Coronavirus in der Schweiz+++ Post: So viele Pakete wie am «Black Friday» +++ Handydaten zeigen, dass Schweizer zuhause bleiben
Am 4. Mai kommt das Parlament in der Berner Messehalle zu einer ausserordentlichen Session zusammen. Schweizer Coronavirus-News im Ticker.
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Das Wichtigste in Kürze:
- Der Bundesrat hat per Notrecht einschneidende Massnahmen für die gesamte Bevölkerung verordnet. Diese gelten seit 17. März und bis mindestens 19. April.
- Die Schweizer Regierung schnürt ein gut 40 Milliarden Franken schweres Hilfspaket für die Wirtschaft.
- Gruppen über fünf Personen sind verboten und werden gebüsst.
- Wann und wie stark die Massnahmen wirken, zeigt der Vergleich des Schweizer Covid-19-Ausbruchs mit anderen Ländern.
- Die wichtigsten Fragen und Antworten zur aktuellen Lage: Alles zum Ausbruch des Coronavirus.
Luzern bietet Corona-Test im Drive-Through
In Luzern können ab Mittwoch bei der Kantonsschule Alpenquai Corona-Tests vom Auto aus gemacht werden. Der Kanton will mit diesem Drive-In die Testkapazitäten erhöhen. Massentests für alle ohne ärztliche Vorabklärung soll es dort aber nicht geben.
Wie die Staatskanzlei am Montag mitteilte, werden zu dem Drive-In-Test nur Personen zugelassen, die von einem Arzt überwiesen werden. Sie können mit dem Auto vorfahren, und eine Spitex-Mitarbeiterin wird durch das geöffnete Fenster einen Rachenabstrich machen. Die möglicherweise mit dem Coronavirus infizierte Person muss das Fahrzeug nicht verlassen.
Dieses Vorgehen ermögliche einen optimalen Einsatz von Personal und Material, teilte die Staatskanzlei mit. Eine Gesundheitsfachperson könne bis zu zehn Tests pro Stunde abnehmen, statt bislang nur einem Test. Die Staatskanzlei schreibt von der «ersten grösseren stationären Testmöglichkeit ausserhalb der Spitäler».
Gleichzeitig wird das Ansteckungsrisiko für das medizinische Personal reduziert, dies weil die möglicherweise infizierte Person im Auto bleibt und die Tests ausserhalb eines Spitals durchgeführt werden.
In einem nahegelegenen Labor werden die Abstriche ausgewertet. Damit könne die Zeit bis zum Vorliegen eines Testresultats um bis zu einem Tag verkürzt werden, heisst es in der Mitteilung.
Tessin hält an strengeren Massnahmen fest
Der Tessiner Regierungsrat hält an den am Wochenende verabschiedeten Massnahmen fest. Diese sehen eine vorübergehenden Schliessung aller Industriebetriebe bis zum 29. März vor.
Die Massnahme sei nicht vereinbar mit Bundesrecht, hielt Martin Dummermuth, Direktor des Bundesamts für Justiz, am Montagnachmittag an einer Pressekonferenz fest. Man stehe in Gesprächen mit der Tessiner Regierung und versuche, eine Lösung zu finden.
Auf der Homepage des Kantons hat der Regierungsrat festgehalten, weshalb er an seinen Massnahmen festhält. Die Regierung habe sich aufgrund der starken Zunahme der Fälle von Coronavirus im Kanton Tessin zu den verschärften Massnahmen entschlossen. Der Regierungsrat habe es für nötig befunden, auf Kantonsgebiet zusätzliche Massnahmen zu ergreifen, um der Epidemie Einhalt zu gebieten, heisst es weiter. Zudem beruft sich die Kantonsregierung auf den Notstand im Kanton Tessin.
Auch am Verbot für über 65-Jährige, selbst einkaufen zu gehen, hält das Tessin fest.
Schweizer Börse mit Kursrutsch zum Wochenstart
Der Schweizer Aktienmarkt hat einen äusserst schwachen Start in die neue Woche erwischt. Unverändert dominierte das Coronavirus die Nachrichtenlage und damit das Geschehen. Ein von der US-Notenbank angezetteltes Zwischenhoch verpuffte schnell. Die amerikanischen Währungshüter gingen auf Ganze und kündigten praktisch unbegrenzte Anleihekäufe an.
