Zürcher Regierungs- und Stadtrat zum CS-FiaskoCorine Mauch: «Es muss alles unternommen werden, dass es keinen zweiten Fall CS gibt»
Kanton und Stadt Zürich informierten am Montagnachmittag über mögliche Auswirkungen der Banken-Übernahme. Unsere Zusammenfassung.
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Zusammenfassung der Medienkonferenz
Der Zürcher Regierungs- und Stadtrat hat am Montagnachmittag über die CS-Übernahme durch die UBS informiert.
Für die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) bedeutet das Ende der CS eine grosse Zäsur. Die Bank sei für den Standort Zürich immer sehr wichtig gewesen – als Arbeitgeberin, als Ausbildnerin, als Steuerzahlerin und nicht zuletzt als Kulturmäzenin. Mauch kritisierte, das die CS staatliche Hilfe in Anspruch genommen hatte. Die Gründe für den Fall der Grossbank müssten lückenlos aufgearbeitete werden, sagte sie. «Es muss alles unternommen werden, dass es keinen zweiten Fall CS gibt.»
Regierungspräsident Ernst Stocker (SVP) befürchtet einen Verlust von Arbeitsplätzen in Zürich und sorgt sich insbesondere um die Lehrlinge. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die 326 Lehrverhältnisse aufrecht erhalten bleiben, sagte er. Stocker hofft, dass sich der Standort Zürich in dieser Krise als robust erweist.
Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) kritisierte die Zürcher Grossbank. «Es ist mir absolut unverständlich, wie die CS in diese Krise schlittern konnte und sich die Manager dabei noch Boni auszahlten», sagte sie. Walker Späh hat für die Auswirkungen auf den Arbeitsplatz Zürich eine Taskforce eingerichtet. Sie sagte ausserdem, dass der Kanton Zürich die nötigen Mittel und Werkzeuge zur Verfügung habe, um alle Betroffenen zu begleiten.
Der Zürcher Finanzdirektor Daniel Leupi (Grüne) spricht von einem «unverantwortlichen Handeln» des früheren Managements. Für die Stadt Zürich sieht der Finanzdirektor unmittelbar keine Auswirkungen. Aus seiner Sicht habe sich aber mit der Übernahme das Klumpenrisiko für den Finanzplatz Zürich verstärkt.
Die Medienkonferenz ist beendet
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Aufarbeiten und Konsequenzen ziehen
Stadtpräsidentin Corine Mauch betont zum Schluss der Medienkonferenz erneut, wie wichtig ihr das lückenlose Aufarbeiten ist. Es müssten Konsequenzen gezogen werden. In der Pflicht sei aber der Bund. «Nur, wenn wir wirklich wissen, was passiert ist, können wir einen weiteren solchen Fall verhindern», sagt Mauch.
Wie gross sind die finanziellen Ausfälle?
Genaue Zahlen können Kanton und Stadt Zürich nicht nennen. Die Ausfälle an Steuern seien verkraftbar. Auch die Pensionskassen seien nicht betroffen.
Ist eine Untersuchung nötig?
Ernst Stocker verweist bei dieser Frage an den Bund. Er ist froh, dass der Bund innerhalb dieser kurzen Zeit eine Lösung gefunden hat.
Dann betont Ernst Stocker, wie wichtig die Credit Suisse für die Schweiz und den Weltmarkt war. «Stellen Sie sich vor, eine der 30 grössten Banken in dieser goldigen Schweiz wäre Konkurs gegangen», sagte er. «Dann hätten wir dann die richtig grosse Sauce gehabt.»
Frage zu möglichen Arbeitslosen
Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh ist zuversichtlich, dass der Kanton Zürich die nötigen Mittel und Werkzeuge zur Verfügung hat, alle Betroffenen zu begleiten. Das sei dem Kanton auch in der Wirtschaftskrise 2008 gelungen.
Gab es Übernahme-Gespräche durch die ZKB?
Zur Frage einer möglichen Übernahme durch die ZKB, wie es Gerüchte kolportierten, äussert sich Regierungspräsident Ernst Stocker nicht.
Frage zur Grösse der Bank
Für Carmen Walker Späh ist klar, dass an erster Stelle steht, das Vertrauen in den Finanzplatz Zürich wieder herzustellen. Da sei unternehmerisches Feingefühl gefordert. «Sonst kommt es noch zu grösseren volkswirtschaftlichen Verwerfungen in der Region Zürich.»
Corine Mauch betont erneut, dass es für das Vertrauen klare Rahmenbedingungen und eine lückenlose Aufarbeitung brauche.
Ernst Stocker hofft dass der Bund alles unternimmt, damit eine solche Situation nicht mehr eintritt.
Aus Sicht von Daniel Leupi hat sich mit der Übernahme das Klumpenrisiko für den Finanzplatz Zürich verstärkt. Er verlässt sich auf die Finanzmarktaufsicht.
Ernst Stocker will sich für Lehrlinge einsetzen
Ernst Stocker ist es ein Anliegen, die 326 Lehrverhältnisse der CS aufrecht zu erhalten. Damit könne man auch einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten, sagt er.
Frage zum Sponsoring und zum Kunst-Engagement der CS
Was die Übernahme für das Sponsoring und das kulturelle Engagement der Bank für Auswirkungen hat, ist derzeit noch unklar. Die Credit Suisse ist etwa bei der Zürcher Tonhalle, beim Opernhaus und auch beim Zürich Film Festival als Geldgeber tätig.
Frage zur Entlassung von Mitarbeitenden
Kenntnis von einer möglichen Anzahl Entlassenen hat der Kanton nicht. Regierungsrätin Carmen Walker Späh versichert aber, alle betroffenen Personen in diesem Prozess zu begleiten.
