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Coronavirus in der Schweiz
+++ Ansturm auf Gartencenter und Baumärkte +++ Neuansteckungen weiter rückläufig

Das Wichtigste in Kürze:

  • Coiffeurgeschäfte, Kosmetikstudios, Gartencenter und Baumärkte öffneten nach sechs Wochen Lockdown erstmals wieder die Tore.
  • Weitere Phasen der Öffnung erfolgen am 11. Mai und 8. Juni. So sieht der Comeback-Plan aus.
  • Die Regierung hat milliardenschwere Hilfspakete für die Wirtschaft geschnürt.
  • Ansammlungen von Menschen bleiben verboten.

Wann und wie stark die Massnahmen wirken, zeigt der Vergleich des Schweizer Covid-19-Ausbruchs mit anderen Ländern.

Bund setzt Task Force für Medikamente ein

Der Bund hat wegen des drohenden Mangels an Medikamenten für Corona-Patienten eine Task-Force eingesetzt. Er bemüht sich, die Arzneimittel weltweit zu beschaffen.
Der Bund suche die nötigen Medikamente auf weltweiter Ebene und kaufe sie auf dem internationalen Markt, sagte die Sprecherin des Bundesamtes für Gesundheit, Katrin Holenstein, auf Anfrage. Sie bestätigte damit einen Artikel in der «NZZ am Sonntag».


Bern hat zudem im März die entsprechende Arbeitsgruppe geschaffen. Diese ist für die Erfassung, Beurteilung sowie für die Beschaffung und Zuteilung der Produkte zuständig, die möglicherweise fehlen könnten. Dieser Task-Force, die seit rund zwei Wochen im Einsatz ist, gehören Mitarbeitende des Bundesamtes für Gesundheit und des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorgung sowie verwaltungsexterne Fachleute an.

Ein weltweites Problem


Mit der Schaffung der Task-Force reagiert der Bund auf die zunehmende Knappheit an Medikamenten und Wirkstoffen gegen die Lungenkrankheit Covid-19. Ein Problem besteht zurzeit darin, dass es an diesen Produkten nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit fehlt.


Ein Mangel besteht insbesondere bei drei Gruppen von Arzneimitteln und Wirkstoffen, darunter bei den Narkosemitteln, die es für die Beatmung schwerkranker Coronavirus-Patienten braucht. Auch die ebenfalls für die Beatmung benötigten Muskelrelaxanzien sind rar. Zudem fehlt es an entzündungshemmenden Mitteln. Bei einigen Antibiotika und antiretroviralen Medikamenten herrscht nach Angaben der Sprecherin ebenfalls Mangel.

Philipp Hildebrand: «Die Krise widerlegt all jene, die den Sozialstaat verteufelt haben»

Philipp Hildebrand kritisiert die USA für ihre mangelnde Führung im Kampf gegen das Corona-Virus. Anders als während der Finanzkrise fehle eine Instanz, die im Krisenmanagement die Leitfunktion übernehme. «Die Abkehr der USA von ihrer traditionellen Führungsrolle verheisst leider wenig Gutes», sagt der Vizepräsident des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock im Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Kritisiert die USA: Philipp Hildebrand.

Das erste und einzige G-7-Treffen der Staatschefs der führenden Industrieländer habe zu spät, erst Mitte März, stattgefunden und sei zudem ergebnislos geblieben. Die ausgehöhlte staatliche Infrastruktur im angelsächsischen System räche sich nun, erklärt der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank. «Diese einseitige Ausrichtung auf den Kapitalmarkt und die kurzfristige Gewinnmaximierung wird jetzt zum Problem.»

Funktionierende Hilfsmassnahmen in der Schweiz

Umgekehrt sei das europäische Staatsverständnis mit seinen soliden sozialen Netzwerken und Strukturen ein immenser Vorteil. Besonders in der Schweiz hätten die Hilfsmassnahmen vorbildlich funktioniert, betont Hildebrand: «Die Krise widerlegt all jene, die den Sozialstaat über Jahre hinweg verteufelt haben.» Die Gefahr von Staatspleiten wegen der riesigen Finanzspritzen sei vorerst gering: «In der eigenen Währung kann sich ein Land praktisch endlos verschulden.» Wichtig sei allerdings, dass die Zentralbanken bei der Finanzierung mithelfen: «Die Regierungen stossen mit den Rettungsprogrammen schnell an eine Grenze, wenn die Zinsen abrupt steigen. Diesen Super-GAU müssen wir verhindern, indem wir die Notenbanken ins Boot holen.»

