Villars Alpine ResortLeuchtturm für die Romandie
Auch dank der Investitionen eines Genfer Milliardärs erstrahlt das Villars-Palace in neuem Glanz. Der Ferienhotellerie im Welschland kann das nur guttun.
Kühn ragen die Zacken der Dents du Midi in den Himmel. Eine würdige Kulisse für einen Palast, der diesen Namen wieder verdient. 1913 war das Villars-Palace erbaut worden – als Ankerplatz für die Schönen und Adeligen dieser Welt, die über Wochen die Sommerfrische in den Waadtländer Alpen genossen.
Seit vergangenem November ist Jean-Yves Blatt der Herr des Hauses. Als Group Managing Director des Villars Alpine Resort (VAR) unterstehen ihm die Geschicke des Villars-Palace und des Chalets Royalp Hotel & Spa, beides Fünfsternhotels, sowie zwei weiterer Hotels, des Victoria & Residence mit vier Sternen und der rustikalen Villars-Lodge.
Blatt ist eine Koryphäe der Branche. Vor dem Engagement in Villars-sur-Ollon hatte er sehr erfolgreich das Chedi in Andermatt geführt, eines der aufregendsten Hotels im Alpenraum. «Es war immer mein Wunsch, in die Romandie zurückzukehren», sagt der 59-Jährige, der in einer bescheidenen Pension in Rougemont aufgewachsen und mit dem Gastgeber-Virus infiziert worden war. Er lernte Koch, durchlief die EHL-Kaderschmiede in Lausanne und verdiente später im Park Gstaad seine ersten Sporen als General Manager eines Nobelhotels.
Geübt im Umgang mit reichen Besitzern
Im Saanenland und in Andermatt bekam es Blatt mit milliardenschweren, mitunter eigenwilligen Besitzern zu tun, mit dem Bertarelli-Clan und Samih Sawiris. Marco Dunand gehört definitiv in diese Einkommensklasse. Der Genfer Rohstoffhändler kaufte zusammen mit dem lokalen Privatschulmagnaten Jérôme de Meyer drei Hotels in Villars und renovierte sie aufwendig.
Dunand weilt oft in Villars, wo er ein Chalet und seit langem schon das Fünfsternhotel Chalet Royalp besitzt. Es soll neu ausgerichtet und bis Ende Jahr ins Villars Alpine Resort eingebunden werden, das dannzumal mit vier Hotels und 406 Zimmern, Suiten und Residenzen eine unübersehbare Grösse im Waadtländer Ferienort bilden wird.
Das Villars-Palace hatte beim Einstieg von Dunand und de Meyer seine besten Jahre längst hinter sich und wurde zuletzt als Club Med geführt. «Marco wollte dem Zerfall des Flaggschiffs von Villars nicht tatenlos zusehen», erzählt Blatt. Millionen flossen in die Metamorphose des Palastes, bis auf einige Zimmer ist er nun in Topform.
Dunand kann sich das Investment leisten, Villars aus dem Dornröschenschlaf zu holen und den traditionsreichen Ferienort mit neuem Leben zu füllen. 2004 war der Genfer mit seinem Kompagnon Daniel Jaeggy ins Rohstoffgeschäft eingestiegen. Seine Firma Mercuria handelt mit Öl, Gas, Kohle, Strom, mit Lithium und Kobalt und mit Emissionswerten. Umsatz 2022: 174 Milliarden Dollar. Die «Bilanz» schätzt das Vermögen von Dunand und Jaeggy auf 2,5 bis 3 Milliarden Franken.
Laune der Geschichte: In Villars hat man einschlägige Erfahrung mit dem Engagement von Superreichen: Dank dem Geld der legendären Madame Potin wurde der Villars HC 1962 und 1963 Schweizer Eishockeymeister. Die geheimnisumwitterte Pariserin schenkte Villars sogar eine Kunsteisbahn. Nach einem Zwischenhoch in den 70er-Jahren verschwand der Villars HC wieder in den Niederungen des Amateurhockeys.
Die Story um die kleine feine Hotelgruppe lässt sich weit nachhaltiger an als das flüchtige Hockey-Märchen. Was Dunand und de Meyer in die Hotels investierten, bleibt ihr Geheimnis. Sie holten Jean-Yves Blatt an Bord, um aus den vier Hotels eine funktionierende Gruppe zu machen mit professionellen Strukturen, einem schlagkräftigen Backoffice, sinnvollen Synergien und einem effektiven Marketing. Für den Vaudois ist das Villars-Palace ein Leuchtturm. «Ich tue alles, damit dieses wunderbare Haus eine Vorbildfunktion in der Ferienhotellerie der Romandie übernimmt», so Blatt.
Kulinarik und Kultur als Trümpfe
Die Aufgabe scheint auch angesichts der finanziellen Potenz im Hintergrund lösbar; die regionale Konkurrenz ist überschaubar. Blatts Rezepte: viel Arbeit und Kreativität. «Wenn eine von 100 Ideen einschlägt, dann gewinnen wir.»
Mit Christian Bertogna hat er einen neuen Chefkoch für das mit 16 «Gault-Millau»-Punkten dekorierte Restaurant Le 1913 im Palace installiert, der auch als Culinary Director der Gruppe für Impulse sorgt. Bertogna wechselt in der Villars-Lodge Fondue und Raclette gegen leichte Tapas aus, auch Les Saisons, das Restaurant im Victoria, kriegt ein kulinarisches Facelifting.
Die Wintersaison im Palace brachte eine deutlich bessere Auslastung als im Vorjahr. «Aber wir sind noch längst nicht am Ziel», sagt Jean-Yves Blatt. «Das Potenzial ist nicht ausgeschöpft.»
Kronjuwel im Luxushotel bleibt das Grand Théâtre, eine architektonisch eindrucksvolle Spielstätte für Schauspiel, Show, Konzert und weitere Events. Mit Baujahr 1895 gilt es als eines der ältesten Theater in den Alpen, und der neue Mann an der VAR-Spitze will diese Trumpfkarte ausspielen – mit zahlreichen kulturellen Highlights, von Konzerten unter der Schirmherrschaft von Montreux Jazz bis zu Elektro-Musik. DJs sorgen vor und nach den Events für Stimmung in der Bar.
«Mit dieser Art von Lifestyle können wir ein neues, jüngeres Publikum nach Villars holen» sagt Blatt. «Generation Blockchain» nennt er die Zielgruppe. Zumindest in der Genferseeregion haben sich die Aktivitäten in Villars herumgesprochen. «Wir sind endlich wieder auf der Landkarte», freut sich der Chef.
Nächste Etappe: eine Marketingoffensive in der gesamten Deutschschweiz. Und vielleicht trifft schon im Sommer frohe Kunde aus New York ein: Das Villars-Palace soll Mitglied bei The Leading Hotels of the World (LHW) werden. Blatt hat die nötigen Unterlagen bei der renommierten Hotelkooperation eingereicht, seine Crew paukt bereits die von LHW vorgegebenen 900 Standards.
Infos: Villars Palace*****S, 1884 Villars-sur Ollon, Telefon 024 496 22 96, villarspalace.ch, DZ/F ab 515 Franken; alpesvaudoises.ch
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