Sondervermittler aus BruneiDer Mann soll Burmas Konflikte lösen
Der Diplomat Erywan Yusof will als Asean-Sondergesandter die Krise nach dem Militärputsch entschärfen. Er ist aber weder der Wunschkandidat der Junta, noch vertraut ihm die Opposition.
Auf der internationalen Bühne ist er weitgehend unbekannt: Erywan Yusof. Der Diplomat aus dem Ölsultanat Brunei ist vom Staatenverband Asean zum Sondergesandten für Burma ernannt worden. Das hat lange gedauert und zeigt, wie uneins die Nachbarstaaten im Umgang mit der Junta sind, die sich vor sechs Monaten an die Macht putschte.
Den neu ernannten Gesandten erwarte nun «eine sehr komplizierte Diplomatie», wie Moe Thuzar sagt, Burma-Expertin in Singapur. Es geht darum, jenen 5-Punkte-Plan umzusetzen, auf den sich die Asean-Staaten samt Burma im April verständigt hatten: Er sieht etwa eine «sofortige Beendigung der Gewalt» vor, humanitäre Hilfe und den Beginn eines Dialogs, in den «alle Seiten» eingebunden werden sollen.
Doch wird die Mission heikel, denn die Vertreter der demokratisch gewählten Regierung sind entweder in Haft, allen voran Aung San Suu Kyi, oder sie sind in den Untergrund geflüchtet. Die Generäle jagen diese Kräfte als «Terroristen». Weil die Junta mit äusserster Brutalität jeden Widerstand niederschlug, weil sie fast 1000 Menschen getötet und mehr als 5000 eingesperrt hat, kommen viele Gegner zum Schluss, dass sie sich bewaffnen müssen, um Gegenwehr zu organisieren. Das steigert die Gefahr, dass sich ein seit Jahrzehnten schwelender Konflikt zwischen den Milizen ethnischer Minderheiten und der Armee nun ausweitet zu einem Bürgerkrieg.
Wichtig ist, Zugang zu allen Gruppen zu bekommen
Am Wochenende sagte Erywan der Agentur Reuters: «Wir müssen sicherstellen, dass wir gut vorbereitet sind.» Wann genau er seine erste Reise als Gesandter antreten wird, war noch unklar, doch er betonte, wie wichtig es sei, Zugang zu allen Gruppen in Burma zu bekommen. Wie der Sondergesandte allerdings Treffen mit den Kräften im Untergrund organisieren soll, ohne dass diese ihre Verstecke preisgeben, zählt zu den vielen ungelösten Fragen der Mission. Ähnliches gilt auch für Aktivisten, die sich der Bewegung für zivilen Ungehorsam verschrieben haben. Nicht zuletzt müsste Erywan mit all den Rebellenarmeen der ethnischen Minderheiten reden, um seiner Rolle gerecht zu werden.
Der Mann aus Brunei war keineswegs der Wunschkandidat des Militärs. Junta-Chef Min Aung Hlaing favorisierte einen Kandidaten aus Thailand, wo die Armee ebenfalls eine sehr dominante Rolle einnimmt. Indonesien wiederum hatte einen Kandidaten aus den eigenen Reihen für den Vermittlerposten favorisiert, was die Generäle in Naypyidaw nicht wollten – schon deshalb, weil Indonesien als überwiegend muslimisches Land Rechte für die Rohingyas einfordert, die das burmesische Militär verfolgt. So fiel die Wahl auf einen Kompromisskandidaten, den Mann aus Brunei.
Ziehsohn einer absoluten Monarchie
Die Voraussetzungen für Gespräche sind schwierig. Ein Problem ist, dass sich General Min Aung Hlaing als Premier präsentiert und an einer harten Linie gegen die demokratisch legitimierten Regierungschefin Suu Kyi festhält. Sie wird mit absurden Prozessen überzogen. Zudem sollen im Juli Dutzende Regimegegner gestorben sein, die sich gegen das Regime auflehnten. Trotzdem kam es am Sonntag zu Protesten: Zahlreiche Menschen demonstrierten gegen die Militärregierung und erinnerten an die Niederschlagung des Aufstands am 8. August 1988 durch die auch damals herrschende Armee.
Demokratisch gesinnte Kräfte zweifeln unterdessen an der Personalie Erywan Yusof, bevor dieser begonnen hat. Bisher diente er neben dem Sultan als nachgeordneter Minister für Äusseres, er ist der Ziehsohn einer absoluten Monarchie. Brunei ist nicht dafür bekannt, Kritikern viel Freiheiten einzuräumen. Und so müssten Burmas oppositionelle Kräfte erst einmal Vertrauen zu ihrem Vermittler schöpfen. Noch wissen sie nicht, ob er ein ehrlicher Makler sein kann oder sich von den Generälen manipulieren lässt.
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