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Phänomen Armand Duplantis
Der Usain Bolt der Lüfte fesselt das Zürcher Publikum

Auch beim Weltklasse-Meeting im Letzigrund der Überflieger: Der Schwede Armand Duplantis.
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Er braucht sie nicht einmal gross anstacheln. Ein paar Klatscher Richtung bunte Menge, dann stehen sie in der Kurve. Auf 6,07 ­Meter hat Armand Duplantis die Latte legen lassen, ein Zentimeter höher als sein eigener Meeting-Rekord in Zürich. Er überspringt sie, wie könnte es auch anders sein bei ihm. Und das ­Publikum tobt. Der Schwede ­begnügt sich damit, er hätte ja auch noch seinen Weltrekord angreifen können. Doch fünf Sprünge reichen ihm an diesem Abend zum Sieg, zur Diamond-League-Trophäe, zum nächsten Rekord. Er ist eine der grossen Figuren des Weltklasse-Meetings.

Tags zuvor sitzt dieser Überflieger in einer Loge hoch oben im Letzigrund. Kurze Hosen, weisses T-Shirt, Mütze mit dem Logo seines Sponsors, dem Energy-Drink-Giganten aus Österreich, der schnell einmal dabei ist, wenn es darum geht, sportliche Grenzen zu verschieben. Und das tut Duplantis.

Auf 6,21 m hat er den Freiluft-Rekord hochgeschraubt und damit als erster Mensch die magische Marke von 6,20 m übersprungen. Auch in der Halle ist ihm das schon gelungen. Sieben respektive fünf Zentimeter ­höher ist er gekommen als Stablegende Sergej Bubka, der in den 1980er- und 1990er-Jahren Rekord um Rekord aufstellte und von allen Zar genannt wurde. Der Mann aus der ehemaligen Sowjetunion wird gerade entzaubert.

«Irgendwo wird es wohl eine Grenze geben. Ich bin die richtige Person, um dieses Limit zu ­finden.»

Armand Duplantis

Jetzt gehört die Welt der Stabhochspringer Armand Duplantis, der passend dazu «Mondo» genannt wird. Mit 22 ist er der Star der Leichtathletik-Szene, der Usain Bolt der Lüfte. Im Juli an der WM in Eugene lieferte er mit dem Fabel-Bestwert sein bislang letztes Meisterwerk. Doch es scheint kaum Grenzen zu geben für ihn. Oder etwa doch? «Irgendwo wohl schon», sagt Duplantis, «aber ich denke, ich bin die richtige Person, um dieses Limit zu finden.» Liegt es bei 6,30 m? «Ich habe den Sport schon auf ein neues Level gehoben, indem ich der Einzige bin, der 6,20 m übersprang. Das Gleiche mit 6,30 m zu schaffen, wäre grossartig.»

Nur er selbst ist kein bisschen überrascht

Der junge Mann sagt es in einer verblüffenden Selbstverständlichkeit, zurückgelehnt im Stuhl. Ob er denn manchmal über sich selbst staunt, über seinen Weg, der ihn in Windeseile in die höchsten Höhen seines Sports katapultierte? «Nein», sagt er. «Ich wusste immer, dass alles möglich ist für mich. Aber ich bin sehr dankbar, dass es auch so gekommen ist, ich weiss, dass der Sport auch grausam sein kann.» Bislang hat Duplantis diese Seite nicht kennen gelernt. Es geht einfach immer weiter, immer höher.

Als Dreijähriger sprang er mit dem Besenstiel so oft aufs Sofa, bis dieses zerschlissen war. Später übte er auf der Anlage im Garten des Elternhauses in Louisiana, auf der sein Vater, einst selbst erfolgreicher Stabspringer, seine vier Kinder trainierte. Als sich Mondo dann mit sieben mit einem richtigen Stab abstiess, da habe er erstmals diese Energie gespürt, die ihn hochtrieb über die Latte, dieses Gefühl des Schwebens, «auch wenn es nur etwas mehr als zwei Meter waren».

Nun sind es über sechs, unvorstellbar für jeden ausserhalb dieses Sports. Es muss ein gewaltiges Erlebnis sein. Doch was sagt Duplantis? «Nichts Verrücktes. Für mich ist das normal. Es ist auch nicht wie Fliegen in dem Sinne, weil ich mich erst senkrecht hochkämpfen muss und dann einfach falle. Aber ist mir der Sprung gelungen, sind die Emotionen während des Fallens schon gigantisch.»

Immer an der Seite von Armand Duplantis: Seine Verlobte Desiré Inglander.

So ist das auch an diesem Tag im Letzigrund. Danach stellt er sich vors Publikum und lässt sich feiern, ehe er seine Verlobte Desiré Inglander herzt. Immer ist sie an seiner Seite. Selbst während des Interviews am Vortag sitzt das schwedische Model neben ihm. Sie beide sind auf den sozialen Medien ziemlich aktiv, haben gar einen gemeinsamen Youtube-Kanal, auf dem sie ihre Reisen an all die Wettkämpfe und ihre Hotelaufenthalte präsentieren. Pflicht für einen jungen Athleten? «Es ist wichtig, dass ich mich vermarkte, aber verbringe ich zu viel Zeit damit, ist es eine schlechte Sache. Ich versuche, ein echtes Leben zu führen, nicht via Handy», sagt Duplantis und schaut hinüber zu seiner Freundin. Sie merkt es nicht. Weil sie in ihr Handy schaut.

Der Vater ist sein bester Freund

Duplantis ist wichtig, dass sie ­dabei ist, überhaupt sein gewohntes Umfeld, seine Familie. Sein Vater ist noch immer der Coach, die Mutter erstellt die Trainingspläne, steht ihm als ­Ernährungswissenschaftlerin zur Seite. Es gibt Beispiele, bei denen es nicht gut ausging mit solchen Familienkonstellationen. Duplantis wähnt sich gefeit davor. Sein Vater sei sein bester Freund, sagt er, und habe kein Interesse, das zu gefährden. Zudem sei er kein strenger Lehrer gewesen, «er braucht mir nicht in den Hintern zu treten, ich bin von Grund auf motiviert».

Mittlerweile sind Vater und Sohn aber nicht mehr so oft zusammen, weil Armand Duplantis mit seiner Lebensgefährtin aus den USA in eine Stadtwohnung in Stockholm gezogen ist. Sein Vater besucht ihn nur ab und zu in Schweden, der Heimat von Armands Mutter, dem Land, für das ­Duplantis startet, seit er internationale Wettkämpfe bestreitet. Und so prangt eben auch in Zürich am Ende dieses magischen Stabhochsprungabends die schwedische Flagge zuoberst. Für den Überflieger schlechthin.

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