Zu tiefe Prämien bezahltDeutlich höhere Prämien für Tausende Zusatzversicherte der Assura
Die betroffenen Versicherten haben lange zu tiefe Prämien bezahlt, sagt die Aufsichtsbehörde Finma.
Claudia Meyer (Name geändert) aus Binningen (BL) ist verärgert. Meyer hat seit vielen Jahren eine Spitalzusatzversicherung der Assura. Im Oktober teilt ihr der Versicherer mit, die Prämie bleibe im nächsten Jahr gleich. Ende November tönt es plötzlich ganz anders. Da kündigt die Assura für 2021 eine Erhöhung der Prämie von heute 252 Franken auf 315 Franken an. Meyer wundert sich, wie es zu dieser nachträglichen Änderung kommen konnte.
Sie ist nicht die Einzige. Rund 50’000 Personen mit einer Spitalversicherung der Assura geht es gleich wie Claudia Meyer. Ihre Prämien erhöhen sich im Schnitt um 40 Prozent. Viele stören sich aber nicht nur am happigen Prämienanstieg, sondern auch an der Informationspolitik der Krankenkasse. Das zeigt der Blick auf die Website der Assura, wo die häufigsten Fragen der Versicherten zu dieser Prämienerhöhung und die Antworten der Kasse aufgelistet sind.
Erst vor kurzem bewilligt
Die Assura begründet die nachträgliche Prämienkorrektur mit dem Vorgehen der Aufsichtsbehörde Finma. Diese müsse jede Prämienanpassung prüfen. Erst Mitte November habe die Finma ihre Genehmigung erteilt. Weil die Prämien für die Zusatzversicherung den Versicherten spätestens 25 Tage vor Inkrafttreten kommuniziert werden müssten, sei die Prämienkorrektur Ende November somit rechtzeitig erfolgt, erklärt die Assura.
Zu sagen ist, dass die angekündigte massive Prämienerhöhung ausschliesslich geschlossene Spitalzusatzprodukte betrifft. Das sind Versicherungen, in die schon seit einigen Jahren keine neuen Versicherten mehr aufgenommen werden. Dadurch wird das Versichertenkollektiv immer älter, was zu höheren Kosten führt. Hinzu kommt, dass die Versicherten dieser geschlossenen Produkte eine Eintrittsalter-Garantie haben: Ihre Prämie erhöht sich nicht aus Altersgründen, wie das bei den Spitalzusatzversicherungen heute üblich ist.
Kosten zu tief eingeschätzt
Wie die Finma mitteilt, hat sie die geschlossenen Produkte der Assura vertieft geprüft. Dabei habe sich gezeigt, dass es ein Manko bei den Altersrückstellungen gebe. Der Grund ist laut Finma, dass die Assura die künftigen Kosten zu tief eingeschätzt hat. Die Versicherten hätten lange zu tiefe Prämien bezahlt. Die aussergewöhnliche Erhöhung sei für die Betroffenen zwar unerfreulich, aber sie sei nötig, um die künftigen Leistungen zu finanzieren. Auch seien die Prämien trotz Anstieg immer noch vergleichsweise günstig.
Die betroffenen Versicherten müssen sich nun entscheiden, ob es sich trotz höherer Prämie für sie lohnt, in der geschlossenen Versicherung zu bleiben. Alternativ können sie ohne Gesundheitsprüfung in eine andere vergleichbare Spitalversicherung der Assura wechseln. Sie müssen dann aber damit rechnen, dass die Prämien nicht nur aus Kostengründen steigen, sondern auch mit zunehmendem Alter regelmässig angepasst werden. Wer weder das eine noch das andere will, kann die Versicherung auch bis Ende Dezember kündigen.
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