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Vietnamesischer Hafen im Notbetrieb
Corona macht den Kaffee teurer

Ein Arbeiterin überprüft die Qualität der Kaffeebohnen in Ho-Chi-Minh-Stadt.
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Es hält sich unter Weintrinkerinnen und Weintrinkern hartnäckig das Gerücht, dass in der Gastronomie vor allem mit Alkohol der notwendige Umsatz gemacht wird, das Essen bekommt man quasi nahe dem Selbstkostenpreis dazu. Tatsächlich aber sind Kaffee und Tee die Getränke, mit denen sich am leichtesten Geld verdienen lässt. Pulver rein, heisses Wasser drauf, fertig – wenn man keine zweigruppige Siebträgermaschine mit Mahlwerk für eine fünfstellige Investitionssumme aufgestellt hat. Verkaufen lassen sich die Portionen, die allenfalls Rappenbeträge im Wareneinsatz kosten, dann für einige Franken.

Doch bald könnte das weniger ertragreich werden für die Gastronomen. Und für die Kaffeetrinkenden könnte es sogar richtig teuer werden, sich die Tätowierung oder den geölten Bart der oder des Barista mal aus der Nähe anzusehen, während die Milch geschäumt oder ein Einhorn mit Zimt auf den Schaum gestäubt wird. Denn der Preis für Robusta-Kaffee ist in diesem Jahr bereits um 50 Prozent gestiegen. Der Grund ist, wie fast jeder Missstand dieser Zeit, der eine Begründung verlangt: die Pandemie. Ho-Chi-Minh-Stadt steckt seit Monaten in einem harten Lockdown, weil sich die Delta-Variante in Südostasien immer weiter ausbreitet. Und Vietnam ist der weltweit zweitgrösste Kaffeeproduzent. Der grösste, wenn es um die Robusta-Bohnen geht.

Frostschäden in Brasilien

Die Stadt und vor allem ihr Hafen sind zentrale Anlaufstellen im weltweiten Warenverkehr, Güter aus China und Südostasien werden von hier nach Europa verschifft. Nun aber kommen die Waren nicht ohne weiteres nach Ho-Chi-Minh-Stadt und können auch nur schleppend weitertransportiert werden, weil eben die Seuche in der Stadt grassiert und der Hafen nur im Notbetrieb läuft. Dazu kommt eine Container-Knappheit, da der Export weltweit stockt, was die Transportkosten in die Höhe treibt.

Gleichzeitig hat auch Brasilien, der grösste Kaffeeproduzent noch vor Vietnam, in diesem Jahr mit den schlimmsten Frostschäden seit 1994 und einer Dürre zu kämpfen. Der für den Handel vorgesehene Preis für Arabica, eines der wichtigsten Exportgüter des Landes, lag im Juni bereits bei umgerechnet knapp 3.80 Franken pro Kilo Rohkaffee – also die noch nicht geröstete und veredelte Variante – und damit auf dem höchsten Stand seit 2014. In diesem Jahr ist der Preis bereits um 60 Prozent gestiegen.

Unruhen in Kolumbien

Dazu kommen politische Unruhen in Kolumbien, dem drittgrössten Anbauland für Kaffeebohnen. Man könnte also bald den bitteren Nachgeschmack der Globalisierung zu schmecken bekommen, wenn man sich einen Coffee to go mit Mandelmilch schmecken lassen möchte.

Die Frage ist, ob die Baristi die Preise bei diesen Handelsspannen an die Kaffeetrinkerinnen und Kaffeetrinker in Europa weitergeben müssen. In den heutigen Lieferketten wird meistens nach hinten gedrückt, die Kaffeebauern werden also eher das Nachsehen haben. Die Preise für Wein sind in diesem Jahr übrigens stabil geblieben, weil die Trauben in vielen europäischen Regionen angebaut werden – und nicht auf Containerschiffen um die Welt gefahren werden müssen. Wein passt nur leider nicht so gut zum Frühstück.