Kommentar zu Klührs RücktrittDer Swiss-CEO hätte den Bund über seine Pläne informieren müssen
Die Swiss liess den Bund bei der Verhandlung über die Milliarden-Rettung darüber im Dunkeln, dass sie bald nicht mehr die gleiche sein würde. Das ist hochproblematisch.
Swiss-CEO Thomas Klühr, bekannt für seine Umsichtigkeit, tritt auf Ende Jahr zurück. In einem entscheidenden Punkt seines letzten Amtsjahrs war er allerdings überhaupt nicht umsichtig: Er hat dem Bund, der die Swiss mit einer milliardenschweren Kreditgarantie gerettet hat, nichts davon erzählt. Obwohl er und sein Verwaltungsrat schon seit vergangenem Winter davon gewusst hatten. Erst diesen Dienstagmorgen teilte die Swiss die lang gehegten Rücktrittswünsche ihres Chefs der Öffentlichkeit mit.
Den Bund im Dunkeln zu lassen, war ein grober Fehltritt. Erstens geht es bei solchen Deals um das Vertrauen, dass beide Seiten mit offenen Karten spielen. Das tat die Swiss nicht. Das Vertrauen bei der zuständigen Finanzverwaltung des Bundes dürfte beschädigt sein. Zweitens gab diese sich alle Mühe, jegliche unternehmerischen Risiken in den Büchern und Businessplänen der Swiss zu erkennen und ihre Handlungen darauf abzustützen.
Swiss erbringt den Beweis gleich selbst
Dass die Swiss bald einen neuen CEO haben würde, war ein bekanntes Risiko. Sie hat es verschwiegen. Dieser Einwand mag kleinkrämerisch wirken – die Swiss wird ja wohl keinen Unfähigen einstellen, könnte man meinen. Allerdings gibt es zahlreiche Fälle, in denen ein Unternehmen nach einem Chefwechsel weniger erfolgreich war als davor, sei es wegen eines anderen Stils, wegen einer anderen Strategie. In der aktuellen Situation sind die Anforderungen an einen neuen Chef noch deutlich gestiegen.
Die Swiss versucht sich damit herauszureden, dass die Rettungsverträge, die Klühr als CEO unterschrieben hat, «nicht personenbezogen, sondern (…) mit der Swiss als Unternehmung geschlossen» wurden. Das mag stimmen, ist aber egal. Dass sie verstanden hat, wie wichtig Kontinuität auf dem Chefsessel ist, hat sie am Beispiel des Abgangs von Thomas Klühr nämlich selbst bewiesen: Als er schon im vergangenen Winter zurücktreten wollte, entschied man sich, zusammen noch den ärgsten Teil der Corona-Krise durchzustehen.
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