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Datenleck aus Zuckerbergs Konzern
Das sind die Facebook Files – erklärt in 3 Minuten

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Die Facebook Files bestehen aus Hunderten Studien, Analysen und Berichten, die der Konzern intern durchführte – aber selber nie veröffentlichte. Die Auswertungen basieren auf Daten, die das Unternehmen bei seinen über 3,5 Milliarden Nutzern weltweit angehäuft hat. Posts, Chats, Likes und Kommentare von Menschen aus allen Kontinenten, aus allen Altersstufen, allen Milieus, allen Ethnien. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:

Instagram kann der mentalen Gesundheit von Teenagern schaden

Einem Drittel der Mädchen, die sich unwohl in ihrem Körper fühlen, geht es schlechter, wenn sie Instagram nutzen. Das ist eine von vielen Zahlen aus mehreren internen Studien. Andere Spezialisten des Konzerns fanden heraus, dass Instagrams Algorithmus jungen Nutzerinnen verbotene Inhalte empfahl, die die Gefahr erhöhen, an Magersucht zu erkranken. Die Studien legen den Schluss nahe: Die Inhalte, die Jugendliche auf Instagram sehen, können eine Gefahr für ihr Selbstwertgefühl sein. Der Konzern verteidigte sich aggressiv und fühlte sich ungerecht behandelt. Tatsächlich beruht ein Teil der Erhebungen auf kleinen Stichproben, nicht jede Korrelation ist eine Kausalität, und Apps wie Tiktok und Youtube bringen genauso viele Probleme mit sich.

Auch Schweizer Inhalte tauchen in den Daten auf

Auswertungen spezifisch zur Schweiz sind bislang nicht aufgetaucht. Doch in einer Studie zu Ängsten von Teenagern im Umgang mit Instagram taucht auch ein Studienteilnehmer mit einem Post aus Basel auf. Daten aus der Schweiz können in den Auswertungen von Facebook also auch eine Rolle spielen.

Facebook kann die Flut von Hass und Fake News oft nicht stoppen

Viele der Studien in den Daten zeigen im Detail, wie Facebooks interne Wächter, das «Civic Integrity Team», immer wieder versucht, das Aufschaukeln von Gewalt und Krieg auf ihren Plattformen zu verhindern. Sie stemmen sich weltweit gegen viralen Hass und Fake News. Oft kann das Unternehmen diese finstere Flut nicht aufhalten. Facebook sagt, sie seien sehr wohl in der Lage, die Negativflut zu bekämpfen. «Wir haben 13 Milliarden Dollar investiert und beschäftigen 40’000 Mitarbeiter, die sich um die Sicherheit unserer Plattform kümmern», sagt ein Sprecher der Firma.

In Indien wurden Facebook-Nutzerinnen von Propaganda und Desinformation überflutet. Hier falsche Bilder und Videos über Luftschläge gegen Pakistan.

Facebooks künstliche Intelligenz ist schwer von Begriff

Zuckerberg preist seit Jahren die grossen Fortschritte, die Facebooks Systeme machten, wenn es darum geht, Hassrede, Gräuelvideos oder terroristische Inhalte automatisch zu erkennen. Manche von Facebooks Angestellten misstrauen diesem Heilsversprechen. «Wir werden vermutlich niemals ein Modell habe, dass auch nur die Mehrheit der Integritätsverletzungen erkennt, vor allem in sensiblen Bereichen», schrieb ein Forscher 2019. Facebook verweist darauf, dass es immer unwahrscheinlicher werde, dass Nutzer auf der Plattform Hassrede begegneten.

Für Facebook zählt in erster Linie der Profit

Laut Whistleblowerin Frances Haugen hat Facebook die Funktionsweise des News-Feed 2018 so gestaltet, dass die Zahl der polarisierenden, hasserfüllten und spaltenden Inhalte auf den Plattformen anstieg. Damit wollte man mehr Reichweite und damit mehr Gewinn generieren. Haugen: «Die Realität ist, dass Facebook dem Profit Vorrang vor den Menschen gibt.» Facebook-Chef Mark Zuckerberg streitet das ab. «Wir verdienen Geld mit Anzeigen, und die Werbekunden sagen uns immer wieder, dass sie ihre Anzeigen nicht neben schädlichen oder wuterregenden Inhalten sehen wollen.»

Facebook war sich seiner Risiken und Nebenwirkungen immer bewusst

Allen Weltverbesserungs-Beteuerungen zum Trotz wusste Facebook um seine Schattenseiten. Über Jahre hinweg wiesen Entwicklerinnen und Forscher intern immer wieder darauf hin, doch viele Warnungen wurden überhört oder ignoriert. Immer wieder gelobte Facebook nach kritischen Recherchen Besserung. Die Dokumente wecken jetzt Zweifel, wie ernst die Entschuldigungen gemeint waren.

Facebook will Kinder für sich gewinnen

Künftig sollen auch Kinder die Apps des Konzerns nutzen. Dahinter steckt eine grosse Angst vor der Konkurrenz. Mit Hunderten Diagrammen und Tabellen zeigen interne Auswertungen, dass die junge Zielgruppe abwandert. Facebook gilt den meisten längst als Plattform ihrer Eltern, auch Instagram wird zunehmend uncool. Am liebsten nutzen US-Teenager Snapchat und Tiktok. Instagram selbst bezeichnete diese Entwicklung bereits 2018 als «existenzielle Bedrohung». Deshalb soll eine Kinder-Version von Instagram entstehen. Nach der aktuellen Kritik wurde die Arbeit pausiert, vermutlich aber nicht für allzu lange.