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Kreditfähigkeit zurückgestuft
Der italienische Schuldenberg nimmt gigantische Ausmasse an

Wo sonst Touristen und Einheimische shoppen und flanieren, herrscht jetzt Leere und Stille: Roms berühmte Piazza Navona.
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Der gewaltige Schuldenberg, unter dem der italienische Staat ächzt, rückt wieder in den Fokus der Märkte. Wie schon während der Eurokrise von 2010 bis 2012 stellt sich die Frage: Wie und wie lange kann das Land diese Last noch stemmen?

Schon vor Ausbruch der Pandemie summierten sich Italiens Staatsschulden auf rund 136 Prozent des realen Bruttoinlandprodukts. Im letzten Jahrzehnt hat sich diese Last um 30 Prozentpunkte erhöht. Jetzt droht sie wegen der Corona-Krise zu explodieren: Nicht nur steigt das Haushaltsdefizit aufgrund sinkender Steuereinnahmen bei gleichzeitig höheren Staatsausgaben drastisch, sondern der Lockdown hat auch die Wirtschaftsleistung zum Einbrechen gebracht.

Drohende Flucht der Investoren

Infolgedessen wird der italienische Schuldenstand laut der Ratingagentur Fitch auf 156 Prozent steigen. Sie hat deshalb am Dienstagabend die Kreditwürdigkeit des Landes um eine Stufe auf BBB– herabgesetzt. Eine weitere Rückstufung (auf BB+) würde bedeuten, dass die Staatsanleihen der Südeuropäer ihren Status als sichere Anlagen verlieren und neu als Schrottpapiere gelten würden.

Auch bei Moody’s liegt Italien nur noch eine Stufe über Ramschniveau. Die dritte wichtige Ratingagentur, Standard & Poor’s, hatte letzte Woche die Benotung des Landes bei BBB belassen, jedoch den negativen Ausblick beibehalten; eine spätere Rückstufung ist also absehbar.

Sollten zwei der drei besagten Agenturen Italien in den Ramschstatus befördern, müssten grosse Anleiheninvestoren wie Pensionsfonds ihre italienischen Staatspapiere verkaufen. Denn ihre Statuten erlauben keine Investments in Anlagen mit Schrottstatus.

Die EZB ist gefordert, einmal mehr

Womöglich kommt dann eine Dynamik in Gang wie zu Zeiten der Eurokrise: Italien verliert das Vertrauen der Anleger; die Preise der Staatsanleihen brechen ein, entsprechend steigen deren Renditen respektive Risikozuschläge; da viele italienische Banken grosse Mengen an solchen Papieren besitzen, geraten auch sie in den Abwärtsstrudel.

Einzig die Europäische Zentralbank (EZB) kann eine solch fatale Entwicklung verhindern – und will dies nach eigener Aussage auch tun. Schon Mitte März hatte sie ein «Pandemie-Notkaufprogramm» angekündigt in der Absicht, bis Ende Jahr Staats- und Firmenanleihen im Umfang von 750 Milliarden Euro aufzukaufen.

Dank dieser Interventionen konnte die EZB die zuvor gestiegenen Risikozuschläge für Italien-Papiere wieder verringern. Marktbeobachter zweifeln indes an der Nachhaltigkeit dieser Politik. Sollte der Schuldenstand des Landes Corona-bedingt auf 170 Prozent und mehr steigen – wofür einiges spricht –, werden sich die Anleger auf Dauer kaum beruhigen lassen.