Kolumne «Dorfgeflüster»Der Anker und das Fernsehkabel
In Meilen warnen verblichene Schilder der Rediffusion AG Bootsführer vor einem Fernsehkabel – dieses ist tatsächlich noch in Betrieb.
Die Schilder beim Schiffsteg in Obermeilen haben ihre glanzvollen Tage definitiv hinter sich. Die Sonne hat ihre Farbe ausgeblichen, und die Typografie der Beschriftung stammt wohl aus den 1970er-Jahren. Die Schilder warnen Bootsführer vor einem «Fernsehkabel». Wegen des Kabels sei das Ankern verboten, steht auf einem weiteren, von Pflanzen überwucherten Schild und darunter die Urheberin: die «Rediffusion AG».
In Zeiten von mobilem Internet und Glasfaseranschlüssen wirken die Schilder wie ein Schwarzweissfernseher in einem Showroom für Ultra-HD-Flachbildschirme. Auch die Rediffusion AG erinnert an jene Jahre, als die Post noch PTT und das Schweizer Radio DRS hiess. Beim Anblick der Schilder fragte ich mich, ob das «Fernsehkabel» heute überhaupt noch in Betrieb ist.
Ich erkundige mich bei der Gemeinde Meilen. Das Kabel sei in den aktuellen Karten eingezeichnet, schreibt mir der Gemeindeschreiber. Ob es aber noch genutzt wird, dies könne die Betreiberin beantworten. Doch wer ist die heutige Betreiberin? Wie ich herausfinde, heisst das derzeit für das Kabel zuständige Unternehmen Sunrise. Denn aus der einstigen Rediffusion wurde später Cablecom, dann UPC und schliesslich Sunrise.
Und tatsächlich, auch heute noch wird das Kabel genutzt: «Ja, das genannte Kabel ist Teil unseres Glasfaser-Kabelnetzes und wird zur Datenübertragung für unsere Dienstleistungen wie Telefonie, Internet, TV et cetera genutzt», schreibt der Sunrise-Pressesprecher.
Obwohl die Schilder veraltet aussehen: Böötlerinnen und Böötler sollten sich davon nicht täuschen lassen, die Warnung ernst nehmen und beim Schiffsteg Obermeilen besser nicht ankern. Ein Anker würde zwar sicherlich gut halten an dem Kabel. Ihn wieder zu lichten, ohne dabei das Kabel zu kappen, dürfte aber schwierig werden.
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