Preisexzess in New YorkDas 27-Dollar-Bier: Ein Passagier zwingt Flughafenbeizen in die Knie
Ein kühles Blondes vor dem Abflug sollte in New York mit Covid-Zuschlag über 30 Dollar kosten. Die Stadt hat eine Untersuchung ausgelöst – und dem Flughafenwucher nun einen Riegel geschoben.
Passagier Cooper Lund staunte nicht schlecht, als er letzten Sommer im Biergarten des Flughafens La Guardia in New York sass. Auf der Getränkekarte war unter anderem ein Sam Adams Summer Ale Draught für satte 27,85 Dollar aufgeführt. Wer jetzt denkt, dass dieser Preis für einen Kübel voller Bierflaschen oder einen Stiefel mit zwei Liter Inhalt verrechnet wurde, liegt aber falsch. 23 «Flüssigunzen» sollte das Getränk enthalten, also rund 680 Milliliter.
Für die etwas mehr als zwei Stangen hätte Cooper Lund aber schliesslich sogar noch mehr als die knapp 28 Dollar hinblättern müssen: Der Biergarten verlangte zusätzlich noch 10 Prozent Covid-Zuschlag – und wies darauf hin, dass dieses Geld nicht etwa ans Personal gehe, sprich: Trinkgeld nicht inbegriffen. Mit der Corona-Gebühr hätte das Sam Adams Summer Ale also schon 30,65 Dollar gekostet, und weil in New York nochmals mindestens 15 Prozent Trinkgeld dazugerechnet werden müssen, kommt das grosse Bier dann auf einen Endpreis von rund 35 Dollar.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Lund twitterte ein Bild des wohl teuersten Flughafenbiers der Welt und löste damit einiges aus. Ein Nutzer rechnete sofort nach, dass er im Laden zwei Büchsen desselben Biers für knapp drei Dollar kaufen könnte, das wären genug, um ein 680-Milliliter-Glas zu füllen.
Tweet führt zu Änderung der Richtlinien
Dass mit den Preisen etwas ziemlich im Argen liegt, erkannten auch einige Medien, die über Lunds Biergarten-Erlebnis berichteten und so eine Untersuchung ins Rollen brachten, die nun veröffentlicht wurde. Wie die «Washington Post» berichtet, legte die New Yorker Transportbehörde nun nämlich eine neue Richtlinie fest, dass sich die Preise in den Passagierbereichen ungefähr an jenen ausserhalb der Flughäfen orientieren müssen. Das gilt für alle drei grossen New Yorker Airports.
In der Untersuchung heisst es, dass «überhöhte Preise» verlangt würden. Zumindest im Fall des teuersten Biers soll es sich dabei aber nur um Missverständnis handeln. Genau 25-mal wurde es tatsächlich verkauft, bis die Behörden einschritten. Danach erstattete der Biergarten-Betreiber den betroffenen Passagieren die Summe zurück. Der Preis sei falsch angegeben gewesen, verteidigte sich das Restaurant, es hätten 18,15 Dollar sein sollen, der gleiche Betrag, der auch für ein anderes Produkt von Hersteller Samuel Adams verlangt wurde.
Auch das wäre aber immer noch zu teuer, wie es im neuen 35-seitigen Regelwerk der Transportbehörde heisst. Darin wird allen Restaurants ganz klar aufgezeigt, wie sich die Preispolitik ausgestalten soll und dass sie sich am Durchschnitt in der Region orientieren müsse. Etwas teurer als in der Knelle um die Ecke dürfen die Getränke zwar sein, da die Betreiberinnen und Betreiber am Flughafen auch höhere Grundkosten decken müssen. Aber die Zeiten der völligen Preisexzesse am Flughafen sollten nun dank Cooper Lund und seinem Tweet vorbei sein. Man werde die Restaurants zufällig überprüfen und bitte die Passagiere, überhöhte Preise in den sozialen Medien zu teilen, damit man dem nachgehen könne, heisst es im Bericht.
Lund gehörte übrigens nicht zu den 25 Passagieren, die tatsächlich über 30 Dollar für das Summer Ale zahlten. Er entschied sich damals für ein günstigeres Getränk. Lund zahlte aber immer noch teure 11 Dollar für ein «normales» Bier mit 350 Milliliter. Vielleicht hätte er doch lieber das teuerste Produkt gewählt, denn zu seinem Kauf meinte er danach nur noch: «Es war enttäuschend – es war ein Heineken.»
Ärgernis Wasserpreise – und die Lösung dafür
Im Artikel der «Washington Post» werden in den Kommentaren andere Preisexzesse aufgeführt, etwa die Bier- und Hotdogpreise bei fast allen Sportveranstaltungen, oder anderer Wucher an den Flughäfen, etwa überteuerte Lebensmittel oder eine Wasserflasche für 5 Dollar. Man solle noch etwas essen, bevor man zum Check-in gehe, lauteten gut gemeinte Tipps, die aber nichts nützten, wenn man einen längeren Aufenthalt an einem Flughafen habe und damit letztlich den Preisen der Anbieter dort ausgeliefert sei, kommentieren andere.
Das gilt insbesondere für Getränke, denn diese können Passagiere nicht von draussen mitbringen. Wer in die USA reist, sollte aber diesen Tipp kennen, wie mehrere Kommentierende schreiben: An den meisten Flughäfen gibt es, meist neben den Toiletten, Wasserstationen, an denen man leere Flaschen gratis auffüllen kann. Das funktioniert auch am Flughafen Zürich, wobei dort beim Wasser der Wucher schon vor einigen Jahren beendet wurde. Mittlerweile gibt es Flaschen für 1.50 Franken am Kiosk oder 2.50 Franken im Duty-free-Shop, wobei davon noch 50 Rappen gespendet werden.
Aber auch in Kloten ist nicht alles in bester Ordnung, wie eine Kommentatorin schreibt. Sie habe bei Starbucks im Flughafen Zürich satte 10 Dollar für einen Kaffee bezahlt, schreibt sie. Das sei, gelinde gesagt, «überraschend» gewesen. Für Reisende aus den USA dürfte die hiesige Preispolitik des Kaffeegiganten wohl nur ein erstes unangenehmes Erwachen sein, die Kosten in den Schweizer Restaurants liegen in einer anderen Hemisphäre als in ihrer Heimat. Insbesondere beim Hahnenwasser, für das viele Beizen einige Franken verlangen, während es in den USA standardmässig gratis serviert wird.
Fehler gefunden?Jetzt melden.