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Archegos- und Greensill-Skandale
Der CS-Spitze droht die Abwahl

Eine besondere GV steht an: Der Hauptsitz der Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz. 
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Seinen Abschied hat sich Urs Rohner sicher anders vorgestellt. Am Freitag wird der Präsident der Credit Suisse seine letzte Generalversammlung leiten. Der Doppelskandal um die zusammengebrochenen Greensill-Fonds und das implodierte Family Office Archegos hält die zweitgrösste Schweizer Bank seit Wochen in Atem.

Nun formiert sich der Widerstand der Aktionäre gegen den CS-Verwaltungsrat. Mehrere Grossaktionäre haben in den letzten Tagen bekannt gegeben, dass sie an der GV gegen Andreas Gottschling stimmen werden. Er ist im Verwaltungsrat der CS für das Risikokomitee verantwortlich.

David Herro vom US-Vermögensverwalter Harris Associates sagt gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig): «Es ist die Aufgabe des Verwaltungsrats, die Aktionäre zu vertreten und das Management zu überwachen… Herr Gottschling sollte nicht nur abgewählt werden, sondern es wundert mich eigentlich angesichts der aktuellen Ereignisse, dass er nicht schon zurückgetreten ist.»

CS-Verwaltungsrat Andreas Gottschling steht in der Kritik. 

Unterstützung erhält Herro von Vincent Kaufmann von der Anlagestiftung Ethos, auch sie will Gottschling abwählen: «Die anderen Mitglieder des Risikokomitees sind noch nicht sehr lange dabei, also werden wir ihnen eine grössere Chance geben.» Gottschling dagegen hat 2018 den Vorsitz übernommen, nun brauche es einen Wechsel, so die Begründung.

«Aktionäre sollten das Recht haben, Änderungen im Verwaltungsrat zu verlangen, wenn dieser nicht in ihrem besten Interesse handelt.»

Der norwegische Staatsfonds

Noch einen Schritt weiter geht der norwegische Staatsfonds. Der CS-Aktionär, der 3,43 Prozent der Anteile hält, schreibt auf seiner Internetseite: «Aktionäre sollten das Recht haben, Änderungen im Verwaltungsrat zu verlangen, wenn dieser nicht in ihrem besten Interesse handelt.» Bei der Wahl würde der Fonds unter anderem «unbefriedigende Ergebnisse» sowie «Missmanagement beim Eingehen von Risiken» berücksichtigen.

Der Staatsfonds lehnt aus diesem Grund nicht nur die Wiederwahl von Gottschling ab. Auch die CS-Verwaltungsräte Michael Klein, Shan Li, Seraina Macia, Richard Meddings und Vizepräsident Severin Schwan sollen deshalb gehen. Die Bank kommentierte eine Anfrage dazu nicht.

Interne Untersuchungen laufen

Die Bank hat unterdessen Aufklärung zu den zwei Finanzskandalen versprochen. Der Verlust für die Archegos-Pleite wird bei der CS auf rund 5 Milliarden Franken beziffert. Wie teuer Greensill wird, lässt sich noch nicht genau beziffern. Rund 2,3 Milliarden Franken an Krediten an drei Schuldner sind ausfallgefährdet. Letzte Woche hat die Bank zwei Wandelanleihen platziert und so eine Kapitalerhöhung durchgeführt. So wurde die Kapitaldecke um 1,8 Milliarden Franken gestärkt und die Eigenkapitalquote auf rund 13 Prozent angehoben. Das ist im Branchenvergleich ein anständiger, wenn auch kein überragender Wert.

Gleich zwei Ausschüsse des Verwaltungsrats untersuchen derzeit, was genau bei Archegos und Greensill schiefgelaufen ist. Die Ausschüsse werden dabei von externen Ermittlern unterstützt.

Im Fall der Hedgefondspleite gehen die Ermittler der Frage nach, warum die riesige Risikoposition nicht an die zuständigen Gremien gemeldet worden ist. Laut mit den Vorgängen vertrauten Personen ist bisher zum Beispiel nicht bekannt, dass der Risikoausschuss des Verwaltungsrats über die riesigen Archegos-Risiken informiert wurde.

Die besondere Rolle von Severin Schwan

Bei der Aufarbeitung der Skandale fällt auf, dass Severin Schwan, CS-Vizeverwaltungsratspräsident, diesmal keine wichtige Rolle spielt. Der Roche-Chef ist in keinem der beiden Sonderausschüsse des Verwaltungsrats, die sich mit den Debakeln beschäftigen, mit von der Partie. Das war beim Spygate noch anders, da erklärte Schwan sogar im Interview mit dieser Zeitung, warum Bankchef Tidjane Thiam damals gehen musste.

Scheut Schwan ein Engagement, weil er um seine Reputation fürchtet? Bankkenner verneinen. Beim Spygate wurde Bankpräsident Urs Rohner von CS-Aktionär Harris Associate direkt angegriffen. Daher fiel Schwan per Statuten als bankunabhängigem Verwaltungsrat die Rolle zu, einzugreifen. Diesmal zielen die Angriffe aber nicht auf Rohners Abschied – denn dieser erfolgt am Freitag ohnehin.