Coronavirus in der Schweiz+++ Post: So viele Pakete wie am «Black Friday» +++ Handydaten zeigen, dass Schweizer zuhause bleiben
Am 4. Mai kommt das Parlament in der Berner Messehalle zu einer ausserordentlichen Session zusammen. Schweizer Coronavirus-News im Ticker.
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Das Wichtigste in Kürze:
- Der Bundesrat hat per Notrecht einschneidende Massnahmen für die gesamte Bevölkerung verordnet. Diese gelten seit 17. März und bis mindestens 19. April.
- Die Schweizer Regierung schnürt ein gut 40 Milliarden Franken schweres Hilfspaket für die Wirtschaft.
- Gruppen über fünf Personen sind verboten und werden gebüsst.
- Wann und wie stark die Massnahmen wirken, zeigt der Vergleich des Schweizer Covid-19-Ausbruchs mit anderen Ländern.
- Die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Lage: Alles zum Ausbruch des Coronavirus.
Graubünden registriert alle Personen mit Pflegeausbildung
In Graubünden müssen sich alle Personen melden, die einen Beruf aus dem Pflegebereich erlernt haben, jedoch nicht auf diesem Beruf tätig sind und nicht der Risikogruppe angehören. Dazu ist hat der Kanton ein Meldeformular aufgeschaltet.
Gemäss Gesundheitsgesetzt könnten Betriebe des Gesundheitswesens sowie Gesundheitsfachpersonen zur Mitwirkung bei der Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten des Menschen verpflichten. In der derzeitigen, ausserordentlichen Lage werde es unvermeidlich sein, dass Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen personelle Engpässe bewältigen müssen. In einer ersten Phase würden deshalb sämtliche im Kanton Graubünden wohnhaften Personen erfasst, die über eine Ausbildung im pflegerischen Bereich verfügen, jedoch nicht in ihrem gelernten Beruf tätig sind und nicht der Risikogruppe angehören. Diese Fachpersonen könnten in einer späteren Phase zu einem Einsatz verpflichtet werden.
Präsident der Gesellschaft für Intensivmedizin hat sich angesteckt
Thierry Fumeaux, der geschäftsführende Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI), hat sich mit dem neuen Coronavirus angesteckt. Er äussert sich zuversichtlich, in ein paar Tagen wieder gesund zu sein. Er sei seit Dienstag zuhause, habe nur wenige Beschwerden und gehöre zu keiner Risikogruppe.
Sein Fall sei nicht ungewöhnlich, sagte Fumeaux im Interview mit der «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche». Pflegepersonal und Ärzte auf den Intensivstationen trügen in dieser Pandemie ein Risiko. Fumeaux ist Co-Leiter der Intensivmedizin am Spital Nyon VD.
In Italien gehöre jede zehnte infizierte Person zum Gesundheitspersonal, trotz aller Vorsichtsmassnahmen, sagte Fumeaux. Meist seien es junge und gesunde Menschen, die rasch wieder gesund würden. «Doch für die Schweiz ist das eine Gefahr.» Denn die Spezialisten seien im Kampf gegen Covid-19 unersetzlich.
Tessin verschärft Massnahmen
Im Kanton Tessin wurden am Samstagabend weitere Massnahmen bekannt. Für ältere und gefährdete Menschen gibt es ein «explizites Verbot, selber einkaufen zu gehen», sie dürfen nur in einigen Fällen zum Arzt gehen oder arbeiten, wie Regierungspräsident Christian Vitta an einer Pressekonferenz in Bellinzona sagte. Die ältere Bevölkerung müsse sich Hilfe von Verwandten holen oder die kommunalen Dienste für die Hauszustellung nutzen. Vom 22. bis 29. März werde die gesamte Bevölkerung ihre Bewegungen auf das Notwendigste reduzieren müssen.
Arbeiten auf Baustellen sofort eingestellt
Im Gegensatz zu dem, was auf Bundesebene beschlossen wurde, müssen im Tessin die Aktivitäten auf den Baustellen sofort eingestellt werden, «unbeschadet der Arbeiten, die notwendig sind, um die Arbeitsplätze sicher zu machen», hiess es an der Pressekonferenz in Bellinzona weiter. Der kantonale Führungsstab könne Ausnahmen gewähren, wenn eine eindeutige Dringlichkeit oder ein überwiegendes öffentliches Interesse bestehe.
