Überraschender TodDas ZSC-Herz blutet erneut
Die traurige Serie im Eishockey reisst nicht ab. Mit Adrian Hotz (56) ist einer der begnadetsten Schweizer Torschützen verstorben.
Die Szene ist unvergessen: Adrian Hotz fährt auf Lugano-Goalie Christophe Wahl zu, der Winkel wird immer spitzer, doch der ZSC-Stürmer findet noch eine Lücke und trifft praktisch auf der Torlinie unter die Latte zum 1:0. Es ist der Auftakt zum legendären Penaltyschiessen 1992, in dem der ZSC im verrauchten und übervollen Hallenstadion das «Grande Lugano» eliminiert. Später treffen noch Sergei Prijachin und Wladimir Krutow zum Coup des grossen Aussenseiters.
«Dieses Tor charakterisiert ihn perfekt», sagt sein früherer Trainer und späterer Freund Arno Del Curto. «Er hatte so richtig den Riecher, war ein natürlicher Torschütze. Er spürte das.» Von 1986 bis 93 erzielte der Dübendorfer in der Nationalliga A stattliche 163 Tore und einen Punkt pro Spiel. In seiner ersten SCB-Saison 1986/87 schoss er als 22-Jähriger in 36 Spielen 35 Tore. 1989 war er bei den Bernern auf dem Weg zum Titel immer wieder für wichtige Tore gut, dann wechselte er zum ZSC und fuhr da fort, wo er aufgehört hatte. Auch Jürg Ochsner hatte mit seinem EHC Kloten um den Ausnahmekönner gebuhlt.
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Während seiner drei Berner Jahre sei Hotz so oft wie möglich zurück nach Zürich gefahren, erinnert sich Kollege Bruno Vollmer. Am liebsten, um mit seinen alten Freunden zu jassen. Vollmer denkt mit Wehmut an Hotz: «Er war ein ausgeprägter Spielertyp, und das sah man auch auf dem Eis. Er brauchte gute Mitspieler, die ihn fütterten. Aber wenn er den Puck bekam, traf er.»
Beim ZSC prallte er ab November 1991 auf den jungen, ehrgeizigen Engadiner Del Curto. Hotz war das behagliche Klima unter dessen Vorgänger Pavel Wohl lieber gewesen – und daraus machte er auch kein Geheimnis. Doch viele Jahre später versöhnten sich die beiden, ja freundeten sie sich an. Sie trafen sich eines Tages zufällig in Davos in einem Restaurant, Del Curto lud ihn an seinen Tisch, sie assen zusammen und begruben das Kriegsbeil.
Er war ein sehr feinfühliger Mensch, spürte ganz viele Dinge. Wir haben über Gott und die Welt geredet.»
«Wir verbrachten sogar Ferien miteinander», sagt Del Curto, sichtlich erschüttert über den Tod von Hotz. «Er war ein sehr feinfühliger Mensch. Gegen aussen mochte er rau wirken, aber er spürte ganz viele Dinge. Sei es im Sport wie im Privaten. Wir haben über Gott und die Welt geredet.» Vollmer teilt die Einschätzung von Del Curto: «Mit seiner brutal ehrlichen, offenen Art stiess Hotz manchmal die Leute vor den Kopf. Aber ich habe das sehr geschätzt. So wusste ich bei ihm immer, woran ich war. Und er war äusserst loyal. Für einen Freund gab er sein letztes Hemd.»
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Zuletzt gab Hotz sein Fachwissen als Juniorentrainer beim EHC Dübendorf weiter, wie andere ehemalige ZSC-Cracks wie Roger Meier und Daniel Bünzli. Wegen eines Aortarisses, den er nur knapp überlebte, hatte Hotz die letzten Jahre gesundheitliche Probleme gehabt. Am Mittwochabend schlief er in seinem Bett ein und wachte nicht mehr auf. Es ist – nach dem Tod des langjährigen Sportchefs Simon Schenk vor gut einem Monat – der nächste Schlag für die ZSC-Familie.
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