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Klaus-Michael Kühne
Der drittreichste Einwohner der Schweiz greift nach der Macht bei der Lufthansa

Klaus-Michael Kühne am Hauptsitz des Logistikunternehmens Kühne + Nagel in Schindellegi SZ.
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Andere in seinem Alter geniessen seit 20 Jahren den wohlverdienten Ruhestand. Nicht so Klaus-Michael Kühne, 85, Mehrheitsaktionär des in Schindellegi SZ ansässigen Logistikunternehmens Kühne + Nagel und grösster Aktionär der Reederei Hapag-Lloyd.

Gerade schaltet er, der fast täglich im Büro anzutreffen ist, noch einen Gang höher: Kühne ist in diesem Jahr schrittweise zum grössten Aktionär der Lufthansa-Gruppe aufgestiegen. Er profitierte davon, dass der deutsche Staat seine Aktien loswerden wollte, die er vor zwei Jahren zur Rettung des grössten Flugverkehrsunternehmens Europas gekauft hatte. Schrittweise erhöhte Kühne seinen Aktienanteil von 5 auf 10, danach 15 und zuletzt 17,5 Prozent.

Er will Zugang zur Schaltzentrale

Und jetzt lässt er seine Muskeln spielen. Zunächst hatte er gemäss unbestätigten Medienberichten bei einem Treffen mit Konzernchef Carsten Spohr und Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley vereinbart, dass spätestens im kommenden Jahr sein langjähriger Vertrauter Karl Gernandt einen Sitz im Aufsichtsrat bekommen soll.

Doch das reicht Kühne nicht mehr. Wie das deutsche «Handelsblatt» in dieser Woche berichtete, forderte er bei einem weiteren Treffen mit Kley und Spohr für Gernandt auch einen Platz im wichtigen Prüfungsausschuss. Dieser gilt als Schaltzentrale: Im Ausschuss werden die wichtigsten Zahlen besprochen, und der finanzielle Rahmen für die Strategie wird festgelegt.

Ein unbequemer Aktionär

Schon als Kühne im Frühling seinen Lufthansa-Anteil überraschend auf 10 Prozent erhöhte, war klar, dass sich die Unternehmensspitze auf einen unbequemen Aktionär gefasst machen durfte. Denn der in Schindellegi wohnhafte gebürtige Hamburger ist nicht bekannt dafür, Geld in Unternehmen zu parkieren und dann stillzuhalten.

Das zeigte er bereits, als er sich beim deutschen Fussballclub Hamburger SV als Grossaktionär einkaufte. Eine Finanzspritze in Höhe von 120 Millionen Euro knüpfte er an die Bedingung, mehr Mitspracherechte zu erhalten. Zunächst wies darum die Vereinsleitung das Angebot zurück. Jetzt scheint aber doch noch Bewegung in die Sache zu kommen – zu fest ist der hochverschuldete Klub auf Kühnes Geld angewiesen.

Wie das «Handelsblatt» schreibt, sind Kühne und Gernandt mit dem Lufthansa-Aktienpaket im Rücken zu einem Gegengewicht für den machtbewussten Aufsichtsratsvorsitzenden Karl-Ludwig Kley geworden. Das wecke in Unternehmenskreisen Zweifel, ob sich dieser im kommenden Jahr noch einmal zur Wahl stellen werde. Nicht nur Gernandt tue sich schwer mit Kley, auch im Kreis der Arbeitnehmervertreter sei zu hören, dass es Zeit für einen Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats sei.

Die Lufthansa-Gruppe ist in diesem Jahr zum Schauplatz etlicher Arbeitskämpfe zwischen Piloten, Kabinenpersonal und dem Management geworden. Mitten in den Sommerferien legte das Bodenpersonal die Lufthansa lahm. Zurzeit streiken die Piloten der Tochter Eurowings. Und die Piloten der Swiss drohen ebenfalls mit einem Streik.

Sein Vermögen wuchs innert eines Jahres um 17 Milliarden

Kühne habe ungeachtet der Arbeitskämpfe eine «positive Sicht» auf das Unternehmen, erklärte eine Sprecherin. Geld für ungebrochenen Optimismus hat er genug: Mit einem geschätzten Privatvermögen von 29 bis 30 Milliarden Franken ist er der sechstreichste Europäer und der drittreichste Einwohner der Schweiz.

Aus der Pandemie ging er als grosser Gewinner hervor. Wegen der Engpässe in den weltweiten Transportnetzen schoss der Gewinn von Kühne + Nagel, dem weltgrössten Anbieter von See- und Luftfracht, nach oben. Klaus-Michael Kühne verbuchte im Vermögensranking 2021 des Wirtschaftsmagazins «Bilanz» den steilsten Aufstieg, mit einem Plus von 17 Milliarden Franken gegenüber dem Jahr zuvor.