Die kantonale Verwaltung bleibt bis zum 27. März geschlossen, mit Ausnahme von dringenden Aktivitäten. In diesem Fall werden die Büros mit reduziertem Personal und ohne Kontakt zur Öffentlichkeit arbeiten.
Asylbefragungen für eine Woche unterbrochen
Auch in den Asylzentren mehren sich Corona-Fälle. Gemäss Staatsekretär Mario Gattiker werden Asylbefragungen für eine Woche unterbrochen, damit Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus verstärkt werden können.
Die Gesundheit der Asylsuchenden, der Mitarbeitenden und aller anderen Personen in den Asylverfahren habe absolute Priorität, sagt Gattiker in einem Interview mit Blick.ch. «Deshalb setzen wir die Befragungen der Asylbewerber für etwa eine Woche aus.»
Man halte schon jetzt alle Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ein. Aber es gebe Ängste bei den Beteiligten, die ernst genommen werden. «Deshalb rüsten wir die Befragungsräume mit Plexiglas-Trennscheiben aus», sagt Gattiker. Wenn diese Anpassungen abgeschlossen seien, würden die Anhörungen wieder aufgenommen.
VBS stellt Masken zur Verfügung
Der Bund reagiert auf die Misere bei den Schutzmasken, die während der laufenden Coronakrise in der Schweiz knapp sind. Das Verteidigungsdepartement VBS will schon bald Masken mit abgelaufenem Datum den Spitälern zur Verfügung zu stellen. Das Labor Spiez sei daran, «substanzielle Chargen von Masken» zu prüfen, teilt dessen Sprecher gegenüber der Sonntagszeitung mit. Wie viele Masken dadurch freigegeben werden können, ist unklar. Die Details sollen nächste Woche bekannt werden. Mit den abgelaufenen Masken, die nun eingesetzt werden sollen, wird das Problem nicht ganz gelöst. Der Sprecher sagt jedoch, dass dies «ein wenig Luft geben dürfte». Der Bund verfügt derzeit nach eigenen Angaben über rund 350'000 Schutzmasken und cirka 7 Millionen Hygienemasken. Ein Teil der Lagerbestände wurde bereits an Spitäler weitergegeben.
Vier weitere Tote
Im Kanton Bern ist die Zahl der Coronavirus-Todesfälle auf drei gestiegen. Das geht aus der Statistik hervor, die der Kanton am Samstag auf seiner Website aktualisierte.
Auch der Kanton Basel-Landschaft vermeldet einen weiteren Corona-Todesfall. Es handelt sich um eine 94-jährige Frau. Verstorben sei die Frau am Freitag, heisst es auf der Webseite des Kantons Basel-Landschaft. Sie ist das dritte Corona-Opfer im Baselbiet. Angestiegen ist auch die Zahl der bestätigten Fälle, nämlich um 98 auf 282.
Ausserdem meldet Appenzell Ausserrhoden hat am Samstag seinen ersten Todesfall. Es handelt sich dabei um einen Mann mit Jahrgang 1934, der im Spital Herisau behandelt wurde.
Bund pfeift den Kanton Uri zurück
Die am Freitag beschlossenen Regelungen zum gesellschaftlichen Leben während der Coronakrise lassen laut dem Bund keinen Raum für Kantone, selber Ausgehverbote zu verhängen. Der Kanton Uri hat deshalb die Ausgangssperre für Senioren am Samstag wieder aufgehoben.
Martin Dumermuth, Direktor des Bundesamtes für Justiz, hatte am Samstag vor den Bundeshausmedien verlangt, dass Uri seine am Donnerstag erlassene Ausgangssperre für Personen über 65 Jahre «verfassungskonform auslegen» müsse. «Die Regelung des Bundesrats in diesem Bereich ist abschliessend.» Der Bundesrat habe sich bewusst gegen eine eigentliche Ausgangssperre ausgesprochen, das hätten die Kantone zu akzeptieren.
Der Urner Regierungsrat teilte kurz darauf mit, dass er den Entscheid des Bundesrat akzeptiere. Die Landesregierung habe am Freitag mit der erneuten Änderung der Covid-19-Verordnung die Nutzung des öffentlichen Raums abschliessend geregelt und den Spielraum der Kantone auf ein Minimum reduziert. Die Ausgangsbeschränkung für Senioren in Uri sei damit aufgehoben.
