Flaute am ImmobilienmarktCorona macht die Mieten günstiger
Viele Wohnungssuchende warten wegen der Krise ab, bevor sie umziehen oder eine eigene Wohnung kaufen. Die Mieten für neu angebotene Wohnungen dürften im laufenden Jahr daher sinken, ebenso wie die Preise für Eigentumswohnungen, erwarten die Immobilienexperten von Wüest Partner.
Die Corona-Krise bringt Vorteile für Wohnungssuchende. Nach Einschätzung der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner dürften die Mieten der angebotenen Wohnungen im laufenden Jahr im Schweizer Durchschnitt um 1,4 Prozent sinken. Auch bei Eigentumswohnungen erwarten die Experten einen Preisrückgang von 0,9 Prozent. Grund ist in beiden Fällen eine sinkende Nachfrage.
«Die Zahl der Umzüge wird in den nächsten Monaten tiefer ausfallen als im selben Zeitraum im vergangenen Jahr», prognostiziert Robert Weinert, Leiter Immo-Monitoring bei Wüest Partner. «Je konkreter der Umzugswunsch schon vor der Corona-Krise war – weil sich die Familie vergrössert hat oder man mit jemandem zusammenziehen möchte –, desto wahrscheinlicher ist es, dass man trotzdem jetzt umzieht», sagt er. Ansonsten würden viele Leute lieber abwarten. Das schmälere die Nachfrage und drücke damit die Preise.
Hinzu kommt, dass die vergleichsweise teuren Singlewohnungen angesichts der Krise nicht mehr so gefragt sein dürften. Noch vor kurzem hatte der Boom bei 1-Personen-Haushalten die Nachfrage nach Mietwohnungen in die Höhe getrieben. Mit dem erwarteten Rückgang bei den Mieten für neu angebotene Wohnungen setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Letztmalig gestiegen sind die Angebotsmieten 2014.
Behörden dicht, keine Schätzer verfügbar
Auch am Markt für Eigentumswohnungen hinterlässt die Pandemie Bremsspuren. Wer schon vor der Krise konkret geplant habe, eine Wohnung zu kaufen, werde das nun wohl weiterverfolgen, erwartet Weinert. Doch marktübergreifend rechnet der Immobilienexperte mit einer geringeren Nachfrage. «Der Transaktionsmarkt wird um einiges ruhiger werden», sagt Weinert.
Das liegt auch am aktuellen Stillstand durch die Krise, der die praktische Umsetzung der Transaktionen erschwert. Viele Behörden seien im Moment zumindest teilweise geschlossen, und Schätzer, die den Wert einer Immobilie ermitteln, bevor die Bank eine Hypothek vergibt, nur eingeschränkt verfügbar. «Das ist derzeit ein organisatorischer Horror», sagt ein Betroffener. Viele Transaktionen werden dadurch aufgeschoben.
Preise für Einfamilienhäuser steigen trotzdem weiter
Trotz der erwarteten Preisrückgänge für Miet- und Eigentumswohnungen rechnen die Immobilienexperten nicht mit einem Einbruch. Schliesslich sei das Bedürfnis nach Wohnraum weiterhin vorhanden, und die rasch ins Leben gerufenen Hilfsmassnahmen des Bundes zur Bewältigung der Krise – wie etwa Kurzarbeitsentschädigung – entfalteten ihre Wirkung. Zudem würden auch weniger Wohnungen gebaut als noch in den vergangenen Jahren.
Unbeeindruckt von der Krise zeigt sich der Markt für Einfamilienhäuser. Hier erwarten die Experten trotz Krise leicht steigende Preise. Grund dafür ist das seit Jahren geringe Angebot, weil nur wenig Einfamilienhäuser gebaut werden. Zudem sind die Zinsen weiterhin tief. Damit ist es für viele vergleichsweise attraktiv, einen Kredit aufzunehmen und sich den Traum von einem eigenen Haus zu erfüllen. Besonders deutlich dürften die Preise in Zürich, der Nordwestschweiz, Bern und in Genf steigen, während im Tessin ein Rückgang zu erwarten ist.
Fehler gefunden?Jetzt melden.