Das «Whatever it takes» hilft aber nicht, Fabriken wieder hochzufahren, erklärten Händler. Für eine nachhaltige Erholung könne nur Besserung in der Coronakrise sorgen. Oder die Aussicht auf die baldige Zulassung eines Medikaments oder Impfstoffs.
Der Schweizer Leitindex SMI fiel am Montag um 5,37 Prozent auf 8'160,79 Punkte. Der deutsche Leitindex Dax sank mit minus 2,1 Prozent vergleichsweise moderat. Der französische CAC40 büsste 3,3 Prozent ein und der britische FTSE100 4,3 Prozent.
Auf den Verkaufszetteln standen zyklische Aktien wie Adecco (-9,4%), Logitech (-6,8%), ABB (-6,7%), LafargeHolcim (-6,6%) oder Clariant (-6,3%). Beim Liftbauer Schindler (-5,4%) belastete zudem eine Meldung des finnischen Mitbewerbers Kone. Dieser hat wegen der Corona-Krise seine Erwartungen gesenkt.
Mittlerweile halten die meisten Marktbeobachter eine Rezession für unausweichlich, erklärten Börsianer mit Blick auf die konjunkturabhängigen Werte. Im Gesundheitssektor fielen zudem Alcon um 10,6 und Sonova um 7,3 Prozent und damit überdurchschnittlich stark.
Die Grossbankenaktien Credit Suisse (-4,7%) und UBS (-5,7%) schlossen am Ende tiefrot; die neuen Massnahmen der US-Notenbank stützten die Papiere nur vorübergehend.
Keine Absicherung nach unten stellten die defensiven Werte dar. Die beiden Pharmawerte Novartis (-5,4%) und Roche (-4,8%) verbilligten sich deutlich, ebenso Nestlé (-6,1%). Werden auch die Indexschwergewichte derart stark verkauft, ist das laut Händlern ein klares Zeichen dafür, dass ein breiter Abverkauf von Aktien im Gange ist.
Im breiten Markt hatten die beiden «Reise-Aktien» erneut einen schweren Stand: Flughafen Zürich büssten 11,3 Prozent ein und Dufry 7,6 Prozent.
Ein «Darling» der Anleger bleibt die Versandapotheke Zur Rose, deren Papiere sich um weitere 4,9 Prozent verteuerten. Diese legten damit den sechsten Tag in Folge zu.
Das Strassenmagazin "Surprise" setzt aus
Der Verein Surprise hat den Verkauf des Strassenmagazins eingestellt. «Viele unserer Verkaufenden haben wegen ihres Lebens in Armut kein intaktes Immunsystem und gehören ohnehin zur Risikogruppe. Sie müssen zuhause bleiben», erklärt «Surprise»-Sprecher Andreas Jahn.
Die schweizweit rund 450 Verkaufenden treffe die vorübergehende Einstellung hart. Für sie soll nun Kurzarbeit beantragt werden. «Einziger Knackpunkt ist, dass die Verkaufenden keine fixen betrieblichen Arbeitsstunden leisten, was bisher ein Kriterium für Kurzarbeit war», erklärt Vereins-Geschäftsführerin Jannice Vierkötter. Der Lohn erfolgte pro verkauftem «Surprise»-Heft. Nun warten sie auf den Behördenbescheid.
Ueli Maurer an virtueller G20-Videokonferenz
Bundesrat Ueli Maurer und Nationalbankpräsident Thomas Jordan haben am Montag an der Videokonferenz der G20-Finanzminister und Notenbankgouverneure teilgenommen. Dabei ging es vor allem um die Herausforderungen der Weltwirtschaft durch die Corona-Pandemie, wie das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) mitteilte.
Die Teilnehmer hätten die Notwendigkeit eines wirksamen und gemeinsamen Vorgehens unterstrichen, um die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise zu bewältigen. Man müsse sofort global reagieren, um anhaltende negative wirtschaftliche Auswirkungen zu verhindern.
Mittel- und langfristig müsse die Erholung der Weltwirtschaft gefördert werden. Bundesrat Maurer habe sich zudem dafür ausgesprochen, für die Zukunft «rasch» Lehren aus der Krise zu ziehen. Die Schweiz sei bereit, eine entsprechende Reflexionsgruppe zu unterstützen, hiess es weiter.
Saudi-Arabien, das derzeit die G20-Präsidentschaft inne hat, hatte die Schweiz für 2020 erstmals zur Teilnahme an sämtlichen Arbeitssegmenten und Treffen der 20 führenden Wirtschaftsnationen eingeladen.