Was Kantone tun können ist, in anderen Bereichen selber Regeln zu erlassen. Beispielsweise könnten sie Teile des öffentlichen Raums sperren, erklärte Dumermuth. In Zürich und in Bern ist dies bereits passiert.
Klare Worte in Richtung Altdorf: Martin Dumermuth, Direktor des Bundesamtes für Justiz. (Keystone/Archiv)
Zahl der Fälle steigt auf 6113
Die Zahl der Coronavirus-Erkrankungen in der Schweiz steigt weiter rasant an: Am Samstagmittag gab es bereits 6113 bestätigte Fälle, das sind 1273 mehr als noch vor 24 Stunden, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilte. 56 Personen sind verstorben.
Es handelt sich um den bisher grössten Zuwachs an Infizierten innerhalb eines Tages. 50 Prozent der positiv getesteten Fälle waren jünger als 51 Jahre, die Hälfte älter.
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Die höchste Inzidenz (Fälle pro 100'000 Einwohner) hat laut aktualisiertem Situationsbericht zur epidemiologischen Lage der Kanton Tessin (257,8), gefolgt von den Kantonen Waadt (181,2) und Graubünden (106,9).
Weltweit waren bis am Freitagmorgen mehr als 275'000 Ansteckungen gemeldet, davon sind 11'000 Menschen gestorben. Über 85'000 Personen haben sich von der Krankheit erholt und sind wieder gesund. Allein in Italien sind mehr als 47'000 Personen erkrankt und 4032 gestorben.
EDA holt 630 Touristen nach Hause
Rund 630 in Peru und Kolumbien blockierte Schweizer Touristen werden am kommenden Dienstag und Mittwoch mit zwei Charterflügen in die Schweiz zurückgebracht. Die Rückholung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Fluggesellschaft Edelweiss.
In gewissen Fällen sei es aufgrund der Entwicklungen vor Ort nicht mehr möglich, selbständig die Rückreise zu organisieren, begründete das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in der Mitteilung den Effort. Aussenminister Ignazio Cassis habe deshalb dem Krisenmanagement-Zentrum (KMZ) den Auftrag erteilt, «die Durchführung von organisierten Rückreisen an die Hand zu nehmen.
Bereits für kommenden Montag hat das EDA laut Mitteilung Kapazitäten geschaffen für die Rückkehr von rund 100 Touristinnen und Touristen aus Costa Rica. Weitere organisierte Rückreisen würden anschliessend geplant.
Zusammen mit Tour-Operatoren und Reiseverbänden habe das EDA in den letzten Tagen intensiv nach Möglichkeiten gesucht, blockierte Touristen zu erreichen, um sie in die Schweiz zurückzuholen. Dank der bewährten Zusammenarbeit mit den Fluggesellschaften Swiss und Edelweiss konnten erste Lösungen für Lateinamerika gefunden werden, wie es in der Mitteilung heisst.
Bund finanziert Flüge vor
Das EDA hat zwei Maschinen gechartert. Diese werden am Dienstag und Mittwoch in die Hauptstädte Bogota (Kolumbien) und Lima (Peru) fliegen. Das Departement ist daran, die nötigen Landebewilligungen der zuständigen Behörden zu erhalten. Der Bund wird diese Charterflüge vorfinanzieren. Die Touristen müssen ein Flugticket bezahlen und damit einen Teil der Kosten selbst übernehmen.
Das EDA geht davon aus, dass sich derzeit immer noch mehrere 10'000 Schweizer Reisende im Ausland befinden. Auf der Travel Admin App des Aussendepartementes hätten sich jedoch erst rund 7700 Personen registriert, schreibt das EDA. Aussenminister Cassis bittet alle Betroffenen, sich sofort auf der App einzutragen. «Nur so können wir ein gutes Bild von der Situation in der Welt haben.»
Laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa will die Schweiz auch rund 80 eigene Staatsangehörige repatriieren, die sich auf dem Kreuzfahrtschiff Costa Luminosa befinden. Auf dem Schiff wurden Corona-Infektionen festgestellt. Die Ansa beruft sich auf einen regionalen Zivilschutzverantwortlichen. Das Schiff liegt seit Freitag vor dem Hafen von Savona.
