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Glosse zum Bundesratsfoto
Der Bundesrat möchte lieber nicht im Sackbahnhof posieren

Hier waren die Wolken noch lila: Der Bundesrat im aktuellen präsidialen Foto per Photoshop vereint. 
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Bundesrätinnen und Bundesräte fahren bekanntlich gerne Zug. Dies beteuern sie zumindest bei jeder Gelegenheit – um dann doch die staatliche Limousine oder den Helikopter zu nehmen, um vom Badeparadies in Titisee-Neustadt (völlig fiktives Beispiel) oder vom trauten Sofa in Montagnola (real) nach Bern zurückzukehren.

Wegen der bundesrätlichen Liebe zur Eisenbahn wollte Ignazio Cassis, der künftige Bundespräsident, sogar das traditionelle Bundesratsfoto unterirdisch im Berner Bahnhof schiessen. Dazu muss man wissen: Es gibt in der Bundesstadt deutlich schönere Orte als die Bahnhofsunterführung, bekannt für Düsterheit und Enge. Entweichen kann man aber über Rolltreppen direkt ins Weltkulturerbe, also in die Altstadt. Oder aber in den unterirdischen Sackbahnhof des Regionalverkehrs Bern-Solothurn, frisch renoviert und hell. Von dort verkehren die Züge nach Unterzollikofen via Felsenau und Tiefenau; und nach Solothurn mit Halt auf Verlangen in Schalunen oder ohne Verlangen in Lohn-Lüterkofen.

Im unterirdischen Sackbahnhof sollten unsere glorreichen Sieben vergangene Woche für das Bundesratsfoto posieren. Regierungsnahe Kreise stritten sich hinter den Kulissen noch, ob das Bild die europapolitische Sackgasse, in der sich die Schweiz befindet, symbolisieren sollte. Oder doch eher «Der Zug ist abgefahren» in der Corona-Politik.

Nun kann die Frage offenbleiben. Denn aus dem Gremium gab es erbitterten Widerstand gegen den Aufnahmeort. Dem Vernehmen nach war Simonetta Sommaruga wieder einmal die Chefbedenkenträgerin. Sie ist aus drei Gründen zum Einspruch berufen: Erstens ist sie Eisenbahnministerin. Zweitens weiss sie aus eigener Erfahrung, was nicht geht: Sommaruga wollte für ihr Präsidialjahr den Bundesrat wie die Beatles auf einem Fussgängerstreifen aufmarschieren lassen, was aber aus urheberrechtlichen Gründen scheiterte.

Vor der Pandemie war der Bundesrat ein Ensemble – zumindest im Foto für Simonetta Sommarugas Präsidialjahr 2020. 

Und drittens ist die Berner Bundesrätin die Lokalmatadorin: Sie weiss nicht nur am besten um die Symbolik des unterirdischen Sackbahnhofs. Sondern auch, dass man dort neuerdings Masken tragen muss. Dies wollte sich die Landesregierung dann doch nicht antun. Aber ohne Mund-Nasen-Bedeckung? Das ging auch nicht. Wo wäre dann die Vorbildwirkung?

Ganz nach dem Motto «Der Kluge posiert nicht vor dem Zuge» schwenkte der Gesamtbundesrat ein. Dies bestätigen nun mehrere Quellen. Namentlich zitieren lassen will sich niemand, denn Bundesratsgeschäfte sind «top secret» – ebenso wie der neue Fotohintergrund.