Kommentar zu KI in den MedienDas darf nicht wahr sein!
Warum es nicht angebracht ist, dass uns ein virtueller Mensch das Wetter erklärt.
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Der Fortschritt ist wohl nicht aufzuhalten. Früher oder später werden uns vom Computer erzeugte virtuelle Menschen die Welt erklären. Täuschend echt, kein Versprecher, aber emotionslos, ohne Empathie, monoton.
Der Westschweizer Privatsender M Le Média macht es seit Anfang April in der Schweiz vor. Jade heisst der Avatar. Es ist eine adrette junge Frau mit gelegentlichem Augenaufschlag, einem beständig leichten Lächeln, und manchmal bewegen sich sogar ihre Hände. Immerhin. Aber mehr ist da nicht.
Jade moderiert ausgerechnet den täglichen Wetterbericht. Des Menschen liebstes Alltagsthema. Wetter ist Leben – Sonne, Sturm, Regen, Blitz. Wetter ist emotional. Es ärgert dich, macht glücklich, ist beängstigend und katastrophal, bedrückt oder gibt Rätsel auf. Wetter ist entscheidend, wie ich jeden Tag das Haus verlasse.
«Die Locke von Avatar Bucheli sitzt auch bei Orkanstärke perfekt.»
Für Jade gibt es keine Nuancen. Sie wird den heranbrausenden Orkan oder die gefährlichen Fluten nach einem Starkregen ohne Regung ankündigen. Sie wird auch lächeln, wenn draussen vermeintlich die Welt untergeht. Die Wetterkarte kann sie uns nicht anschaulich erklären: das Sturmtief, die Höhenströmungen, die Fronten oder die Inversion. Jade steht wie angewurzelt da, kann sich nicht bewegen.
Warum erklären SRF-Meteorologinnen und -Meteorologen das Wetter draussen auf dem Dach des Fernsehhochhauses in Leutschenbach? Weil es authentisch ist, wenn Thomas Bucheli mit dem Regenschirm gegen den Wind kämpft und seine Frisur dabei zerzaust wird. Bei seinem Avatar würde jede Locke perfekt sitzen – auch bei Wind in Orkanstärke.
Wollen wir das wirklich? Auch wenn die IT-Entwickler die Avatare weiterentwickeln und menschlicher machen: Sie werden den Menschen nicht ersetzen. Ob Wetterbericht, Nachrichten oder Unterhaltung – es braucht reale, keine virtuellen Emotionen. Avatare werden keine hohen Einschaltquoten mehr bringen, die Glaubwürdigkeit der Informationen wird sinken. Beim Wetter gibt es genügend Alternativen. Die Apps sind inzwischen richtig gut.
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