«Nicht richtig kommuniziert»: Novartis-Ehrenpräsident Daniel Vasella kritisiert Bund

Daniel Vasella, ehemaliger CEO und Vorsitzender von Novartis, erteilt dem Bundesrat in der Corona-Krise grundsätzlich gute Noten. «In der Krise ist der Bundesrat geschlossen aufgetreten, hat schliesslich notwendige Entscheide getroffen, und die unterstützenden finanziellen Massnahmen haben die Angst vor der sich nun im Gang befindenden Rezession gemindert», sagt er im Interview mit dem «SonntagsBlick». Besonders Finanzminister Ueli Maurer habe überzeugt. Auf die Frage, wer im Krisenmanagement gut agiere, nennt er Südkorea: «Man hat rasch mit Massentests und systematischer Identifizierung der Infektionsquellen, auch mittels Handy, reagiert.»

Daniel Vasella 2017 in Luzern. Bild: Keystone.

Was die Schweiz betreffe, sei es einfach, im Nachhinein kritisch zu sein: «Gewisse Fragen wird man nach der Krise stellen müssen, um daraus zu lernen.» Bei der Frage nach der Verfügbarkeit von Schutzmate­rial etwa habe man, so Vasella, «den Eindruck, dass nicht offen kommuniziert wurde. Darf man zur Verhinderung einer vermeintlichen Panik Fakten verschweigen – oder verliert man nicht gerade dadurch die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Bevölkerung?» Schlecht weg kommt die Strategie des BAG, die Wirksamkeit von Schutzmasken in Frage zu stellen: «Es ist meine entschiedene Ansicht, dass diesbezüglich nicht richtig kommuniziert wurde. Richtig getragene Masken schützen davor – zwar unvollständig, aber immerhin –, dass ein Virusträger andere Leute ansteckt. Aber auch – wiederum unvollständig – dass man sich selbst nicht ansteckt.»

Locarno-Filmfestival-Präsident Marco Solari: «Die Leute neben mir starben»

Marco Solari, Präsident des Locarno Filmfestivals, redet im «SonntagsBlick» erstmals über seine Corona-Erkrankung und seine Zeit auf der Intensivstation. Fast drei Wochen verbrachte er im Spital in Locarno: «Man liegt im Bett, es geht einem immer schlechter. Die Knochen und der Körper werden eins mit dem Bett – so schwer fühlt sich das an», sagt er im Interview.

«Man sieht rechts und links Betten mit Patienten. Sie sind intubiert, Menschen, die vielleicht sterben werden.» Über seine Gedanken im Spitalbett sagt er: «Man denkt an die Atemnot, von der man gehört hat, und selbstverständlich an den Tod.» In der Ambulanz habe er noch «an meine Frau Michaela» gedacht, «an meine Söhne, an meine Enkel, die so an ihrem Grossvater hängen, an das Festival und was ich noch alles hätte anordnen müssen. Auf der Intensivstation lässt man sich gehen.» Plötzlich sei alles, was vorher wichtig war – «Familie, Freunde, Festival, Literaturtage am Monte Verità, alles, was man gemacht hat oder nicht gemacht hat» – nicht mehr wichtig.

Anderes Jahr, andere Zeiten: Marco Solari (rechts) begrüsst Alain Berset und dessen Frau am Filmfestival 2019 vor der Eröffnungszeremonie. Bild: Keystone.

«Die Leute neben mir sterben und ich bin inmitten dieser Gemeinschaft. Ich verspüre keine Todesangst. Nur eine enorme innere Ruhe.» Irgendwann habe er realisiert: «Die Sichel hat mich nicht getroffen, aber ich habe ihr Zischen gehört.» Dass er überlebt habe, empfinde er als einen «Aufschub, den ich geschenkt bekomme».