Elf weitere Tote im Tessin innert 24 Stunden
Im Kanton Tessin wurden bis Montagmorgen 1165 Personen positiv auf Coronavirus getestet. In den letzten 24 Stunden sind weitere elf Personen an der durch den Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.
Damit sind bisher insgesamt 48 Personen im Tessin am Coronavirus gestorben, wie der kantonale Führungsstab am Montagmittag in einer Mitteilung schreibt.
8060 Fälle in der Schweiz
Auch schweizweit steigt die Zahl der Erkrankungen weiter an: Am Montagmittag gab es 8060 bestätigte Fälle, das sind 1046 mehr als vor 24 Stunden, wie das BAG mitteilt. Am Sonntag kamen 901 neue Fälle dazu, am Samstag waren es über 1200.
Die Kantone Tessin, Basel-Stadt und Waadt sind nach wie vor am stärksten betroffen. Die höchste Inzidenz (Fälle pro 100'000 Einwohner) hat laut aktualisiertem Situationsbericht zur epidemiologischen Lage der Kanton Tessin (326,9), gefolgt von den Kantonen Waadt (235,3) und Basel-Stadt (222,8).
Weltweit waren bis am Montagmorgen mehr als 338'000 Ansteckungen gemeldet, davon sind mehr als 14'000 Menschen gestorben. Allein in Italien sind mehr als 59'000 Personen erkrankt und 5476 gestorben.
Ärzte wollen Verbier unter Quarantäne stellen
Die Ärzte von Verbier VS wollen den Ort und das ganze Val de Bagnes wegen dem Coronavirus unter Quarantäne stellen. Sie halten die Region für einen der grösseren Infektionsherde in der Schweiz. Der Kanton Wallis hat das BAG um eine Beurteilung der Situation ersucht.
Die Ärztin Sabine Popescu zieht wie bereits andere Kollegen aus Verbier und Umgebung die Alarmglocke, wie die Walliser Tageszeitung «Le Nouvelliste» am Montag berichtete. «Wir müssen die Region um jeden Preis von der Umwelt abkapseln, um das Wallis und die Schweiz zu schützen», sagte die Ärztin der Zeitung.
Laut Popescu hat es in Verbier und dem Tal zu viel «Kommen und Gehen», vor allem von Arbeitern. So könne die gesundheitliche Situation nicht stabilisiert werden.
Das Skigebiet Verbier ist seit dem 13. März geschlossen. (6. März 2020) Bild: Sean Gallup/Getty Images
Sie rechne damit, dass die Schwelle von 60 positiven Infektionsfällen bald überschritten werde. Dies sei aber nur die Spitze des Eisbergs, so die Ärztin. Um eine grössere gesundheitliche Krise zu vermeiden, möchten die ansässigen Ärzte und das Pflegepersonal, das Dorf und das ganze Val de Bagnes unter Quarantäne stellen. Der Unterwalliser Ort Verbier ist Teil des Wintersportgebietes 4 Vallées.
Die Behörden der Gemeinde Bagnes wollen abwarten, was der Kanton entscheidet. In der Zwischenzeit seien drastische Massnahmen ergriffen worden, um der Sorge der Ärzte Rechnung zu tragen, wie Eloi Rossier, Gemeindepräsident von Bagnes, sagte.
Bund muss entscheiden
Seit Samstagmorgen würden keine örtlichen Busse mehr fahren. Ausserdem seien die Besitzer von Zweitwohnsitzen gebeten worden, ihre Häuser und Wohnungen nicht zu vermieten.
Die für die Gesundheit zuständige Walliser Regierungsrätin Esther Waeber-Kalbermatten (SP) liess die Ärzteschaft am Sonntag wissen, dass der Kanton keine Quarantäne über einen Ort oder eine Region verhängen kann. Diese Kompetenz habe nur der Bund.
Waeber-Kalbermatten hat das Dossier deshalb ans BAG weiter geleitet. Dieses hat die Anfrage aus dem Wallis erhalten, wie das BAG der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Montag bestätigte. Ein Entscheid stand noch aus
Drei Zuger gebüsst
Zwar ist die Zuger Polizei am Wochenende mehrmals im Zusammenhang mit Meldungen zu den verschärften Covid-19-Massnahmen des Bundesrats ausgerückt. Nur vereinzelt trafen die Patrouillen auf Gruppen, die sich nicht an die Vorgaben hielten. Drei Personen wurden gebüsst.
