«Economist»-Studie«Barbie» zeigt wieder: Dünne Frauen haben mehr Erfolg
Dicksein gilt im Westen als Ausdruck von Armut und mangelnder Disziplin. Um erfolgreich zu sein, müssen die Frauen wie im «Barbie»-Film schlank bleiben – für Männer gilt das nicht.
Egal wie ironisch der «Barbie»-Film der feministisch ausgewiesenen Regisseurin Greta Gerwig seine Geschichte erzählt, wie grell er den rosaroten Kitsch feiert und wie humorvoll sich selbst die Firma Mattel darin inszenieren lässt, der wir die Erfindung der Barbie-Puppe ja verdanken – in zwei Attributen bleibt der Film seiner Figur treu. Denn nicht nur Barbie selber, auch ihre Freundinnen im Film sind schlank und hübsch – mit einer demonstrativ dicken Nebenrollenfrau als Ausnahme, die offensichtlich der politischen Korrektheit geschuldet ist und also nicht zählt.
Männer an der Macht können so fett werden, wie sie wollen.
Selbst Gloria, die Latina-Mutter im Film – sie kommt aus der realen Welt und erklärt den Barbies in ihrer Barbie-Welt anhand einer leidenschaftlichen Rede, wie sehr sie als Frauen von den Männern auf das Zudienen reduziert würden und so nie ihr Potenzial erreichen könnten – , selbst diese unerschrockene Frau ist mit ihren 39 Jahren bildhübsch und gertenschlank.
Womit der Film mit der Darstellung seiner Protagonistinnen bestätigt, was er in seiner Erzählung zu hinterfragen scheint, und die Darstellung signalisiert klar: Um für Männer attraktiv zu bleiben, und das ist ihre primäre Aufgabe, müssen die Frauen möglichst Barbie gleichen.
Der «Economist», das britische Wirtschaftsmagazin, hat diese Tendenz untersucht und kommt zu einem noch radikaleren Schluss. Demnach ist das Dünnsein nicht nur eine Funktion der Attraktivität, sondern eine Bedingung für den gesellschaftlichen Erfolg. Aber nur für Frauen, die nach oben streben. Männer an der Macht können so fett werden, wie sie wollen.
Diese Tatsache relativiert das oft vorgebrachte Argument, wonach arme Menschen dicker werden, weil sie sich billig, schnell und ungesund ernähren müssen, während die Reichen Zeit haben, sich gesundes Essen und Sport zu leisten. Wenn diese Gleichung stimmen würde, müsste sie nicht nur Frauen betreffen. Tut sie aber. Und das gilt nicht nur für Amerika. Auch in Ländern wie Frankreich oder Italien sind reichere Frauen durchschnittlich schlanker, nicht aber die Männer.
Füllige Frauen benachteiligt
Das Umgekehrte gilt ebenso, wie zahlreiche Studien belegen: Füllige Frauen werden systematisch schlechter bezahlt als schlanke. Dabei nehmen die Menschen vor allem in den USA immer mehr zu, gefolgt von den Briten und bald schon von anderen Ländern in Europa. Manche müssen bereits zwei Sitze in einem Flugzeug buchen oder XXXL-Särge für sich bestellen.
Das Erfolgskriterium der Männer bleibt die Macht, das der Frauen ihr Gewicht.
Doch obwohl es immer mehr korpulente Frauen gibt, werden diese nicht besser behandelt oder bezahlt, sondern noch schlechter, als sei ihr Gewicht ansteckend oder gerade deshalb so abstossend, weil immer weiter verbreitet. Und als sei es ein Zeichen von Schwäche und nicht auch von Genetik, dicker zu werden. Das Erfolgskriterium der Männer bleibt die Macht, das der Frauen ihr Gewicht.
800 Kalorien pro Tag
Und obwohl Feministinnen die Frauen von ihrer Körperscham und ihren Radikaldiäten mit 800 Kalorien pro Tag abbringen wollen, scheint der Barbie-Effekt immer noch zu dominieren: Nur wer dünn ist, signalisiert Attraktivität, Leistungsbereitschaft und die Disziplin, die es zum Erfolg braucht. «Der Feminismus hat die Tyrannei der perfekten Frau nicht überwunden», schreibt die Autorin Jia Tolentino in ihrem Buch «Trick Mirror», «sondern bloss sein Erreichen erschwert.»
Die Frau hat gut reden. Sie ist schlank, blond und bildhübsch. Dennoch kann das nicht der Grund sein, warum sie für den «New Yorker» arbeitet, das weltweit angesehene Magazin. Der Grund ist ein anderer: Sie kann schreiben. Und das hat hier mehr Gewicht.
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