Parmelin: «Ich habe alle Sozialpartner zum runden Tisch eingeladen»
Wirtschaftsminister Guy Parmelin hat für kommende Woche alle Sozialpartner zum runden Tisch eingeladen, um Massnahmen in Bezug auf die Corona-Krise zu besprechen. Auch den Kontakt mit den Kantonen will der Bund intensivieren. «Wir haben vielleicht unterschätzt, die Massnahmen mit den Sozialpartnern genau anzuschauen», sagte Guy Parmelin in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF.
Verschiedene Sozialpartner hatten kritisiert, dass der Bund die Sozialpartner zu wenig anhöre. Grundsätzlich stiess das vom Bundesrat am Freitag geschnürte Hilfspaket in der Höhe von über 40 Milliarden Franken aber auf breite Zustimmung.
«Wenn es nur Details sind, die kritisiert werden, kann man sagen, dass die Übung ziemlich gut läuft», sagte Parmelin dazu. Es sei wichtig, dass in dieser ausserordentlichen Situation der Wirtschaft unter die Arme gegriffen werde. «Das ist im Interesse der Allgemeinheit.»
Noch viel finanzieller Spielraum
Er forderte gleichzeitig aber auch Solidarität seitens der Sozialpartner. «Wir haben einen sehr gesunden Finanzhaushalt. Und wir haben noch viel Spielraum, wenn es nötig wäre», sagte Parmelin. Man dürfe aber nicht vergessen, dass es sich um Steuern von Bürgerinnen und Bürgern handle. Damit müsse man sorgfältig umgehen.
Zudem dürfe die Situation von der Wirtschaft nicht ausgenutzt werden, um neue Regeln dauerhaft umzusetzen, sagte der Wirtschaftsminister. Er spielte damit unter anderem auf eine mögliche Flexibilisierung der Arbeitszeiten an.
Unternehmen hätten leider angefangen, Lehrlinge zu entlassen. «Das geht gar nicht. Jene, die schon entlassen haben, müssen das sofort rückgängig machen», sagte Parmelin. Der Bundesrat will dieser Entwicklung mit einer Kurzarbeitsentschädigung für Lehrlinge entgegenwirken. Das gehört zu einer der am Freitag beschlossenen Massnahmen.
McDonald's schliesst schweizweit
McDonald's hat alle 170 Filialen in der Schweiz wegen des Coronavirus vorübergehend geschlossen. Die McDrives und der Lieferservice McDelivery werden per sofort eingestellt. Die Gesundheit und der Schutz von Mitarbeitenden und Gästen haben für McDonald?s Schweiz oberste Priorität, wie das Unternehmen am Samstag mitteilte. Die neuen Massnahmen gelten ab Samstag.
Bereits Anfang Woche hat das Unternehmen sein Take-Away-Angebot eingestellt. Nur noch die McDrives und der Lieferservice McDelivery waren in Betrieb.
Die Gewerkschaft Unia hatte am Donnerstag kritisiert, dass McDonald's seine Beschäftigten unzureichend vor dem Coronavirus schützt. In den noch geöffneten Betrieben des Fastfood-Anbieters könnten die Massnahmen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) nicht eingehalten werden, prangert die Unia Regionalsektion Waadt das Unternehmen an.
Die verkauften Produkte würden im Durchschnitt von fünf bis sechs Personen berührt, bevor sie an die Kunden übergeben werden, moniert die Gewerkschaft. Zudem sei es in der Küche für die Mitarbeiter unmöglich, den erforderlichen Abstand von zwei Metern einzuhalten, trotz des installierten Klebebands.
McDonald's Schweiz wies die Vorwürfe der Unia zurück. Die Weisungen des Bundesrates würden buchstabengetreu befolgt, schrieb das Unternehmen in einer Stellungnahme an die Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Sommaruga schreibt offenen Brief
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat sich in einem offenen Brief an die Bevölkerung gewandt. Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA verbreitet diesen im Wortlaut.
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Bild: Keystone
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger
Unser Leben hat sich über Nacht verändert. Schulen, Kinos und Läden sind geschlossen, Veranstaltungen verboten. Ältere und kranke Menschen bleiben zuhause. Viele Berufstätige arbeiten von daheim aus. Im Büro oder auf der Strasse kommen wir uns nicht näher als zwei Meter. Ansammlungen von mehr als fünf Personen sind draussen verboten.
