rufe ich aus der Küche – obwohl sie gerade in ein Buch vertieft ist. Wenn sie mit ihren Stofftieren spielt, wir aber gleich den Bus verpassen, rufe ich wieder: «Zieh dich bitte an, wir müssen jetzt lo-os!» Obwohl das Spiel mit den Stofftieren für sie genauso relevant ist, wie das Gespräch mit meinem Mann für mich. Seht ihr? Ich unterbreche meine Kinder andauernd. Erwarte aber, dass sie geduldig warten, bis mein Mann und ich fertig geredet haben.

Vorwarnen statt anschreien

Statt uns also zu beklagen, dass Kinder (oder später dann Jugendliche) respektlos wären, können wir bei uns selbst beginnen und Kindern von Anfang Respekt entgegenbringen. Statt über ausgeleerte Milch zu schimpfen, übe ich mich in: «Macht nichts! Kann passieren.» So wie ich das bei einem erwachsenen Freund tun würde. Statt eines «Und jetzt entschuldigst du dich»-Befehls, entschuldige ich mich bei meinen Kindern, wenn mir ein Fehler passiert. Oder bei meinem Mann, und zwar nicht erst, wenn die Kinder im Bett sind, sondern wenn sie zuhören. Anstelle der vielen «Wie sagt man»-Aufforderungen bedanke ich mich sehr oft und sehr aufrichtig bei meinen Kindern. Und natürlich auch bei unseren Nachbarn und Verwandten. Die Kinder kriegen ja alles mit.

Aber auch praktische Dinge können helfen, wie zum Beispiel den Tag so zu planen, dass man einen Zeitpuffer von fünfzehn Minuten hat, bevor man das Haus verlassen muss. Klappt natürlich nicht immer. Aber um bei der anfangs erwähnten Pasta zu bleiben: Gerade hier kann man die Kinder sehr gut zehn Minuten bevor das Essen fertig ist schon mal vorwarnen. Und im Worst Case die Pasta halt kalt essen. Hat abgesehen von ungestressten Kindern noch einen weiteren tollen Nebeneffekt: Wenn wir Kindern von Anfang an auf Augenhöhe begegnen, machen sie uns nach.

Dieser Text erschien ursprünglich in längerer Form im Webmagazin der Autorin: chezmamapoule.com.

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