Trotzdem plagen ihn Schuldgefühle: «Ich habe es geschafft, aber die Frau, die links neben mir lag, nicht. Sie hat Angehörige, genauso wie der Mann, der rechts neben mir lag. Dieses Schuldgefühl habe ich auch als öffentliche Person. Wenn ich die Todesanzeigen anschaue und mir vorstelle, was die Angehörigen denken: Er hat es geschafft und meine Mutter, Grossmutter oder mein Vater, Grossvater nicht. Warum? Die Freude, wieder am Leben zu sein, ist nicht ganz ungetrübt.»

Kritik am Bund: Labors könnten viel mehr testen

Am Samstag hat Daniel Koch vor den Medien gesagt, das Bundesamt für Gesundheit halte weiterhin an seinen engen Test-Kriterien fest. Koch begründet dies damit, dass die Versorgung mit Reagenzien für die Corona-Abstriche nicht sichergestellt sei. Ganz anders klingt es in den Spitälern und Labors. Sie sagen, es könnte viel mehr getestet werden. «Seit mehr als zwei Wochen hat die Schweiz massiv mehr Testmöglichkeiten. Der Bund hätte die Kriterien längst anpassen können», sagt Andreas Widmer, Leiter der Spitalhygiene am Unispital Basel zur «NZZ am Sonntag».

Werden in der Schweiz zu wenig Abstriche genommen? Bild: Keystone

Zahlreiche Labors melden zudem Überkapazitäten. So werden etwa am virologischen Labor der Uni Zürich täglich höchstens noch 450 Corona-Abstriche analysiert. Die neu gekauften Geräte könnten jedoch über 3000 Tests am Tag auswerten. Auch Viollier, eines der grössten privaten Diagnostik-Labors in der Schweiz, meldet, man mache noch 1500 Tests täglich, wobei 7500 möglich wären. An den notwendigen Testmaterialien mangle es nicht. Nur wenn der Bund seine Testempfehlungen anpasse, könnten die Vorgaben der Weltgesundheitsbehörde umgesetzt werden. Die WHO empfiehlt nämlich, möglichst viel zu testen.

Oberster Reformierter fordert ein Ende des Kirchen-Lockdowns

Der Präsident der Evangelisch-reformierten Kirchen Schweiz will, dass die Kirchen bald wieder zugänglich sind. «Kirchen sind Kraftorte, und Kraftorte brauchen wir jetzt erst recht», sagt Gottfried Locher im Interview mit der «NZZ am Sonntag»: «Ich hoffe, dass der Bundesrat die Kirchen so schnell wie möglich wieder öffnet, natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln.» Das ginge vielerorts ohne Probleme.

Gottfried Locher im November 2019 an der Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. Bild: Keystone

Beten könne man zwar auch allein zu Hause, doch: «Die sakrale Architektur gibt uns ein anderes Bewusstsein. Hier stellen sich andere Fragen als die, ob es noch genug WC-Papier hat», sagt der oberste Reformierte der Schweiz. Kein Verständnis hat er dafür, wenn Evangelikale oder ein katholischer Weihbischof behaupten, der Glaube stehe über dem Corona-Virus: «Auf dieser Erde regieren Fakten. Corona lässt sich nicht wegbeten.» Selbst der Glaube Jesu sei nicht über dem Faktischen gestanden, wie die Karfreitagsgeschichte zeige. «Jesus ist am Kreuz umgebracht worden, real und brutal.»

Bundesrat Berset negativ getestet

Gesundheitsminister Alain Berset musste sich einem Test unterziehen, nachdem eine Person aus seinem Departement am Dienstag positiv auf Corona getestet worden war. Daher musste der Freiburger am Mittwochmorgen der Bundesratssitzung fernbleiben und diskutierte aus der Ferne mit.