Die anderen wurden ermahnt und aufgefordert, nach Hause zu gehen, teilte die Zuger Polizei am Montag mit. Die meisten zeigten sich einsichtig und befolgten die Anweisungen. Ein paar wenige stellten jedoch die eigenen Interessen über die Empfehlungen des Bundesrats. Bei den kontrollierten Personengruppen handelte es sich mehrheitlich um Jugendliche und junge Erwachsene.
Insgesamt hielten sich laut der Zuger Polizei aber nur wenige Personen im öffentlichen Raum auf. Und jene Personen, die unterwegs waren, befolgten die Social-Distancing-Regel.
Unia-Chefin fordert kompletten Stillstand
Die Chefin der Gewerkschaft Unia fordert, die Wirtschaft in der Schweiz während der Coronakrise komplett stillzulegen. «Wir müssen jetzt herunterfahren», sagte Vania Alleva in einem am Montag publizierten Interview mit dem «Blick».
«Wir haben einen Vollzugsnotstand bei den Coronamassnahmen», sagt sie. Das Notstandsregime werde nicht umgesetzt, die Kontrollen der Kantone seien mangelhaft.
Das Tessin habe deshalb mit dem verhängten Wirtschafts-Shutdown alles richtig gemacht. «Der Schritt ist konsequent», sagt Alleva. Jeder Tag, an dem zugewartet werde, mache die Situation nur schlimmer. Die Beispiele Italien und New York zeigten, dass ein schnelles Handeln breit akzeptiert sei.
«Arbeitnehmer haben Angst»
Auch bei den Tätigkeiten, die für die Gesellschaft unverzichtbar sind – Gesundheitswesen, Versorgung, Infrastruktur – müssten die Arbeitnehmenden besser geschützt werden, fordert Alleva. «Wir dürfen nicht riskieren, dass das Pflegepersonal oder die Menschen, die uns mit Lebensmitteln versorgen, ausfallen.»
Viele Gewerkschaftsmitglieder haben sich laut Alleva in den vergangenen Tagen gemeldet. «Weil sie Angst haben. Angst um ihre Existenz und Angst um ihre Gesundheit.»
Weitere Milliarden gefordert
Die vom Bundesrat versprochenen zig Milliarden würden nicht reichen, sagte Alleva. Es werde mehr Geld brauchen, «um Lohneinbussen zu kompensieren, und nach der Krise ein grosses Konjunkturprogramm, damit die Wirtschaft wieder durchstarten kann».
Die Schweiz könne das bezahlen. Für die Unia sei klar: «Der Schutz der Bevölkerung hat oberste Priorität. Und ja, das wird Geld kosten.»
Arbeitgeberverband warnt vor Folgen
Laut Alleva stehen die Arbeitgeber im Tessin, aber auch in den Kantonen Waadt und Genf hinter den Forderungen der Gewerkschaften. Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, warnt dagegen vor den drastischen Folgen eines kompletten Stillstands. «Wir müssen funktionierende Wertschöpfungsketten erhalten», sagt er im «Blick».
Ein Shutdown hätte aus seiner Sicht «unabsehbare Folgen für die Versorgung des Landes». «Das wäre ein gefährliches Experiment für die Schweiz», sagt der oberste Arbeitgeber. «Der Schaden wäre riesig und würde die Ansteckungsgefahr kaum weiter reduzieren.»
Appell zur Disziplin
Swissmechanic, der Arbeitgeberverband der KMU, fordert die Produktionsbetriebe stattdessen auf, die vom Bund verordneten Schutzmassnahmen des Bundes einzuhalten. «Die Gesundheits-, Hygiene- und Abstandsvorschriften müssten in den Betrieben strikt umgesetzt werden», heisst es in einer Mitteilung. Jeder Arbeitgeber sei aufgerufen, individuelle Prüfungen vorzunehmen.
Nur so könne verhindert werden, dass der Bundesrat die Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung verstärke und weitere einschneidende Einschränkungen beschliessen werde. «Müsste die Grosszahl der Produktionsbetriebe geschlossen werden, würde dies für unser Land und unsere Bevölkerung zusätzliche massive wirtschaftliche Probleme bringen.»