Diese Regeln sind wichtig. Denn sie retten Leben. Darum müssen wir sie unbedingt einhalten. Nur so können wir Ansteckungen vermeiden und die Verbreitung des Corona-Virus verlangsamen. Und das ist jetzt entscheidend. Wenn sich das Virus zu schnell verbreitet, sind die Intensivstationen in unseren Spitälern überlastet. Die Folgen können verheerend sein. Jetzt kommt es auf uns alle an.
Die Opferzahlen in der Schweiz steigen. Das tut weh. Bund, Kantone und Gemeinden arbeiten Tag und Nacht an Lösungen. Es ist aber wie so häufig in unserem Land: Es braucht die Bevölkerung.
Wir, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, haben es in der Hand. Im Namen des Bundesrats rufe ich Sie deshalb auf: Bleiben Sie daheim, wenn Sie älter als 65 oder krank sind. Bleiben Sie auf Distanz zu anderen Menschen. So helfen Sie sich. Und so helfen Sie den anderen.
Die Behörden lassen die Bevölkerung nicht allein. Wir kümmern uns um Betriebe und Arbeitsplätze. Der Bundesrat hilft Unternehmen, Angestellten und Freischaffenden, die um ihre Existenz kämpfen. Er sorgt dafür, dass Löhne bezahlt werden können und Firmen Kredite erhalten. Mehr als 40 Milliarden Franken stehen ab sofort zur Verfügung, rasch und unbürokratisch.
Ein riesengrosses Dankeschön! Nicht alle Menschen können zu Hause bleiben. Wir brauchen das Gesundheitspersonal, die Pöstler, die Verkäuferinnen, die Lastwagenfahrer, Bus-Chauffeure, unsere Bäuerinnen und Bauern, die Armeeangehörigen: Sie schauen, dass die Versorgung auch weiterhin funktioniert. Ihnen gebührt ein riesengrosses Dankeschön!
Genau das hat die Schweiz immer ausgezeichnet. Wenn es darauf ankommt, sind wir mehr als 26 Kantone und 8,5 Millionen Menschen. Wir sind ein Land. Und wir sind füreinander da.
Ihre
Simonetta Sommaruga
Bundespräsidentin
Bauern richten Vermittlungsplattform ein
Der Schweizer Bauernverband (SBV) richtet eine nationale Vermittlungsplattform für Arbeitskräfte ein. Damit will er den sich wegen der Corona-Krise abzeichnenden Personalmangel lindern.
In Absprache mit dem Bund versuche man vorerst sicherzustellen, dass zumindest jene Arbeitskräfte aus dem Ausland, die kommen könnten und wollten, auch in die Schweiz einreisen könnten, teilte der SBV am Samstag mit.
Weiter habe der Verband die Einrichtung einer nationalen Arbeitskräfte-Vermittlungsplattform beschlossen, dies auf Basis der in der Westschweiz bereits bestehenden Lösung agrix.ch. Landwirtschaftsbetriebe, die Personal suchten, könnten dort ihr Angebot sichtbar machen.
Personen aus Krisenbranchen, die derzeit nicht arbeiten dürften, aber gerne würden, könnten sich auf dieser Plattform registrieren. Die Plattform soll ab kommender Woche in Betrieb sein.
Der Bauernverband bemüht sich weiter um eine Lösung für die Marktfahrer, wie er schreibt. Aktuell ist der Verkauf in Hofläden erlaubt, die klassischen Gemüsemärkte jedoch hat der Bundesrat verboten. Gestattet sind nur das Aufstellen von einzelnen Marktständen in Ortschaften oder ein Lieferservice.
Astra erlässt neue Verfügungen
Wegen der Herausforderungen durch die Corona-Krise auch in der der Grundversorgung hat das Bundesamt für Strassen (Astra) eine neue Verfügung erlassen. So sind zum Beispiel Transporte von Gütern für den täglichen Bedarf vom Sonntags- und Nachtfahrverbot ausgenommen.
Zudem können Lastwagen etwa mit einem höheren Gewicht als üblich fahren, wie das Astra in einer Verfügung vom Freitag festhält. Diese hat das Astra erlassen, um die Transportkapazitäten aufrechtzuerhalten sowie um Härtefälle vermeiden zu können.
Möglichkeiten für Erleichterungen gibt es auch etwa für Lenk- und Ruhezeiten von Berufschauffeuren. So darf ein Chaffeur oder eine Chauffeuse während zwei aufeinanderfolgenden Wochen anstelle von 90 gesamthaft bis zu 112 Stunden ein Fahrzeug fahren.