Bundesrat Alain Berset

Vizekanzler und Bundesratssprecher André Simonazzi bestätigt den Sachverhalt gegenüber «SonntagsBlick»: «Tatsächlich war es so, dass sich Herr Bundesrat Berset am Mittwochmorgen einem Test unterzog und daher für einen Teil der Bundesratssitzung telefonisch zugeschaltet wurde.» Als das negative Testergebnis vorlag, habe Berset «wieder normal» an der Sitzung teilgenommen. Dies war ungefähr gegen Mittag der Fall.

Der Bundesrat verfüge seit Jahren über verschiedene Systeme für Zuschaltungen. «Er war nicht der erste Bundesrat, der in den vergangenen Wochen getestet wurde und wird wohl auch nicht der letzte sein», so Simonazzi. Welche Mitglieder der Landesregierung getestet worden sind, werde allerdings nicht kommuniziert, so Simonazzi. Und: Kein Bundesrat ist erkrankt.

80 Schweizer Reisende aus Marokko zurückgekehrt

Am Samstagabend ist ein Edelweiss-Flugzeug aus Casablanca in Zürich gelandet. Es brachte im Rahmen der Rückholaktion des Aussendepartements 80 Schweizer Reisende in die Schweiz zurück, die wegen des Coronavirus in Marokko blockiert gewesen waren.

Gemäss Mitteilung auf der Website des Aussendepartements (EDA) waren neben den Schweizer Reisenden auch 43 Passagiere aus anderen Ländern an Bord. 21 davon haben ihren Wohnsitz in der Schweiz, 22 wohnen in anderen europäischen Staaten.

Der Flug war der zweite Rückholflug des EDA aus Casablanca. Anfang Woche hatte Hans-Peter Lenz, der Chef des Krisenmanagementzentrums (KMZ), das im EDA die Rückholflüge koordiniert, das baldige Ende der Rückholaktion angekündigt. Er forderte blockierte Reisende auf, die verbleibenden vom Bund organisierten Flüge jetzt wirklich in Anspruch zu nehmen. Nächste Woche ist etwa noch ein Flug aus Lima (Peru) geplant. Rund dreissig Flüge wurden bislang durchgeführt.

Wegen Lockdown: Städte verbrauchen bis zu 20 Prozent weniger Energie

Die Corona-Pandemie wirkt sich auf den Stromverbrauch in der Schweiz aus, und zwar in den Städten stärker als auf dem Land. Das sagte eine Vertreterin des Bundesamtes für Energie im Schweizer Fernsehen SRF.

In städtischen Gebieten sei der Stromverbrauch um bis zu 20 Prozent zurückgegangen, sagte Marianne Zünd, Leiterin Politik und Medien im Bundesamt für Energie (BFE), am Samstag in der «Tagesschau» von SRF. Das liege an der Dienstleistungsindustrie sowie Büros und grossen Läden, die wegen des Virus geschlossen seien.

Timur Bürki, Leiter Handel und Portfoliomanagement beim Elektrizitätswerk Zürich (ewz), sprach im Fernsehbeitrag von einem Rückgang von etwa 15 Prozent gegenüber dem Stand von vor dem Lockdown.

In ländlichen Gebieten dagegen sank der Stromverbrauch weniger stark. Zünd vom BFE sprach von einem Rückgang von 5 bis 10 Prozent.

Kanton Schwyz: 34 Coronavirus-Infizierte in Pflegeheim

In einem Pflegeheim im Kanton Schwyz sind 34 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Kanton riegelte das Areal des «Zentrums für aktives Alter» Frohsinn in Oberarth ab. Das teilte die Schwyzer Staatskanzlei am Samstag mit.

Um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, stellte der Kantonsärztliche Dienst das gesamte Zentrum unter Quarantäne. Das Personal darf nur noch mit entsprechender Schutzkleidung tätig sein.

Nach Bekanntwerden von ersten positiv getesteten Covid-19-Fällen seien alle Bewohner und Angestellten umfassend getestet worden, heisst es in der Mitteilung. Für 26 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 8 Mitarbeiter des Heims lägen positive Testergebnisse vor.

Der Kanton Schwyz hatte bereits am 16. März für alle Alters- und Pflegeheime ein grundsätzliches Besuchsverbot erlassen. Im Kanton sind aktuell 249 bestätigte Coronavirus-Fälle registriert. Zehn Menschen starben an der durch das Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19. Hochbetagte sind besonders gefährdet.

