Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Plötzlich Milliardär
«Der Rächer der Armen» wird reich

Dürften bald zu den reichsten Amerikanern aufsteigen: Das Ehepaar Vlad und Celina Tenev.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es war ein einfacher Antrag, den Vlad Tenev am Dienstag bei der US-Börsenaufsicht SEC stellte. Aber er wird ihn wohl bald um viele Milliarden Dollar reicher machen. Der Chef der Börsenhandelsplattform Robinhood will sein Unternehmen demnächst an die Börse bringen.

Robinhood? Ja, genau. Es handelt sich um jenes Unternehmen, das Ende Januar wegen der unglaublichen Vorgänge um die Aktie der Videospielkette Gamestop bekannt wurde. Viele Kleinanleger kauften über Robinhood Gamestop-Aktien, um damit wahlweise Hedgefonds eins auszuwischen, die auf den Fall der Aktie gewettet hatten, oder einfach nur um Kasse zu machen. Eines zumindest gelang: Hedgefonds verloren zum Teil Milliarden.

Doch die Sache brachte Robinhood auch in Verruf. Am 28. Januar stoppte die Plattform den Kauf mehrerer Aktien, darunter von Gamestop-Papieren. Das verhinderte einen weiteren Anstieg und brachte der Handelsplattform den Vorwurf ein, mit den Hedgefonds unter einer Decke zu stecken.

Aufhalten lässt sich Gründer Tenev nicht von solchen Vorwürfen, dafür ist der geplante Börsengang der nächste Beweis. Noch weiss man zwar nicht, welchen Anteil er an die Börse bringen will. Doch es gibt eine Schätzung, wie viel Robinhood derzeit insgesamt wert ist: 40 Milliarden US-Dollar. Tenev und sein Mitgründer Baiju Bhatt könnten bald also in die Riege der reichsten Amerikaner aufsteigen. Eine steile Karriere für jemanden, der sein Unternehmen nach dem Rächer der Armen benannt hat.

Geboren wurde Vlad Tenev (Vlad ist eine Kurzform von Vladimir) in Bulgarien, zwischen 1985 und 1987, genau weiss man das nicht. Als er fünf Jahre alt war, gingen seine Eltern in die USA, beide arbeiteten bei der Weltbank. Er studierte Mathematik in Stanford, wo er auch Mitgründer Bhatt kennenlernte. Bereits 2010 begannen sie mit der Gründung von zwei Unternehmen, die im Hochfrequenzhandel an der Börse tätig waren.

Was Kritiker am meisten stört, ist seine Nähe zu den Grossen an der Wall Street

Am 13. April 2013 meldeten sie ihre neue Geschäftsidee an, die sie «Robinhood» nannten. Sie wollten die Geldanlage demokratisieren und die Welt der Börse auch Amerikanern zugänglich machen, die nicht über ein grosses Vermögen verfügen, zumindest waren das die grossen Ansprüche. Die Idee schlug besonders bei jungen Leuten ein. In nur sieben Jahren stieg die Zahl der Kunden auf 20 Millionen, im Januar kamen durch den Gamestop-Hype nach Schätzungen weitere drei Millionen dazu.

Der Fall Gamestop brachte Tenev allerdings nicht nur neue Kunden ein, sondern auch eine Vorladung vor das US-Repräsentantenhaus. Dort beteuerte er, keine gemeinsame Sache mit den Hedgefonds gemacht zu haben: «Wir haben das wegen regulatorischer Anforderungen getan – nicht, um den Hedgefonds zu helfen.» Die Regulatoren hätten Robinhood gezwungen, die Sicherheiten aufzustocken.

Die Anhörung überstand Tenev relativ unbeschädigt. Trotzdem bleiben Zweifel an seinem Geschäftsmodell. Was Kritiker am meisten stört, ist seine Nähe zu den Grossen an der Wall Street – zu Hedgefonds und Hochfrequenzhändlern, an die er Daten verkauft, von deren Provisionen er lebt. Nur deshalb könne er den Handel für Kunden kostenlos anbieten, so der Vorwurf. «Den Leuten ist vielleicht nicht klar, dass Robinhood ein Teilnehmer im Finanzsystem ist», sagt Tenev dazu salopp. Das ist etwa so, als hätte Robin Hood mit den Reichen in Sherwood Forest eine Provision für sich selbst ausgehandelt, bevor er sie ausraubte und das Geld an die Armen verteilte. Durch den Börsengang jedenfalls wird Tenev nicht den Armen helfen, sondern vor allem: sich selbst.