Schweizer BilanzDas Unwetter sorgt für das schlimmste Schadensjahr seit 2005
Noch sind nicht alle Schäden aufgenommen – doch schon jetzt ist klar, dass dieses Jahr für die Versicherungen besonders teuer werden dürfte.
Endlich zeigt sich die Sonne wieder, es ist aber noch zu früh zum Aufatmen, denn vielerorts steigen die Pegel der Flüsse und Seen weiter. Laut SRF Meteo bleibt die Hochwassersituation vorerst heikel. Damit besteht weiterhin die Gefahr, dass Menschen, Häuser oder Fahrzeuge zu Schaden kommen.
Die Versicherer ziehen derweil eine erste Bilanz: Sie fällt düster aus; Wasser und Schlamm haben ganze Gemeinden verwüstet. So zeichnet sich schon jetzt ab, dass dieses Jahr für die 18 kantonalen Gebäudeversicherungen ein besonders kostspieliges Jahr wird. Dem Verband wurden bislang Schäden von rund 450 Millionen Franken gemeldet. Teurer war es in den letzten zwanzig Jahren nur im Katastrophenjahr 2005.
Und das ist erst ein Zwischenstand: «Die Schadensaufnahme ist noch nicht abgeschlossen, das Naturereignis an sich läuft noch, und die Gewitter- und Hagelsaison ist noch nicht beendet», so Siméon Bongard, Sprecher der Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG). Sie ist der Zusammenschluss der obligatorischen Gebäudeversicherung gegen Feuer- und Elementarschäden aus 19 Kantonen.
Auch die volkswirtschaftlichen Folgen lassen sich erst erahnen. Denn ganze Gewerbezweige wurden neben der Pandemie mit diesem Unwetter nochmals hart getroffen. Immerhin könnte die Baubranche mit zusätzlichen Aufträgen rechnen.
20’000 beschädigte Fahrzeuge an einem Tag
Laut Hochrechnungen des Versicherers Mobiliar haben die Unwetter seit dem 20. Juni Schäden in der Höhe von 280 Millionen Franken verursacht. Allein der Hagelzug vom 28. Juni habe zu 20’000 Fahrzeugschäden in der Höhe von 90 Millionen Franken geführt. Zum Vergleich: Das August-Hochwasser von 2005 sorgte bei der Mobiliar für Schäden von insgesamt 450 Millionen Franken.
In der aktuellen Schätzung der Mobiliar zu den Verwüstungen des Hochwassers sind die Schäden der letzten Tage aber noch gar nicht berücksichtigt. Das Unternehmen geht von weiteren Versicherungsfällen in zweistelliger Millionenhöhe aus.
«Wenn man die historischen Schadenzahlen gemäss Wertzuwachs bereinigt, sieht man keinen steigenden Schadentrend mehr.»
Laut dem Versicherungsverband könnten die Auswirkungen der Unwetter noch viel gravierender sein, wenn sich die Gemeinden und die Hauseigentümer in den letzten Jahren nicht auf solche Katastrophen vorbereitet hätten.
Daher lasse sich aus den Schadensmeldungen der letzten Jahre auch nicht herauslesen, ob die Unwetter häufiger oder schlimmer geworden sind, so Verbandssprecherin Lisa Schaller. «Wenn man die historischen Schadenzahlen gemäss Wertzuwachs bereinigt, sieht man keinen steigenden Schadentrend mehr», sagt Schaller.
Doch sind der Vorbereitung Grenzen gesetzt: Besonders bei meteorologischen Gefahren wie Wind, Sturm, Hagel oder Regen seien Massnahmen der Elementarschadenprävention schwieriger umzusetzen als bei Hochwasser und Überschwemmungen, so VKG-Sprecher Siméon Bongard.
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