Fragerunde
Seit wann haben der Kanton und die Stadt Zürich Kenntnis von der akuten Krise der Credit Suisse?
«Sowohl Kanton als auch Stadt waren in die Vorgänge nicht involviert», sagt Ernst Stocker. Der Regierungspräsident ist froh, dass der Bund die Situation in den vergangenen Tagen stabilisiert hat. Für Stocker ist nun zentral, dass das Vertrauen in den Finanzplatz Zürich wieder zurückgewonnen werden kann.
Daniel Leupi: «Unverantwortliches Handeln»
Der Stadtzürcher Finanzvorstand Daniel Leupi schwenkt in den kritischen Tenor seiner Vorredner ein. Auch er spricht von einem «unverantwortlichen Handeln» des früheren Managements.
Er bedauert zudem, dass die Diversität am Bankenplatz nicht mehr gegeben sei.
Für die Stadt Zürich sieht der Finanzdirektor unmittelbar keine Auswirkungen.
Carmen Walker Späh spricht von Management-Versagen
Kritische Worte äussert auch Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh. «Es ist mir absolut unverständlich, wie die CS in diese Krise schlittern konnte und sich die Manager dabei noch Boni auszahlten», sagt sie. Walker Späh spricht in diesem Zusammenhang von einem «Versagen».
Mit der Übernahme durch die UBS sei zwar noch ein schlimmerer Schaden für den Finanzplatz Zürich abgewendet worden, aber dennoch sei das Vertrauen angeschlagen.
Carmen Walker Späh appelliert an alle, dass das Vertrauen in den Finanzplatz Zürich wieder hergestellt wird. Sie hat eine Taskforce für alle Auswirkungen zur CS-Übernahme durch die UBS eingerichtet.
Stadtpräsidentin Corine Mauch fordert lückenlose Aufarbeitung
Für die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch bedeutet das Ende der CS eine grosse Zäsur. Die Bank sei für den Standort Zürich immer sehr wichtig gewesen – als Arbeitgeberin, als Ausbildnerin, als Steuerzahlerin und nicht zuletzt als Kulturmäzenin.
Welche Auswirkungen die Übernahme haben wird, müssten Stadt und Kanton zuerst analysieren, sagt Mauch. Den Mitarbeitenden spricht sie ihr Bedauern aus. Sie hofft, dass alle mit den Sozialpartnern eine Lösung finden.
Die Stadtpräsidentin kritisiert jedoch, dass die CS staatliche Hilfe in Anspruch genommen hat. Die Gründe für die schier «unfassbare Lage» müssten lückenlos aufgearbeitet werden, sagt Mauch. «Es muss alles unternommen werden, dass es keinen zweiten Fall CS gibt.»
Ihr sei es ein Anliegen, dass eine solche Krise nicht mehr eintreten kann, so Corine Mauch. Sie wolle deshalb, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit ein solcher Fall nicht mehr eintreten könne.
Beginn der Medienkonferenz
Regierungspräsident Ernst Stocker ist der Überzeugung, dass die Übernahme der CS durch die UBS angemessen ist. Er befürchtet jedoch einen Verlust von Arbeitsplätzen am Platz Zürich und sorgt sich insbesondere um die Lehrlinge.
Ernst Stocker äussert Bedauern und Enttäuschung, dass es der Credit Suisse nicht gelungen ist, wieder auf Kurs zu kommen. «Unverständlich findet ich vor allem, dass die CS das Vertrauen in ihre Kundschaft verloren hat – die Kernkompetenz einer Bank», sagt er.
Stocker hofft, dass sich der Standort Zürich auch in dieser Krise als robust erweist.
Verhältnis CS und Zürich
Die Credit Suisse und ihre Heimatstadt haben sich auseinandergelebt, die politische Macht der Finanzbranche ist geschrumpft. Trotzdem blieb die Grossbank wichtig für Zürich, wie unser Artikel zeigt.
Die Rolle der sozialen Medien
Finma und Credit Suisse geben Gerüchten auf sozialen Medien die Mitschuld für die Abwärtsspirale der Bank. Jetzt breitet sich eine Debatte um «Twitter-Panik» aus. Unser Artikel dazu.
CS am Ende, UBS riesig – der Podcast
Die Schweiz hat bald nur noch eine Grossbank. Wer reguliert sie? Was bedeutet die Fusion für die Schweizer Wirtschaft? Und was müssen jene wissen, die Geld bei der Credit Suisse haben? All das erfahren Sie im Podcast «Apropos».
Eindrückliche Zahlen
Die Zahlen rund um den Finanzplatz Zürich sind eindrücklich:
29,9 Milliarden Franken erwirtschaftete der Zürcher Finanzplatz im Jahr 2021.
Jeder zehnte Arbeitsplatz in der Region Zürich und jeder sechste Wertschöpfungsfranken gingen 2021 auf den Finanzsektor zurück: 97’000 Menschen arbeiten in diesem Bereich. 42’400 davon alleine im Banken-Sektor.
Entsprechend hoch dürfte auch der Anteil des Finanzplatzes an den Steuereinnahmen des Kantons sein.
Wie hoch die Steuerzahlungen von UBS und CS im Kanton Zürich sind, ist nicht bekannt. Allerdings gehen Experten davon aus, dass der Betrag vor der Corona-Krise jeweils im dreistelligen Millionenbereich lag.
In der Stadt Zürich trägt der Finanzsektor mit 27 Prozent zur städtischen Bruttowertschöpfung bei. Der Finanzplatz-Monitor des Kantons rechnet vor, dass 67 Prozent der 29,9 Milliarden Franken in der Stadt Zürich erwirtschaftet werden. Also rund 20 Milliarden Franken.
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