Das Bundesamt für Wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) prüft, ob die Erleichterung im Einzelfall nötig ist und erteilt die entsprechende Bescheinigung.
Insta-Challenge mit Bundesrat Berset
Mit einer Instagram-Challenge möchte Bundesrat Alain Berset auf die Probleme des Coronavirus aufmerksam machen, wie 20min.ch schreibt. Er nimmt dabei gleich drei der bekanntesten Schweizer aller Zeiten mit ins Boot – Roger Federer, Christa Rigozzi und Stress.
Berset nominiert die drei für die Challenge #protectyourselfandothers. Er fordert die Menschen dazu auf, zu erzählen, was sie machen, um sich und andere vor der Ausbreitung des Virus zu schützen.
Als erste meldete sich Christa Rigozzi auf Instagram. Sie nehme Bersets Challenge sehr gerne an, sagt sie in drei Landesprachen. Gleichzeitig nominierte sie die nächsten drei Personen für die Challenge: Michelle Hunziker, Bastian Baker und DJ Antoine.
Swissport bittet um Finanzhilfe
Die Coronavirus-Krise bringt auch den Flughafen-Dienstleister Swissport in Bedrängnis. Er habe dem Bundesrat einen Brief geschrieben und um Staatshilfe gebeten, wird Swissport-Chef Eric Born von der «NZZ» zitiert.
Wegen des Coronavirus haben viele Regierungen Reisebeschränkungen erlassen, zahlreiche Fluggesellschaften müssen deshalb nun grosse Teile ihrer Flotte am Boden lassen. «Das ist ein noch nie da gewesener Einbruch», sagte Born in dem am Freitagabend online veröffentlichten Artikel. «Das System der internationalen Luftfahrt erleidet einen Infarkt.» Ein Swissport-Sprecher bestätigte den Inhalt des Artikels gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.
Dem Bodenabfertigungsunternehmen sind über Nacht die Umsätze weggebrochen, wie es weiter heisst. Es sei unmöglich, die Kosten im selben Tempo zu senken, so Born. Dies, obwohl in der Schweiz der grösste Teil der 5'000 Mitarbeitenden schon Kurzarbeit leiste oder es in den nächsten Tagen tun werde.
Swissport erbringt an den drei nationalen Flughäfen etwa 70 Prozent der Abfertigungsdienste, und wickelt weiter zu grossen Teilen das Cargo-Geschäft am EuroAirport in Basel ab. Insgesamt ist Swissport in 47 Nationen präsent. International seien in wenigen Wochen 13'000 der 65'000 Stellen abgebaut worden.
CEO kürzt sich den Lohn
Ende Februar habe Swissport noch eine Liquidität von 300 Millionen Euro gehabt, so Born. Aber 70 Prozent der gesamten Kosten entfielen auf den Personalaufwand und Löhne müssten schneller bezahlt werden, als Fluggesellschaften ihre Rechnungen für erbrachte Dienstleistungen beglichen.
Im zweiten Quartal werde es eng. Das Management leiste mit einem Aufschub bei der Auszahlung von ausstehenden variablen Vergütungen einen Beitrag. Der CEO verzichtet vorübergehend auf die Hälfte seines Basissalärs. Zudem bemühe man sich, über den Kapitalmarkt an Zusatzfinanzierungen zu kommen.
Swissport ist eine ehemalige Swissair-Tochter und wurde vor rund 5 Jahren von der chinesischen HNA Group gekauft. Diese ist selbst stark überschuldet.
Ausgehverbot in Uri hat sich bewährt
Das am Donnerstag im Kanton Uri erlassene Ausgehverbot für Senioren hat sich nach Angaben des kantonalen Führungsstabs vom Freitag bewährt. Der Bundesrat zeigte sich aber über das Vorgehen Uris irritiert.
Der Kanton Uri hatte das Ausgehverbot beschlossen, weil die Senioren die bisherigen Massnahmen nicht genügend eingehalten haben sollen. Sie seien weiterhin Einkaufen und Flanieren gegangen, begründete der Führungsstab am Donnerstag die Massnahme.