24'900 Fälle

Die Zahl der Covid-19-Fälle in der Schweiz hat erneut zugenommen. Bis zum Samstag gab es nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit 24'900 laborbestätigte Fälle, 592 mehr als am Vortag.

Am Freitag hatte das BAG noch einen Anstieg um 734 Fälle gegenüber dem Vortag gemeldet.

Betroffen sind alle Kantone und das Fürstentum Liechtenstein. Die Inzidenzen belaufen sich auf 290 Fälle pro 100'000 Einwohner, eine der höchsten in Europa. Die Hochrechnung basiert auf Informationen von Laboratorien, Ärztinnen und Ärzten.

Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit einer Coronavirus-Erkrankung hat die 1000er-Grenze überschritten: Sie stieg bis am Samstag auf 1011, wie eine Analyse der Nachrichtenagentur Keystone-SDA der auf den Internetseiten der Kantone vorliegenden Daten ergab. Die Agentur aktualisiert die Zahlen zweimal täglich, mittags und abends.

Ein Behandlungsraum für Covid-19-Patienten im Spital in Rennaz VD. Bild: Keystone

Das BAG gab die Zahl der Todesopfer mit 831 an. Es bezieht sich dabei auf die Meldungen, die die Laboratorien sowie Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Meldepflicht bis Samstagmorgen übermittelten. Daher könnten die Daten von den Fallzahlen der Kantone abweichen, schreibt das BAG in seinem neuesten Situationsbericht.

Bisher seien über 190'000 Personen auf das Coronavirus getestet worden und bei 15 Prozent sei der Test positiv ausgefallen, heisst es im neusten Situationsbericht des BAG.

Ansteckungs-Zahlen gehen weiter zurück

Es gibt nach wie vor 500 bis 700 neue Covid-19-Fälle pro Tag. Die Tendenz zeigt aber weiterhin nach unten, wie Daniel Koch, Delegierter des Bundesamts für Gesundheit (BAG) für Covid-19, am Samstag vor den Bundeshausmedien sagte. «Das ist die gute Nachricht.»

Es gebe aber auch nach wie vor mehrere Dutzend Todesfälle pro Tag. Die Krankheit sei keinesfalls zu unterschätzen. Hochbetagte seien besonders gefährdet, aber auch für jüngere Seniorinnen und Senioren gebe es keine Garantie, nicht schwer an dem Virus zu erkranken. Alle müssten sich daher weiter anstrengen, damit man zu einer Normalität zurückkehren könne, sagte Koch.

Armee will ab nächster Woche Einsatz reduzieren

5000 Armeeangehörige sind im Kampf gegen Covid-19 für den Assistenzdienst aufgeboten worden. Nur ein Teil dieser Truppe ist aber tatsächlich im Einsatz. Brigadier Raynald Droz kontert den Vorwurf, dass die Armee mit dem Aufgebot übertrieben hat.

Vor den Bundeshausmedien erinnerte er am Samstag an die Situation von vor sechs Wochen. Damals sei die Welle von Norditalien her über die Schweiz hereingebrochen. Man habe keine Ahnung gehabt, wie das ablaufen werde. «Wir hatten keine Zeit und keine Wahl», sagte Droz. Darum habe man das Maximum getan. «All in plus» heisst die von der Armee gewählte Variante. Diese beinhaltete die Mobilisierung sämtlicher Sanitätstruppen.

Das Ziel sei es gewesen, das Feuer zu löschen, sagte Droz. «Es scheint, dass das gelungen ist.» Ab nächster Woche soll aber diskutiert werden, wie das Gleichgewicht zwischen Ressourcen und Nachfrage verbessert werden kann. Nach Ostern werden Urlaube gewährt, zudem könnten Armeeangehörige laut Droz auch auf Pikett gesetzt werden.

Rega darf Tessiner Patienten ausfliegen

Die Rega kann nun selbst bei schlechter Sicht Patientinnen und Patienten aus dem Kanton Tessin über den Gotthard in Deutschschweizer Kantone ausfliegen, wenn Tessiner Spitäler keine Kapazität für sie haben. Sie hat dafür entsprechende Ausnahmebewilligungen erhalten.

