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Statistik in der Pandemie
Daten zu Intensivpatienten liegen erst ab April vor

Ein Team von Pflegenden und Ärzten behandelt Covid-Patienten im Pourtalès-Spital in Neuenburg.
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Zwei Jahre Pandemie, und die Datenlage in der Schweiz ist noch immer mangelhaft. Zwar ist der Impfstatus von Hospitalisierten bekannt. Doch wie viele Geimpfte und Ungeimpfte liegen auf den Intensivstationen, wie alt sind die Patientinnen und Patienten und welche Vorerkrankungen haben sie? Man weiss es nicht.

Zum Impfstatus können Daten der Vergangenheit im Nachhinein erfragt werden. Schweizweite aktuelle Daten dagegen liegen bis heute nicht vor, obwohl Gesundheitsfachleute seit Monaten sagen, solche Angaben seien nötig für ein gutes Bild über die Entwicklung der Pandemie und die Planung von Massnahmen.

Klar ist einzig, wie viele Patientinnen und Patienten zurzeit jeweils auf Intensivstationen (IPS) liegen. Die Daten zur IPS-Auslastung sammelt der Koordinierte Sanitätsdienst (KSD), der dem Verteidigungsdepartement angegliedert ist. Der KSD befüllt damit das Covid-19-Dashboard des Bundes. Im vergangenen Jahr erhielt der KSD den Auftrag abzuklären, wie auch die Daten zum Impfstatus von IPS-Patientinnen und -Patienten erhoben werden könnten.

Prüfung abgeschlossen

Der KSD prüfe, welche Anpassungen dafür nötig seien, schrieb der Bundesrat im November in seiner Stellungnahme zu einem parlamentarischen Vorstoss von SVP-Nationalrätin Yvette Estermann. Was kam dabei heraus? Auf Anfrage schreibt der KSD, diese Prüfung sei nun abgeschlossen. «Der Impfstatus der IPS-Patientinnen und -Patienten soll inskünftig erfasst werden.»

Doch so bald werden die Daten nicht vorliegen: «Der KSD rechnet damit, dass ihm diese Daten ab dem zweiten Quartal dieses Jahres zur Verfügung stehen werden», schreibt ein KSD-Sprecher. «Zuvor muss die Covid-Verordnung zur besonderen Lage angepasst werden.»

«Mir fehlen die Worte.»

FDP-Nationalrat Marcel Dobler

«Ab dem zweiten Quartal? Mir fehlen die Worte», sagt FDP-Nationalrat und Digitalisierungsexperte Marcel Dobler dazu. Er erinnert daran, dass das Covid-Zertifikat innerhalb von nur zwei Monaten umgesetzt wurde. Dass das Erstellen einer IPS-Statistik ein halbes Jahr dauere, sei «völlig unverständlich».

Warum dauert das so lange? Diese Frage beantwortet der KSD nicht. Verordnungsänderungen waren während der Pandemie auch schon schnell möglich – mitunter über Nacht. Wahrscheinlich muss in der Verordnung verankert werden, dass die Spitäler, die dem KSD schon heute zweimal täglich Daten liefern, verpflichtet sind, neben den Daten zur Belegung der Intensivstationen auch diejenigen zum Impfstatus zu liefern.

Nur ein zusätzliches Kästchen

Technisch dürfte das nicht besonders kompliziert sein. Im Meldetool müsste ein Kästchen für die entsprechende Information ergänzt werden, sagt Thomas Van Boeckel, ehemaliges Taskforce-Mitglied und Professor an der ETH. Van Boeckel und seine Mitarbeitenden betreiben auf Basis der KSD-Daten das ICU-Monitoring, das die Auslastung der Intensivstationen in der Schweiz aufzeigt.

An fehlenden Daten in den Spitälern scheint es auch nicht zu liegen. Die Spitäler erfassen den Impfstatus bei der Hospitalisierung, sofern die Patientinnen und Patienten Auskunft erteilen. Viele Spitäler melden den Impfstatus der IPS-Patientinnen und -Patienten ausserdem bereits heute ihrem Kanton, etwa die Spitäler des Kantons Zürich. Woran liegt es also, dass diese Daten nicht rasch auch dem KSD gemeldet und von diesem zugänglich gemacht werden? Die Experten können es sich nicht erklären.

Erst für die nächste Pandemie

Der Bundesrat hatte allerdings schon in seiner Antwort auf den parlamentarischen Vorstoss von Yvette Estermann die Erwartungen gedämpft: «Eine vollumfängliche Umsetzung noch während der Covid-19-Pandemie ist aufgrund der Komplexität und der zeitlichen Verhältnisse wenig wahrscheinlich, obschon die diesbezüglichen Arbeiten mit grossen Anstrengungen vorangetrieben werden», schrieb er.

In Zukunft soll die Datenerhebung durch den Bund auf gesetzlicher Ebene geregelt werden. Marcel Dobler hat bereits vor einem Jahr mit einem parlamentarischen Vorstoss eine entsprechende Änderung des Epidemiengesetzes gefordert. Der Bundesrat sprach sich dafür aus, der Nationalrat nahm den Vorstoss stillschweigend an. Die Zustimmung des Ständerats steht noch aus. Die Umsetzung wird jedoch dauern: Das Epidemiengesetz soll erst nach einer Evaluation der aktuellen Krise revidiert werden.

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