Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Eine Branche im Wandel
Der grösste Autoimporteur des Landes setzt auf «grün»

Die Amag will künftig nicht nur E-Autos verkaufen, sondern auch den Solarstrom dazu produzieren.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Amag verkauft Autos. Seit 1948 importiert die von Walter Haefner gegründete «Automobil- und Motoren AG» Fahrzeuge in die Schweiz, inzwischen hat sie sich längst zum grössten Autoimporteur des Landes entwickelt. Aktuell stammt fast ein Drittel der hierzulande verkauften Neuwagen von diesem Unternehmen, das sich seit Jahren auf den Vertrieb der VW-Konzernmarken VW, Skoda, Audi, Seat, Cupra, Porsche, Bentley sowie VW Nutzfahrzeuge konzentriert (vgl. Box).

Fünf der zehn meistverkauften Autos 2022 stammen von der Amag. «Damit verkaufen wir die meisten Modelle mit Verbrennungsmotor», gibt Amag-Chef Helmut Ruhl an der Jahrespressekonferenz unumwunden zu. «Wir sind aber auch Marktführer bei den batterieelektrischen Fahrzeugen in der Schweiz.» Auch in dieser Bestenliste stammen fünf der Top Ten von diesem Unternehmen. Damit gibt sich Ruhl aber nicht zufrieden. «Wir haben uns vorgenommen, der führende Anbieter nachhaltiger individueller Mobilität zu werden», kündigt er an und verweist auf den neu gegründeten Geschäftsbereich «Energy & Mobility», in dem die Aktivitäten der Tochterfirmen Helion (Fotovoltaik), Volton (Ladeinfrastruktur) und Clyde (Auto-Abo) gebündelt werden.

«Energy Community»

«Zusammen mit Partnern wollen wir den Strom für die von uns verkauften Elektrofahrzeuge selbst in der Schweiz produzieren», kündigt Ruhl an. Dabei setzt die Amag voll auf Solarenergie – diesen Geschäftsbereich verantwortet die neue Tochterfirma Helion, ein Energielösungsunternehmen, das sich auf die Planung und den Bau von Fotovoltaikanlagen spezialisiert hat. Die Vision: eine «Energy Community», bei der Privat- und Geschäftshäuser sowie Industrieanlagen in Quartieren und später ganze Regionen sich vernetzen und die von Solaranlagen auf den Dächern erzeugte Energie bedarfsgerecht untereinander verteilen.

Die Amag-Tochterfirma Helion plant und baut Solaranlagen im Privatbereich und im grossen Stil.

«Genau deshalb passen Fotovoltaik und Elektroautos wunderbar zusammen», sagt Helion-Geschäftsführer Martin Everts. Überschüssiger Strom könnte nämlich kurzfristig in den Elektroautos zwischengespeichert werden und immer dann, wenn die Sonne keine Energie produziere, genutzt werden. Bedenkt man, dass allein in Deutschland im vergangenen Jahr 6 Terawattstunden (TWh) erneuerbarer Energie wegen Überkapazität im Netz abgeregelt werden mussten, macht diese Vision durchaus Sinn. Diese 6 TWh würden ausreichen, um mehr als 2 Millionen Elektroautos ein ganzes Jahr lang zu betreiben.

Auch in der Schweiz sind Stromverluste ein Problem. «Wir verlieren heute im Schweizer Stromnetz zwischen dem Kraftwerk und dem Endverbraucher 4 TWh Strom pro Jahr durch Übertragungsverluste», führt Everts aus. Im Jahr 2030 würden hierzulande rund 1,5 Millionen E-Fahrzeuge auf den Strassen unterwegs sein, die zusammen jährlich etwa 4 TWh Strom verbrauchen würden – also genau die Strommenge, die heute durch Übertragungsverluste verloren gehe. «Wenn wir sicherstellen können, dass wir den Strom ohne grosse Übertragung direkt von der Fotovoltaikanlage ins Elektroauto laden können, tun wir nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch etwas Gutes.» Ein rasanter Ausbau der Fotovoltaik ist die Grundvoraussetzung für diese Vision. Heute stammen im Schweizer Stromnetz nur 3 TWh aus den hiesigen Solaranlagen, was etwas mehr als 5 Prozent des Strombedarfs abdeckt. Deshalb finanziert die Amag Leasing AG künftig auch Solaranlagen für Geschäftskunden in einem Volumen von bis zu 100 Millionen Franken.

Alles aus einer Hand

Auch Clyde wird von der Amag auf nachhaltig getrimmt. Bereits ab nächstem Jahr wird der Auto-Abo-Anbieter ausschliesslich Elektroautos im Angebot haben. Da diese aber nur mit nachhaltigem Strom umweltfreundlich betrieben werden können, ging Clyde eine Partnerschaft mit dem Schweizer Start-up Solarify ein. Das junge Unternehmen bietet ein Beteiligungsmodell, über das Privatpersonen und Unternehmen in Solarprojekte investieren können. Zum einen können so auch Mieter ohne eigenes Dach in Fotovoltaik investieren. Zum anderen bietet Solarify damit eine Art Crowdfunding für Dacheigentümer an, um sich eine eigene Solaranlage finanzieren zu lassen.

Zusammen mit dem Ladeinfrastrukturanbieter Volton, einer weiteren Tochterfirma der Amag, bietet Clyde ein Auto-Abo inklusive «grünem» Strom an, bei dem die Kunden kostenfrei (respektive in die Abo-Kosten eingerechnet) an vielen öffentlichen Ladesäulen eigens produzierten Solarstrom «tanken» können. «Mit Helion, Volton und Clyde bieten wir CO2-neutrale Mobilität mit Schweizer Strom», resümiert Amag-Chef Helmut Ruhl. Das Engagement des Autoimporteurs gehe aber noch darüber hinaus: «Mit ‹Allride› bieten wir ausserdem eine ‹Mobility-as-a-Service›-Lösung für Überbauungen, Unternehmen oder Städte an. Und mit unserer Beteiligung am e-Fuel-Hersteller Synhelion leisten wir einen weiteren Beitrag zur Dekarbonisierung der Mobilität.»

CEO Helmut Ruhl will die Amag zum «führenden Anbieter nachhaltiger individueller Mobilität» machen.