In einem Flyer zeigt der Kanton den Über-65-Jährigen auf, was das Ausgehverbot bedeutet. Sie dürfen ihre Wohnungen und Häuser nicht mehr verlassen. Sie müssen Lebensmitteleinkäufe und andere Besorgungen von Angehörigen, Nachbarn oder Freiwilligen vornehmen lassen. Diese Lieferungen dürfen nur bis zur Haustüre erfolgen.
Möglich sind Spaziergänge allein oder zu zweit, aber maximal nur während zwei Stunden pro Tag. Darin eingeschlossen ist das Ausführen von Haustieren. Möglich sind auch Arztbesuche oder die Teilnahme an Bestattungen.
Der Bahnhof in Flüelen im Kanton Uri am Donnerstag, 19. Maerz 2020. (Keystone)
Die Urner Ausgangssperre ist nicht unumstritten. Bundesrat Alain Berset sagte in Bern, er sei vom Urner Entscheid, eine Ausgangssperre für Senioren zu erlassen, überrascht worden. Ob die Massnahme ihre Gültigkeit behalte, werde derzeit diskutiert. Der Bundesrat hat am Freitag darauf verzichtet, eine generelle Ausgangssperre zu erlassen.
Weiter teilte der kantonale Führungsstab mit, dass bislang sieben Personen in Uri positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Ferner sind 191 Gesuche für Kurzarbeit eingegangen, von denen 46 bewilligt worden sind.
Novartis spendet Medikament gegen Virus
Der Pharmakonzern Novartis will bis zu 130 Millionen Dosen eines Malariamedikaments zum Einsatz gegen das Coronavirus spenden. Novartis habe gegenwärtig rund 50 Millionen Dosen Hydroxychloroquin an Lager und wolle bis Ende Mai weitere 80 Millionen produzieren, teilte der Basler Konzern am Freitag mit. Je nach Dosierung dürfte diese Menge zur Behandlung von mehreren Millionen Patienten reichen, so die Firma.
Derzeit gibt es keine Therapie gegen die Krankheit, aber Forscher testen gegenwärtig an Patienten, ob das Generikum Hydroxychloroquin und vergleichbare Arzneien wirksam sind. Novartis werde bei der amerikanischen und der europäischen Gesundheitsbehörde eine Zulassung beantragen. Das Unternehmen wolle sicherstellen, dass die Patienten Zugang erhielten, bei denen der Bedarf am grössten sei.
Zwei weitere Tote in der Waadt
In der Waadt sind zwei weitere Personen nach einer Ansteckung durch das Coronavirus gestorben. Damit ist die Gesamtzahl der Toten im Kanton auf sieben gestiegen.
140 Personen mit einer Infizierung befinden sich in Spitalpflege, davon 32 auf der Intensivstation. Die Zahl der Menschen, die positiv auf das Virus getestet wurden, liegt nun bei mehr als 1200, wie der stellvertretende Kantonsarzt Eric Masserey am Freitag mitteilte. Die hospitalisierten Personen sind über den ganzen Kanton verteilt. Die meisten sind im Unispital Chuv in Lausanne untergebracht.
Der Kanton baut derzeit mit der Unterstützung durch die Armee und den Zivilschutz das Gesundheitssystem aus. Ziel sind verstärkte ambulante Zentren, mobile Teams und Testzentren.
Die Idylle in Lausanne trügt: Wegen des neuen Virus sind im Kanton Waadt schon sieben Menschen gestorben. (Keystone/16. März 2020)
Bar geöffnet – Wirt gebüsst
Im Wallis ist ein Wirt zu einer Geldstrafe von 2000 Franken verurteilt worden. Er hatte in seinem Restaurant trotz der Coronvirus-Verordnung Getränke ausgeschenkt. Dies ist die erste solche Verurteilung durch die Staatsanwaltschaft.
20 Personen wurden bei einer Polizeikontrolle in einem Skiort im Mittelwallis am späten Mittwochnachmittag auf einer Terrasse einer Bar beim Trinken von Bier ertappt, wie die Walliser Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte. Beim Eintreffen der Ordnungshüter verliessen die Gäste das Lokal überstürzt.
Der Wirt der Gaststätte wurde wegen Widerhandlung gegen die bundesrätlichen Weisungen per Strafbefehl zu einer bedingten Geldstrafe von 60 Tagessätzen mit Bewährungsfrist von zwei Jahren und einer unbedingten Busse von 2000 Franken verurteilt.
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