Die Bewilligungen für Instrumentenflugverfahren habe das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) Ende März erteilt, schrieb die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) am Samstag. Sie betreffen zum Beispiel den An- und Abflug auf und von den Flugplätzen Agno bei Lugano sowie Locarno. Zudem sollen die Helikopterbesatzungen «zeitlich uneingeschränkt» eine Instrumentenflugroute über den Gotthardpass nutzen können.

Ziel der Bewilligungen ist es, die medizinische Versorgung aus der Luft im von der Corona-Pandemie stark betroffenen Kanton Tessin auch bei schlechten Sichtbedingungen sicherzustellen, wie die Rega schreibt. Die Ausnahmebewilligungen gelten nach Angaben der Rega solange die ausserordentliche Lage gemäss Epidemiengesetz besteht.

Seit dem 11. März und bis zum Samstag wurden in Rega-Helikoptern insgesamt 74 Covid-19-Patienten transportiert. In den meisten Fällen wurden sie von einem Spital in ein anderes verlegt. Zwei von drei zu verlegenden Patienten wurden künstlich beatmet, mit mobilen Geräten.

Rega

Auch in Nachbarländern waren Rega-Teams im Einsatz. Zum Beispiel übernahm die Rega den Transport von Covid-19-Patienten aus Frankreich in deutsche Spitäler.

Andere Aufgaben der Rega, etwa Einsätze für verunfallte Schneesportlerinnen und -sportler, sind derweil in den Hintergrund gerückt, wie die Zahlen zeigen. Beispielsweise standen 2019 die Rega-Crews zwischen 16. März bis 11. April für rund 250 verunfallte Wintersportler im Einsatz. Im laufenden Jahr waren es im selben Zeitraum weniger als zehn Einsätze für Wintersportler.

Berset mahnt zur Disziplin

Die Gefahr, dass es bei der Bekämpfung des Coronavirus zu einer Rückschlag kommen könnte, darf laut Bundesrat Alain Berset nicht unterschätzt werden. Die Schweizerinnen und Schweizer müssten diszipliniert bleiben, vor allem über die Ostertage.

«Sonst steigen die Infektionen wieder. Es gibt keine Abkürzung. Wir müssen den ganzen Weg gehen», sagte Berset in einem Interview mit den Publikationen des Medienkonzerns CH-Media.

Berset ging auch auf die international umstrittene Frage ein, ob eine Maskenpflicht zur Verhinderung von Ansteckungen mit dem Coronavirus sinnvoll ist oder nicht. Selbstverständlich dürfe jeder eine Maske tragen, wenn er das wolle.

Gewaltige Fortschritte

In der aktuellen Phase bringe es gesunden Menschen wenig, eine Maske zu tragen. Aber die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Virus machten gewaltige Fortschritte. Das habe auch Einfluss auf die Frage, ob und wann Masken sinnvoll sein könnten.

«Ich schliesse nicht aus, dass wir mit der Lockerung in bestimmten Situationen eine Maske empfehlen», sagte Berset weiter. Der Bundesrat erarbeite an Ostern und den kommenden Tagen einen möglichen Lockerungsplan, der Schutzmassnahmen umfasse.

Tests auf Immunität

Mit Blick auf die Zukunft sei auch die Prüfung der Immunität von Personen wichtig. Serologische Tests seien nötig um zu wissen, wie stark die Schweizer Bevölkerung immunisiert sei. Aktuell gebe es über 24'000 positiv getestete Personen.

Berset

Tatsächlich sei aber die Zahl der Menschen, die das Virus hatten, bedeutend höher. Ein internationale Studie schätze sie auf 200'000 bis 250'000. «Wir können jetzt die Verbreitung des Virus bremsen und später verhindern, dass einzelne Erkrankungen wieder zu weiteren Ansteckungen führen», sagte der Bundesrat weiter.

