Widerstand gegen Militärputsch in BurmaJe härter das Regime zuschlägt, desto mehr wächst die Wut
In der aufmüpfigen Stadt Mindat geht das Militär mit schwerem Kriegsgerät wie Panzer und Helikopter gegen die eigenen Bürger vor.
Am Wochenende flog die Junta in Burma Angriffe gegen die Stadt Mindat im Westen des Landes, nahe der Grenze zu Indien. Mit schwerem Kriegsgerät, mit Panzern und Helikoptern wurden die Einwohner attackiert und Zivilisten als Schutzschilde missbraucht, nachdem am Donnerstag das Kriegsrecht ausgerufen worden war.
Die Lage ist äusserst unübersichtlich, denn Mindat ist eine der Städte, in denen sich der bewaffnete Widerstand gegen das Militärregime sammelt, das am 1. Februar die Macht in Burma über Nacht an sich gerissen hat. Seither ist die Lage instabil, und immer wieder ist von einem drohenden Bürgerkrieg die Rede.
Scharfe Kritik aus London
Mindat liegt im sogenannten Chin-Staat, einer Region, die sich der Kontrolle des Militärs seit vielen Jahren entzieht. Die Chinland Defense Force meldete laut dem Onlinemagazin «Frontier Myanmar», dass fünf ihrer Kämpfer am Wochenende getötet worden seien. «Der Einsatz von Kriegswaffen gegen Zivilisten zeigt einmal mehr, wie tief die Militärjunta sinkt, um an der Macht zu bleiben», twitterte die britische Botschaft in Burma. Die US-Botschaft forderte, die Beweise für Grausamkeiten UNO-Ermittlern vorzulegen.
Es gibt in Burma etwa zwei Dutzend bewaffnete Verbände einzelner ethnischer Gruppen. Sie rekrutieren sich aus dem Volk und wehren sich teilweise mit selbst gebastelten Waffen, während der militärische Machtapparat, der das Land und die Leute seit Jahrzehnten unter der Knute hält, sich vor allem um Selbsterhaltung und Bereicherung bemüht.
Mit jedem Tag, den die Frauen und Männer in Burma friedlich gegen das Regime demonstrieren, wird deutlicher, dass es sich bei der von der Junta ernannten Regierung um eine Fassade handelt, die der Weltgemeinschaft so etwas wie eine zivile Vertretung vorgaukeln soll. Derweil werden im Land weiter Zivilisten exekutiert, politische Gegner inhaftiert, gefoltert oder getötet.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Samstag vom Tod eines Dichters in der Stadt Monywa, der die militärischen Machthaber kritisiert hatte und zur Strafe mit Benzin übergossen und angezündet wurde. Mindestens 788 Menschen hat die Junta seit dem Coup umgebracht.
Verständlich also, dass die zivile Vertretung der verschiedenen Ethnien des Landes den Junta-Führer Min Aung Hlaing konsequent als «Murderer in Chief», als höchsten Mörder im Amt bezeichnet – und das Militär als terroristische Vereinigung.
Die medizinische Versorgung und das Bankensystem sind in vielen Orten zusammengebrochen.
Die Junta wiederum agiert immer brutaler, weil der Widerstand nicht bricht, obwohl das Land zunehmend isoliert ist durch eine Blockade der Informationskanäle und deshalb in eine Wirtschaftskrise trudelt. Die medizinische Versorgung und das Bankensystem sind in vielen Orten zusammengebrochen.
Das Regime bemüht sich international um Legitimation, doch die Regierungen zögern. Europäische Staaten erklären, dass man die zivile Vertretung der verschiedenen Ethnien des Landes als die Stimme des burmesischen Volkes betrachte und sie an Gesprächen beteiligen wolle. Verhandlungen über einen Frieden mit der Junta kann man sich jedoch kaum vorstellen. Zumal immer mehr Menschen aus den von den Militärs kontrollierten Regionen in unkontrollierte Gebiete flüchten. Von dort aus wollen sie aktiv Widerstand leisten. Zur Not auch mit selbst gebastelten Waffen.
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