Fahrplanwechsel
Am (heutigen) Montag wird das Angebot im öffentlichen Verkehr erneut reduziert. Die SBB haben Ausfälle und Teilausfälle im Fernverkehr und im grenzüberschreitenden Regionalverkehr angekündigt. Ausfallen oder teilweise entfallen werden IC- und Interregio-Züge, wie die SBB vergangene Woche mitteilten. Ganz gestrichen wird der IC4 Zürich-Schaffhausen. Die IC2-Züge zwischen Zürich und Lugano werden teilweise ausfallen.
- «Teilausfall» gilt auch für die Interregio-Strecke Basel-Brugg AG-Zürich HB und Zürich Flughafen (IR36).
- Der Interregio Basel-Aarau-Zürich und nach St. Gallen (IR37) fährt nicht von Zürich und St. Gallen.
- Ebenso wird der Interregio Luzern-Zürich-Konstanz (IR75) zwischen Zürich HB und Konstanz (D) nicht fahren.
- In der Westschweiz fällt der Interregio (IR90) von Genf-Flughafen über Lausanne nach Brig VS teilweise aus.
- Änderungen gibt es auch im grenzüberschreitenden Regionalverkehr im Raum Genf. Die RE-Züge auf der Strecke Annemasse (F)-Genf-Lausanne-Vevey und St. Maurice fahren nur auf der Schweizer Strecke wischen Genf und St. Maurice.
- Teilausfälle wird es beim Léman Express geben, der im vergangenen Dezember den Betrieb offiziell aufgenommen hat. Der Léman Express bedient auf einer Strecke von 230 Kilometern 45 Bahnhöfe in den Kantonen Waadt und Genf sowie in der französischen Haute-Savoie.
- Im Tessin kommt es bei den Tilo-Zügen zu Teilausfällen.
Vergangene Woche kündigten SBB und Postauto an, die Fahrpläne im öffentlichen Verkehr stark auszudünnen. Die grössten Änderungen würden ab Montag spürbar, hiess es. Weitere Änderungen im Fernverkehr werden für Donnerstag angekündigt. Der angepasste Fahrplan gilt bis auf weiteres und mindestens bis zum 26. April.
Bild: Keystone
Die SBB empfiehlt Reisenden, in der Zeit des Übergangs vor einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln einen Blick in den Online-Fahrplan. Dieser sei sei in der Umstellungszeit jeweils spätestens um 20 Uhr für den Folgetag aktualisiert.
SBB-Chef Andreas Meyer sprach vom «grössten Fahrplanwechsel in der Geschichte». Die Nachfrage sei um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Auf der Strecke zwischen Zürich und Bern sei es vorgekommen, dass ein Fahrgast einen Wagen für sich allein gehabt habe. Die SBB gehen zudem davon aus, dass die Personalressourcen zurückgehen werden.
Glückskette sammelt für Betroffene in der Schweiz
Viele Menschen geraten wegen der Folgen des Coronavirus in eine Notlage oder sind bereits davon betroffen. Deshalb ruft die Glückskette mit Unterstützung der SRG zum Spenden auf. Die gesammelten Gelder werden für Sofort- und Sozialhilfe in der Schweiz eingesetzt.
Ziel dieser Sammlung ist es, rasch Soforthilfe zu ermöglichen: zum Beispiel für ältere, kranke oder behinderte Menschen, Personen, die in Isolation leben und auf Hilfe von aussen angewiesen sind oder Menschen, die Opfer von häuslicher Gewalt sind, wie die Glückskette am Sonntag mitteilte.
Ausserdem soll auch Unterstützung geleistet werden für Obdachlose, Menschen in Gemeinschaftsunterkünften (Migranten, Pflegekinder) sowie Einzelpersonen und Familien, die von den wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie in der Schweiz sehr stark betroffen sind.
«Hätte ich nie gedacht, dass meine erste Spendensammlung die Schweiz betrifft»
Die Glückskette wolle dort einspringen, wo Bund und Kantone nicht mehr helfen können. Diese hätten in Aussicht gestellt, die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, um die wirtschaftlichen Folgen aufzufangen. Dennoch werde es Menschen geben, die durch alle sozialen Netze fallen. Die unterstützten Aktionen müssen laut Mitteilung subsidiär zu den öffentlichen Massnahmen sein. Für die Entscheide zur Vergabe der Spendengelder werde eine Expertenkommission eingerichtet.