Bis es einen Impfstoff gebe, werde die Krankheit nicht verschwinden. Nach heutigem Wissenstand verbreite sie sich so lange, bis etwa zwei Drittel der Bevölkerung immun sei. Das seien in der Schweiz rund 6 Millionen Personen. Davon sei die Schweiz noch weit entfernt.

BAG motiviert mit Game zum Daheimbleiben

Das BAG will mit einem Online-Spiel die wegen der Coronavirus-Pandemie Zuhausegebliebenen bei Laune halten. Der Bund hat am Karfreitag ein Osterhasen-Spiel veröffentlicht. Der Wettbewerb läuft bis am Montagabend vor Mitternacht. Den Gewinner erwartet ein Geschenk im Wert von 500 Franken.

Auch wenn draussen die Sonne scheine, müssten die Menschen zuhause bleiben und sollten keine Freunde und Verwandte treffen, teilte das BAG auf seiner Internetseite mit. Damit es nicht zu langweilig werde, gebe es jetzt ein Onlinegame zum Zeitvertreib. Bei diesem muss der Spieler einen Osterhasen sicher nach Hause steuern.

«Bunny Madness» können Sie hier herunterladen.

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Tausend Todesfälle in der Schweiz

In der Schweiz sind mittlerweile mindestens tausend Menschen an der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Dies hat die Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Karfreitag ergeben. Sie stützt sich auf offizielle Angaben der Kantone.


Konkret sind es 1001 Todesfälle, welche die Kantone bis am Freitag kurz nach 17 Uhr gemeldet hatten. Dies zeigen die auf den Internetseiten der Kantone vorliegenden Daten, welche Keystone-SDA jeweils zusammenträgt. Die Agentur aktualisiert die Zahlen zweimal täglich, mittags und abends.


Das BAG gab die Zahl der Todesopfer am Freitagmittag mit 805 an. Es bezieht sich dabei auf die Meldungen, die die Laboratorien sowie Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Meldepflicht bisher übermittelten.


Nach Angaben der Johns Hopkins-Universität in der US-Stadt Baltimore sterben in der Schweiz 3,9 Prozent der Corona-Patienten an der Lungenkrankheit Covid-19. Das sind 11 Todesfälle pro 100'000 Einwohner. Zum Vergleich: In Italien sind bisher 12,7 Prozent der Corona-Infizierten gestorben, das sind 30 Todesfälle pro 100'000 Einwohner. In Spanien starben bisher 10 Prozent der Erkrankten (33 Tote pro 100'000 Einwohner).


Eine gute Chance zu überleben haben Corona-Patienten in Deutschland und Österreich. In beiden Ländern sterben nur 2,2 Prozent der Patienten (3 Tote pro 100'000 Einwohner). In den USA, mit bisher mehr als 461'000 Corona-Infizierten und 16'500 Todesfällen beträgt die Sterberate 3,6 Prozent. Das entspricht 5 Toten pro 100'000 Einwohner.

BAG: Geringer Anstieg der Fälle

Das BAG hat am Karfreitag neue Zahlen veröffentlicht. Die Zahl der Infizierten beträgt neu 24'308 – das sind 734 mehr als gestern; tags zuvor sind 785 Fälle gemeldet worden. Die Zahl der Todesopfer steigt gemäss der Behörde auf 805.

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Betroffen sind alle Kantone der Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein. Die Inzidenzen belaufen sich auf 283 Fälle pro 100'000 Einwohner, eine der höchsten in Europa. Die Hochrechnung basiert auf Informationen von Laboratorien, Ärztinnen und Ärzten.


Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit einer Coronavirus-Erkrankung nähert sich der 1000er-Grenze: Sie stieg bis am Freitagmittag auf 959, wie eine Analyse der Nachrichtenagentur Keystone-SDA der auf den Internetseiten der Kantone vorliegenden Daten ergab. Die Agentur aktualisiert die Zahlen zweimal täglich, mittags und abends.


Das BAG gab die Zahl der Todesopfer mit 805 an. Es beziehe sich dabei auf die Meldungen, die die Laboratorien sowie Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Meldepflicht bis am Freitag übermittelten. Daher könnten die Daten von den Fallzahlen der Kantone abweichen, schreibt das BAG in seinem neuesten Situationsbericht.


