DorfgeflüsterDas Seematt-Open oder wie Badminton um sich greift
Eine Kolumne darüber, wie sich in Corona-Zeiten neue Sportarten im Quartier ausbreiten – bis hin zur Professionalisierung des Spielbetriebs.
Mit dem Sport ist es so eine Sache in diesen Tagen. Alles, bei dem man sich zu nahe kommt, wird ja vom Bundesamt für Gesundheit nicht empfohlen. Dadurch fallen die alten Quartierklassiker – vor allem das gemeinsame «Tschutte» im Garten – flach.
So rückten in den letzten Wochen Sportarten in den Fokus, die bis dahin eher ein Schattendasein fristeten. Ein Beispiel: Badminton!
Jeder hat irgendwo im Keller oder auf dem Estrich ein Badminton-Set herumliegen. In normalen Zeiten nimmt man sich im Sommer stets fest vor, die Schläger mit in die Badi zu nehmen. Meistens geht es dann aber vergessen. Das Badminton-Set weist deshalb oft diese typische Staubschicht auf, welche Gegenstände überzieht, die allzu lange nicht mehr bewegt worden sind.
Aber nicht so während dieses Lockdown.
In unserem Seematt-Quartier in Männedorf kamen die Badminton-Schläger plötzlich von überall her ans Tageslicht. Es setzte ein Badminton-Boom ein, der bis heute anhält. Es gibt Tage, da kann ich im Homeoffice aus dem Fenster blicken, und ich weiss: Gleich flitzt einer dieser weissen Federbälle vorbei. Dazu gesellt sich das typische Geräusch, wenn auf den Gummikopf des Balles eingedrescht wird: «Flop, flop, flop».
In unserem Quartier war in den letzten Wochen sogar eine zunehmende Professionalisierung des Spielbetriebes feststellbar. Alles fing damit an, dass ich eines dieser einfach aufzubauenden Badminton-Netze im Internet bestellte. Es kam, wie es kommen musste: Mit der Sändeliausrüstung der Kinder wurde bald ein Spielfeld abgesteckt (die ständigen Diskussionen darüber, ob der Ball nun im Aus war oder nicht, waren auf Dauer nicht mehr zu ertragen). Das Regelwerk wurde laufend erweitert und verfeinert. Und es ging nicht mehr einfach um den Spass – es ging um Punkte.
Unlängst feierte dann das erste «Seematt-Open» Premiere. Ich habe nicht gewonnen, sondern mein Nachbar. Dabei fällt mir ein: Ich muss heute Abend unbedingt noch raus, um zu üben. Das nächste Quartier-Turnier ist bereits geplant. Und ich muss dringend an meiner Rückhand arbeiten.
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