«Als ich vor zwei Monaten als neuer Direktor die Verantwortung der Glückskette übernahm, hätte ich nie gedacht, dass meine erste Spendensammlung die Schweiz betrifft», wird Glückskette-Direktor Roland Thomann in der Mitteilung zitiert. «Dass eine Pandemie die Schweiz in Geiselhaft hält, war für mich unvorstellbar. Umso mehr zähle ich auf die viel bewiesene Solidarität der Schweizerinnen und Schweizer, um diese Krise gemeinsam zu überwinden.»
Die Glückskette steht mit mehreren Organisationen für die Umsetzung der Soforthilfe in Kontakt, insbesondere mit Caritas Schweiz und deren Regionalorganisationen, dem Schweizerischen Roten Kreuz und seinen kantonalen Verbänden, den Regionalvereinen des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks SAH und den kantonalen und interkantonalen Pro Senectute Organisationen.
Gesuche direkt an Organisationen richten
Hilfsgesuche sollen direkt an diese Organisationen gerichtet werden. Diese seien für solche Anfragen gerüstet und können unverzüglich Hilfe leisten. Wie Caritas Schweiz am Sonntag mitteilte, sind bereits Hilferufe eingetroffen.
Da seien zum Beispiel Frauen, die einen Teil ihres Einkommens als Reinigungskraft in einem privaten Haushalt verdienen. Viele von ihnen würden jetzt nach Hause geschickt, sie bekämen auch keine Arbeitslosenentschädigung, weil sie vom Arbeitgeber nicht bei den Sozialversicherungen angemeldet seien. Auch Tagesmüttern oder Aushilfen im Gastgewerbe fehle das Einkommen.
Anders als bei regulären Sammlungen können laut Mitteilung aus logistischen Gründen infolge der Coronavirus-Pandemie keine nationalen Telefonzentralen für Spendenversprechen organisiert werden. Die Glückskette nimmt ab sofort Spenden online auf www.glueckskette.ch oder per E-Banking auf das Postkonto 10-15000-6 mit dem Vermerk «Coronavirus» entgegen.
Bund will mit Test immune Personen finden
Wie die NZZ schreibt, könnte für den Bund nun eine spezifische Bevölkerungsgruppe interessant werden. Personen nämlich, die bereits mit dem Coronavirus infiziert waren und deshalb gemäss momentanem Stand der Forschung gegen eine weitere Ansteckung immun sind. «Diese Leute sind nicht mehr gefährdet und können breiter eingesetzt werden», sagte Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit. Immune Personen könnten deshalb ausgerechnet in der Betreuung von Corona-Patienten eingesetzt werden.
Die Grösse dieser Gruppe ist hingegen völlig unbekannt. Doch könnte ein neuer Test Klarheit schaffen: Die Antikörper, die im Laufe einer Infektion im Blut gebildet werden, sollen damit nachgewiesen werden. Damit könnten insbesondere Personen gefunden werden, die bis dahin gar nicht wussten, dass sie das Virus bereits überstanden hatten: Leute also, bei denen die Krankheit einen leichten Verlauf nahm.
Daniel Koch (Mitte), Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten im BAG, will vielleicht schon bald immune Personen testen lassen. Bild: Keystone.
Daniel Koch bestätigte der NZZ, es würden bereits erste solche Tests auf dem Markt angeboten. Nun werde die Einsatztauglichkeit geprüft. «Sobald wir wissen, welche Tests anwendbar sind, werden wir versuchen, möglichst schnell möglichst viele Tests für die Schweiz zu erhalten, um zu schauen, wer in der Vergangenheit angesteckt wurde und nicht mehr in Gefahr ist.»
Schweizer Bevölkerung hält sich an neue Corona-Verhaltensregeln
Das Schweizer Volk hält sich an die neuen Corona-Verhaltensregeln – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Das zeigen Analysen in verschiedenen Schweizer Städten. «99 Prozent der Leute haben die Botschaft verstanden», sagte etwa der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause am Sonntag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Seit Freitagabend habe es kaum noch Ansammlungen im öffentlichen Raum gegeben. Natürlich sei das auch eine Folge der kühleren Witterung. Doch es sei offensichtlich, dass sich die allermeisten Menschen die Vorgaben des Bundesrats zu Herzen genommen hätten. Auch an Bushaltestellen und beim Einkaufen sei die Zwei-Meter-Regel konsequent eingehalten worden.
In einigen wenigen Fällen habe die Polizei «mit Nachdruck» dafür sorgen müssen, dass die Regeln eingehalten würden, fügte Nause an. Es seien auch Bussen verteilt worden. Konkrete Zahlen dazu liegen noch keine vor. Die Kantonspolizei Zürich aber verteilte zum Beispiel keine einzige Busse.