Bisher seien über 184'750 Personen auf das Coronavirus getestet worden und bei 15 Prozent sei der Test positiv ausgefallen, heisst es im neusten Situationsbericht des Amtes.

Schweizer aus Indien in Zürich gelandet

Die nach Angaben des Aussendepartements EDA grösste Rückholaktion für Schweizer Reisende aus dem Ausland geht weiter: Am frühen Karfreitagmorgen ist in Zürich eine Maschine mit Passagieren aus Indien gelandet.


An Bord befanden sich rund 200 Schweizerinnen und Schweizer sowie Angehörige weiterer Staaten, wie das EDA mitteilte. Der Swiss-Flug aus Mumbai mit Zwischenstopp in Delhi war der zweite Rückholflug aus Indien.


Damit ist das Ende der Rückholaktion etwas näher gerückt. Am Freitag waren noch drei Flüge ausstehend, die im Ausland gestrandete Schweizerinnen und Schweizer in die Heimat zurückholen sollten. Zuletzt waren am Donnerstag Reisende von Kapstadt in Südafrika und von den Kanarischen Inseln in die Schweiz zurückgekehrt.

Ein Airbus A330-300 der Swiss im Landeanflug auf Piste 14 am Flughafen Zürich. (Keystone/Archiv)

Am Dienstag hatte Hans-Peter Lenz, der Chef des Krisenmanagementzentrums (KMZ), das im EDA die Rückholflüge koordiniert, das baldige Ende der Rückholaktion angekündigt. Er forderte blockierte Reisende auf, die verbleibenden vom Bund organisierten Flüge jetzt wirklich in Anspruch zu nehmen. Denn irgendwann werde das EDA keine Rückflüge mehr anbieten.


Für bestimmte Reiseziele geht die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern aber weiter. Dies ist laut EDA insbesondere in Afrika der Fall, wo Schweizer Bürger verstreut sind. Aus Kap Verde oder Namibia etwa könnten keine Schweizer Flüge organisiert werden, weil es zu wenig Betroffene gebe.

Gurke und Spiegelei: Bund Ernährungstipps

Der Bund hat Ernährungstipps für die wegen der Coronavirus-Pandemie daheim festsitzenden Menschen veröffentlicht. Die Beamten schlagen drei Mahlzeiten sowie fünf Portionen Früchte und Gemüse am Tag vor, den Verzicht auf Fertigprodukte und am Tisch zu essen.


Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) rät auf seiner Internetseite den Menschen, die wegen der Corona-Massnahmen zuhause bleiben müssen, sich an den gewohnten Tagesablauf zu halten und regelmässig zu essen.


Die Experten geben für eine gesunde Ernährung auch konkrete Menütipps ab: Eine ausgewogene Mahlzeit könne beispielsweise aus einer Karotte, einem Stück Gurke, Vollkornnudeln und zwei mit Reibkäse bestreuten Spiegeleiern sowie einer Frucht zum Dessert bestehen, heisst es in den offiziellen Empfehlungen.

Köstlich: Ein Spiegelei mit Speck in der Bratpfanne. (Keystone/Archiv)

Daneben schreibt das BLV, dass die Daheimgebliebenen aufs Mal grössere Portionen zubereiten sollen, die sie nur aufwärmen müssen. Neben den Hauptmahlzeiten rät das Amt zu gesunden Zwischenmahlzeiten. «Essen Sie fünf Portionen Früchte und Gemüse am Tag. Eine Portion entspricht einer Handvoll, bei einem Erwachsenen sind das 120 Gramm. Probieren Sie verschiedene Zubereitungsarten aus.»


Weiter sollen die Menschen auf ihr Hunger- und Sättigungsgefühl achten und die Portionengrösse im Auge behalten. «Verkleinern Sie die Portionen, wenn Sie das Gefühl haben, den ganzen Tag am Essen zu sein.» Zudem sollen die Leute ihre Einkäufe mit einer Liste planen, damit sie nicht zu viel einkaufen und sich nicht zu lange in den Geschäften aufhalten.

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