Kommentar zu unnötigen AntibiotikaDie Ärzteschaft muss sich ihrer Verantwortung bewusst werden
Eine Studie zeigt Bedenkliches: Ärztinnen und Ärzte verschreiben selbst dann zu viele Antibiotika, wenn sie wissen, dass das mehr schadet als nützt.
Die Nase läuft, der Hals kratzt, die Körpertemperatur steigt: Wer derlei Symptome verspürt, setzt gern auf die Antibiotika-Keule – in der Meinung, so besonders schnell wieder gesund zu werden. Besonders grosse Hoffnungen in das vermeintliche Wundermittel setzen Eltern, deren Kind von Hustenanfällen und Fieberschüben heimgesucht wird. Schliesslich wollen sie es nicht leiden sehen.
Nur sind die Hoffnungen oft unbegründet. Denn Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren. Es sind aber Viren, welche die meisten Erkältungen verursachen, ebenso wie die Grippe oder – als aktuelles Beispiel – Covid.
Ärztinnen und Ärzten müsste das eigentlich klar sein. Dennoch verschreiben viele ihren Patientinnen und Patienten bei ersten Erkältungsanzeichen einfach mal ein Antibiotikum. Sie tun das wider besseres Wissen, wie jetzt eine Nationalfonds-Studie gezeigt hat. Das ist im höchsten Mass bedenklich.
Die Ärzteschaft muss sich selber an der Nase nehmen. Schliesslich ist es ihre Aufgabe, Menschen zu heilen – nicht, gefährliche Erreger züchten zu helfen.
Es geht dabei nicht nur um die Erkrankten, die nicht gesund werden, weil sie das falsche Mittel bekommen haben. Sondern letztlich um uns alle: Werden Antibiotika zu häufig oder nicht richtig eingesetzt, entwickeln die Erreger Resistenzen gegen sie. Einige bakterielle Erkrankungen können dann gar nicht mehr behandelt werden und werden damit zu einer potenziell tödlichen Bedrohung.
Dass Antibiotikaresistenzen heute «zu den grossen globalen gesundheitlichen Herausforderungen gehören», hat auch der Bundesrat erkannt. Am Mittwoch verabschiedete er dazu gleich zwei Berichte und beschloss verschiedene Massnahmen mit dem Ziel, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren.
Das ist gut so. Noch besser wäre allerdings, wenn die Medikamente sorgfältiger verschrieben würden. Das allerdings kann nicht der Bundesrat befehlen, da muss sich die Ärzteschaft selber an der Nase nehmen. Schliesslich ist es ihre Aufgabe, Menschen zu heilen – nicht, gefährliche Erreger züchten zu helfen.
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