Schweiz versorgt Corona-Kranke aus Frankreich
Am Wochenende haben gleich drei Schweizer Kantone angeboten, französische Coronavirus-Infizierte zu versorgen. Jura, Basel-Stadt und Basel-Land könnten so französische Krankenhäuser entlasten und einige Schwerstkranke aufnehmen, die Beatmungskapazitäten brauchen. Die drei Kantone nehmen der Medienmitteilung nach je zwei Corona-Patienten aus dem stark betroffenen Elsass auf. Die Verlegungen seien in Vorbereitung.
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Die Kantone hätten derzeit noch Kapazitäten in ihren Krankenhäusern und am Freitag eine französische Hilfsanfrage erhalten, teilten die Kantone am Sonntag mit. In der Mitteilung heisst es: «Die kurzfristige Aufnahme von Patientinnen und Patienten aus dem Elsass ist ein gelebtes Zeichen humanitärer Tradition, freundnachbarschaftlicher Nothilfe und des Willens, der Coronakrise in der trinationalen Region grenzüberschreitend gemeinsam zu begegnen.»
Trotz Hamsterkäufen: Lebensmittel-Lager sind rappelvoll
Die Detailhändler kommen mit dem Auffüllen der Gestelle kaum noch nach, daher versuchen sie die Kaufwut der Konsumenten zu bändigen. «Die Grundversorgung ist sichergestellt, es gibt absolut keinen Grund für Hamsterkäufe», so ihre Botschaft. Bisher scheinen die Schweizer dafür allerdings kein Gehör zu haben. Den Run auf die Lebensmittel bekommt auch die Firma Schöni aus Rothrist AG zu spüren, der schweizweit grösste Transporteur von Produkten von und nach Italien. «Momentan transportieren wir die drei- bis vierfache Menge an Lebensmitteln und Getränken in die Schweiz», sagt Patron Daniel Schöni in der Zeitung «SonntagsBlick».
Noch komme es bei den Lieferketten zu keinen Unterbrüchen, sagt Schöni. Dennoch bekommt er die ersten Auswirkungen der Corona-Pandemie bereits zu spüren. Denn zu seiner Firmengruppe gehört auch die Schöni Swissfresh AG, eine der grössten Produzentinnen von Sauerkraut. Weil die Nachfrage nach länger haltbaren Lebensmitteln explodiert ist, kauft Schöni derzeit in Deutschland Sauerkraut dazu. Und stellt fest: «Das Kilo kostet derzeit eineinhalb Mal so viel wie sonst.» In Frankreich exportieren gewisse Produzenten schon gar kein Sauerkraut mehr.
Seit der Bundesrat den Corona-Notstand ausgerufen hat, scheint auch die Kartoffel wieder hoch im Kurs zu sein. «In den vergangenen Tagen mussten wir rund 40 Prozent mehr Härdöpfel liefern als sonst. Die Mitarbeiter mussten Überstunden machen – wir benötigten zusätzliches Personal», erzählt Markus Hämmerli, Leiter Landesprodukte bei der Agrargenossenschaft Fenaco, dem «SonntagsBlick». Auf die Frage, ob bei ihm ein Engpass drohe, schüttelt auch er den Kopf: «Darüber mache ich mir keine Sorgen, unser Lager ist gut gefüllt!»
901 Neuinfektionen in 24 Stunden
Die Zahl der Coronavirus-Erkrankungen in der Schweiz steigt weiter rasant an: Am Sonntagmittag gab es bereits 7014 bestätigte Fälle, das sind mehr als noch vor 24 Stunden, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilte. 60 Personen sind verstorben.
Die Kantone Tessin, Basel-Stadt und Waadt sind am stärksten betroffen. Die höchste Inzidenz (Fälle pro 100'000 Einwohner) hat laut aktualisiertem Situationsbericht zur epidemiologischen Lage der Kanton Tessin (283,5), gefolgt von den Kantonen Waadt (205,8) und Basel-Stadt (203,8).
Weltweit waren bis am Sonntagmorgen mehr als 300'000 Ansteckungen gemeldet, davon sind mehr als 13'000 Menschen gestorben. Allein in Italien sind mehr als 53'000 Personen erkrankt und 4825 gestorben.
Polizei muss noch zu oft einschreiten
Der Grossteil der Bevölkerung hält sich an die Vorschriften des Bundesrats zur Bekämpfung des Coronavirus. Doch es gibt auch schwarze Schafe. Mit ihnen hat die Polizei alle Hände voll zu tun.
Diese habe in der vergangenen Woche zu oft einschreiten müssen, sagte Stefan Blättler, Präsident der Kantonalen Polizeikommandanten, im Interview mit dem «SonntagsBlick». Quer durch die Schweiz habe die Polizei festgestellt, dass Personen das Social Distancing nicht umsetzten. «Sie sassen gemeinsam in Pärken, verweilten in grossen Gruppen an den Seepromenanden und hielten auch sonst kaum Abstand.»
Letztlich sei es eine Frage des gesunden Menschenverstandes, sagte Blättler. In dieser Situation sei man nicht nur für das eigene Handeln verantwortlich, sondern auch für die Konsequenzen, die dieses für andere habe. «Wir brauchen die gesamte Bevölkerung, um die Ausbreitung des Virus zu einzudämmen.»
Eine Verbesserung der Situation stellt oberste Schweizer Polizist aber durchaus fest. Der Unterschied zu letztem Samstag sei markant: «Das Leben hat sich definitiv verlangsamt.» Ob die neuen Massnahmen des Bundes Wirkung zeigten und die Polizei auch die bisher fast Unbelehrbaren erreiche, werde sich noch zeigen.
Viele Gespräche führen Polizistinnen und Polizisten auch mit Eltern, die ihre Kinder draussen zusammen spielen lassen. Auch diese werden nach Hause geschickt, was manchmal auf Unverständnis stösst. Blättler appelliert an die Eltern, ihre besondere Verantwortung wahrzunehmen. «Uns ist bewusst, dass aktuell viele Freiheiten eingeschränkt werden. Aber nur so können wir die Risikogruppen schützen.»
Der Bundesrat ruft dazu auf, wann immer möglich zu Hause zu bleiben und einen Abstand von mindestens zwei Metern einzuhalten. Seit Freitag sind Gruppen von mehr als fünf Personen in der Öffentlichkeit verboten.
Tessin macht Industriegebiete dicht – Swissmem reagiert prompt
Das Tessin hat eine neue Verordnung erlassen und schliesst für mindestens eine Woche alle Industriegebiete, wie das SRF berichtet. Bereits regt sich Widerstand aus der Branche. Swissmem-Präsident Hans Hess sagte im Interview mit SRF: «Ein kompletter Shutdown wie im Tessin ist nicht im Interesse der Bürgerinnen und Bürger. Es wird zu Problemen bei der Versorgung der Schweizerinnen und Schweizer führen.» Doch der Kanton sieht Ausnahmen in Notlagen vor: Der kantonale Führungsstab könne laut Verordnung die Öffnung einzelner Betriebe bewilligen. Swissmem-Präsident Hess hoffe, dass das Tessin noch zur Vernunft komme und zurückkrebse. «So wie es auch der Kanton Uri bei der Ausgangssperre für über 65-Jährige tun musste.»
Drei Kantone übernehmen Patienten aus Frankreich
Die Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Jura übernehmen je zwei schwerst am Coronavirus erkrankte Patienten aus dem Elsass. Die Verlegungen seien in Vorbereitung, hiess es am Sonntag in einer gemeinsamen Mitteilung.
Zur Zeit seien den drei Nordwestschweizer Kantonen noch Intensivpflegeplätze mit Beatmungskapazitäten in genügender Anzahl vorhanden, begründen die Kantone den Schritt. Die Regierungen der drei Kantone hätten in Absprache mit den Bundesbehörden zugestimmt, dass je zwei Patienten aus dem Elsass ins Universitätsspital Basel, ins Kantonsspital Baselland im Bruderholz und ins Hôpital du Jura in Delsberg verlegt werden könnten.
Die dringenden Anfragen stammen aus dem Département Haut-Rhin. Eine gleiche Anfrage ging auch an die Behörden des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg. Die Spitalkapazitäten für beatmungspflichtige Patienten im Nachbarland Frankreich seien ausgeschöpft.
Die kurzfristige Übernahme von Patientinnen und Patienten aus dem Elsass sei ein gelebtes Zeichen humanitärer Tradition, nachbarschaftlicher Nothilfe und des Willens, die Coronakrise in der trinationalen Region grenzüberschreitend gemeinsam zu begegnen, betonen die drei Kantone in ihrer Mitteilung.
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